Nürnberger Hof

Nürnberger Hof, Südfassade in der Braubachstraße
Lage des Nürnberger Hofs in der Frankfurter Altstadt (rot), spätere Straßendurchbrüche.

Der Nürnberger Hof war Messequartier, Stapellager und Handelsvertretung der Nürnberger Kaufleute in der Freien Reichs- und Messestadt Frankfurt am Main.

Bedeutung

Zahlreiche Städte hatten im alten Reich solche Handelshöfe (zu erwähnen sind mindestens noch Trier, Leipzig und Augsburg). Der Nürnberger Hof war in Frankfurt der größte seiner Art und von ihm blieben als einzigem noch Fragmente erhalten. Der größte Teil der Anlage wurde jedoch in drei Phasen zerstört: beim Bau des Straßendurchbruchs der Braubachstraße 1904–06, bei der Vernichtung der Altstadt 1944 sowie beim „Wiederaufbau“ der Altstadt 1952–55.

Nicht nur Nürnberger Kaufleute nahmen hier Quartier, auch die Kaiser Friedrich III. und Maximilian I. sowie Albrecht Dürer wohnten hier bei ihren Aufenthalten in Frankfurt. Seit dem Ende des 17. Jahrhunderts besaßen hier auch die aus Oberitalien eingewanderten Familien Brentano und Guaita ihre Handelsniederlassungen.

Ebenso war der Nürnberger Hof namensgebender Treffpunkt einer Fraktion der Frankfurter Nationalversammlung.

Anlage

Südliche Durchfahrt, spätgotisches Gewölbe mit Nürnberger Wappen (Gerthener).

Der Hof war eine Gasse, die sich in der Mitte zu einem durch zwei Torgebäude abgetrennten Platz erweiterte. Um Gasse und Hof gruppierten sich zahlreiche zur Anlage gehörende Gebäude. An beiden Enden war die Gasse durch zwei einfache Torbögen vom übrigen Straßennetz abgetrennt.

Die Anlage befand sich nördlich des Römerbergs und östlich von Paulsplatz und Neuer Kräme. Sie verlief in Nord-Süd-Richtung von der ehemaligen Schnurgasse (in etwa die heutige, aber viel breitere Berliner Straße) zur Gasse Hinter dem Lämmchen, wenige Schritte vom Steinernen Haus am Alten Markt.

Baugeschichte

Nürnberger Hof um 1897 (innerer Hof)

Der Nürnberger Hof entstand aus zwei eigenständigen Hofanlagen, dem Glauburghof und dem Schmidthof. Der Glauburghof war nach seinem Eigentümer, der Frankfurter Patrizierfamilie Glauburg, benannt, und war im 13. Jahrhundert der Stammsitz der Familie.

Die südliche Durchfahrt zum inneren Hof entstand um 1410 nach Entwürfen des Frankfurter Dombaumeisters Madern Gerthener. Die Durchfahrt zeigt ein reiches, spätgotisches Sterngewölbe auf Wappenkonsolen. Die Schlusssteine zeigen die Stadtwappen von Frankfurt und Nürnberg. An der südlichen Seite der Durchfahrt befand sich ein Eisentor.

1485 wurden Glauburghof und der nördlich (zur Schnurgasse hin) gelegene Schmidthof zu einer Anlage vereinigt.

Die Neuanlage des Straßendurchbruchs der Braubachstraße 1905 führte mitten durch die Anlage und zerstörte den zentralen Hof des Ensembles. Bei der Vernichtung der Altstadt im März 1944 wurden weitere Bauteile zerstört.

Der Nordeingang des Ensembles (zur Schnurgasse) überlebte die Bombennächte fast unbeschädigt, wurde dann aber 1953 beim Bau der „autogerechten“ Verkehrsschneise Berliner Straße abgerissen.

Der frühere Nordeingang befand sich ungefähr in der Mitte der heutigen Berliner Straße auf Höhe des Hauses Nr. 33–35

Erhaltene Bauteile

Barocker Torbogen der nördlichen Zufahrt.

Von den umfangreichen Anlagen des Nürnberger Hofs sind heute nur noch die beiden Tordurchfahrten zum inneren Hof erhalten. Die beschriebene südliche Durchfahrt Gertheners befindet sich am Haus Braubachstraße 31, auch vom Römerberg her zu erreichen (rechts neben dem Steinernen Haus). Auf der anderen Seite der Braubachstraße (Im Hof des Hauses Nr. 28) hat sich die nördliche Zufahrt zum Innenhof erhalten, ein barockes Tor aus der Zeit um 1720.

Literatur

  • Haberland, Ernst-Dietrich: Madern Gerthener "der stadt franckenfurd werkmeister". Baumeister und Bildhauer der Spätgotik. Knecht, Frankfurt 1992.
  • Wolf-Christian Setzepfandt: Architekturführer Frankfurt am Main/Architectural Guide. 3. Auflage. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 2002, ISBN 3-496-01236-6.

Weblinks

Commons: Nürnberger Hof – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 50° 6′ 40″ N, 8° 40′ 59″ O

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Frankfurt Am Main-Fay-BADAFAMNDN-Heft 03-Nr 034-1897-Nuernbergerhof innere Ansicht.jpg
Das Innere des eigentlichen Nürnberger Hofs (Glauburger Hofs) mit dem Ausgang nach der Strasse „Hinter dem Lämmchen“. Die Häuser in demselben sind Wohnhäuser, das mit hohem Giebel versehene Gebäude mit der Freitreppe in der linken Ecke aber ist das „Gasthaus zum Nürnberger Hof“. Der Nürnberger Hof diente zwei Kaisern, Friedrich und Maximilian, in den Jahren 1476 und 1517 zu ihrem Aufenthalt, der Kurfürsten und Fürsten nicht zu gedenken, die sich von Zeit zu Zeit darin aufhielten. So findet sich in Olenschlagers neuen Erläuterungen der Goldenen Bulle Kaiser Karl der IV. angeführt: „Anno Domini XIIIIc LXXXVI (1486) hat unser allergnädigster Her der Romische Keyser der Kurfürsten und andern Fürsten und Herren des Richs ein Tag uff Sebastian zu Franckfort zu sin angesetzt und usschriben lassen; Und sint diese nachbenannte Fürsten Herren darauf uff obengenante Zyt geyn Fanckfort komen zu seiner Kaiserlichen Majestat in den Norenberger Hoff in sine Herberge auch sust die Fürsten und Herren zu eynander alle Tage geritten und geratslagt“ etc. Der Zwergbau über dem inneren Thorbogen nach der Gasse hinter dem Lämmchen ist noch eines der alten Gebäude, das sich durch seine Gewölbe mit Wappen und gothischen Zierrathen besonders auszeichnet. Die Wappen sind: in der Mitte: von Glauburg und von Kranchen und neben herum: von Bär, von Oppen, von Krauch, Weiss von Limburg, im Saal genannt Spangenberg und von Knobloch. Das jetzige Gasthaus war schon im Jahre 1704 ein solches. Der Brunnen im Nürnberger Hof war schon im 13. Jahrhundert vorhanden. Im Jahre 1848 zur Zeit des Vorparlaments tagten im Gasthause zum Nürnberger Hof die extremsten Glieder der damaligen Bewegung, unter Andern Joseph Fickler von Constanz, Carl Blind, August Willich etc. und von hier aus wurde beschlossen, in Baden loszuschlagen und zwar im Seekreis, wo die Stimmung der Bevölkerung der Sache am günstigsten schien. Im Nürnberger wohnte auch der reiche Frankfurter Kaufherr Jacob Heller mit seiner Gemahlin Katharina von Melem, die hier von Albrecht Dürer besucht wurden, der für sie das berühmte Altarbild für die Dominikanerkirche malte.
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Nürnberger Hof, Braubachstraße
Frankfurt Am Main-Fay-BADAFAMNDN-Heft 04-Nr 039-1897-Im Hainer Hof-UCSAR.jpg
Der Hof am Pfarreisen, der heute diesen Namen führt, kommt schon 1240 in den Frankfurter Aufzeichnungen vor. Damals kaufte das berühmte Kloster Hayna, des Cistenzieser-Ordens, von Friedrich von Marburg und dessen Gemahlin Irmengard den beim damaligen Kirchhof gelegenen (juxta cimiterium sitam) Hof. Derselbe war anfänglich weit grösser als heute, indem nach und nach Theile davon abgetrennt wurden. Noch 1529 liess der Abt des Haynaer Klosters, Dietmaer von Wetter, eine neue Behausung im Hainer Hof anfangen, starb aber am 9. Mai desselben Jahres. Wie weit der genannte Friedhof früher gegangen war, ist wohl nicht mehr genau nachzuweisen, aber als man 1780 im Hainerhof eine Cisterne grub, wurden dorten Todtengebeine aufgefunden. Die Kapelle im Hainerhof, die wir auf dem Bilde rechts erblicken, war bereits im Jahre 1146 aufgerichtet. Im Jahre 1142 war der heilige Bernhard in Frankfurt, wo er den Kaiser Conrad zu einem Zug in das gelobte Land aufmunterte und im Hainerhof grosse Wunder that, indem er viele Kranke heilte und dabei einen solchen Zudrang fand, dass ihn der Kaiser mit eigenen Armen aus dem Gedränge heraustragen musste. Dem heiligen Abte zu Ehren wurde die Kapelle getauft und zwei Mönchen dabei Aufenthalt angewiesen. Nach und nach zerfiel aber die Kapelle und 1474 liess sich ein Patrizier, Jacob v. Inckhausen sonst zu Schwanau genannt und dessen Gemahlin, Rilche von Hotzheim, vorher verehelichte Weisen von Limburg wieder aufbauen. Das Haus mit dem Thorbogen, durch welchen letzteren man in den Hof gelangt, hiess das „Pforthaus“, an das rechts der „Alte Schweizer“ stösst. Im Hof selbst rechts in der Ecke, steht der „goldene Hühnerfuss“, daneben der „goldene Hirsch“, schon 1601 unter diesem Namen bekannt und seit langen Zeiten ein Wirthshaus, dann folgt die Kapelle dieser zunächst das Hessenkassel'sche Posthaus. Das querstehende Haus hiess zur „Eule“; auf der linken Seite befindet sich der ehemalige „Löwe“, dann der „Palmbaum“, in welchem am 8. August 1718 die Base des Canonikus Hormick (vom Bartholomäus-Stift) in den Keller fiel und den Hals brach; das nächstfolgende Haus ist das Hinterhaus der auf das Pfarreisen stossenden „grossen Linde“. Im Hofe befand sich ein schöner Brunnen, der 1745 mit Pumpe versehen war, aber doch für den Nothfall Eimer und Rolle behielt. In der Mitte dieses Jahrhunderts wurde er entfernt.
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