Musikjahr 1703
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Übersicht der Musikjahre
Weitere Ereignisse
Musikjahr 1703 | |
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In Hamburg blüht, unter der Leitung des Komponisten Reinhard Keiser, das 1678 am Gänsemarkt als Opern-Theatrum eröffnete erste bürgerliche deutsche Opernhaus. Georg Friedrich Händel wird hier Violinist im Opernorchester. |
Ereignisse
- Spätestens ab März ist Johann Sebastian Bach als Lakai und Violinist in der Privatkapelle des Mitregenten Johann Ernst von Sachsen-Weimar angestellt. Bei einer Orgelprobe am 17. März knüpft er Kontakte zum Rat in Arnstadt. Am 9. August erhält er ohne weiteres Probespiel seine Bestallung als Organist der Neuen Kirche in Arnstadt. Für ein ungewöhnlich hohes Gehalt von 50 Gulden und 30 Gulden für Kost und Logis ist Bach an der Neuen Kirche offiziell zunächst nur für das Orgelspiel zuständig, später aber auch für die Zusammenarbeit mit dem Chor des Lyzeums verpflichtet.
- Sommer: Georg Friedrich Händel gibt sein Jurastudium an der Universität in Halle auf und begibt sich nach Hamburg. Dort blüht, unter der Leitung des Komponisten Reinhard Keiser, das 1678 am Gänsemarkt als Opern-Theatrum eröffnete erste bürgerliche deutsche Opernhaus. In jenem Opernorchester spielt Händel anfangs Violine, später Cembalo. Er befreundet sich mit dem Komponisten, Dirigenten und Sänger Johann Mattheson. Als an der Lübecker Marienkirche der Posten des berühmten Komponisten und Organisten Dieterich Buxtehude vakant wird, weil dieser wegen seines hohen Alters in den Ruhestand gehen will, reisen Händel und Mattheson im August zusammen nach Lübeck. Aber keiner von beiden bewirbt sich um die Stelle, denn der erfolgreiche Kandidat müsste gemäß der Tradition die älteste Tochter Buxtehudes heiraten.
- Johann Sebastian Bach nimmt die neu gebaute Orgel des Orgelbauers Johann Friedrich Wender in der Neuen Kirche Arnstadt in Thüringen ab.
- Nicolas Bernier veröffentlicht seine ersten Kantaten.
- Jakob Greber gibt sein Londoner Debüt als Theaterkomponist.
- Reinhard Keiser leitet von 1703 bis 1707 gemeinsam mit dem Dramaturgen Drüsicke das Opernhaus am Gänsemarkt in Hamburg.
- Alessandro Scarlatti wird Maestro di Cappella in Santa Maria Maggiore in Rom. Da dort seit 1698 durch einen Erlass von Papst Innozenz XII. sämtliche Theater- und Opernaufführungen verboten sind, widmet sich Scarlatti – von einigen Opern abgesehen, die er zwischen 1703 und 1706 für die Privataufführungen von Cosimo de’ Medici schreibt – vor allem der geistlichen Musik.
- In Neapel werden ab 1703 die ersten Opern von Domenico Scarlatti aufgeführt.
- Agostino Steffani wird Rektor und Kurator an der Universität Heidelberg.
- Antonio Vivaldi betreut als maestro di violino das Orchester des Ospedale della Pietà, eines von vier Heimen in Venedig für Waisenmädchen.
Uraufführungen
Bühnenwerke
Oper
- 1. Juli: Das Singspiel in drei Akten Der verführte Claudius von Reinhard Keiser mit einem Libretto von Heinrich Hinsch hat ihre Uraufführung an der Oper am Gänsemarkt in Hamburg. Mit dieser Oper führen Keiser bzw. sein Librettist Hinsch erstmals einzelne italienische Arien in eine eigentlich deutschsprachige Oper ein. Diese Praxis wird in den folgenden Jahren zum Standard in Hamburg.
- 27. September: In der Villa Pratolino in Florenz wird die Oper Arminio von Alessandro Scarlatti auf das Libretto von Antonio Salvi erstmals aufgeführt. Der Inhalt der Oper basiert auf dem Leben Arminius’, des Fürsten der Cherusker, der den Römern im Jahre 9 n. Chr. in der Varusschlacht mit der Vernichtung von drei Legionen eine ihrer verheerendsten Niederlagen beibrachte.
- Carlo Agostino Badia – La Psiche (Wien)
- Antonio Caldara
- Farnace
- Gli equivoci del sembiante
- Francesco Gasparini – Amor della patria
- Zwei weitere Opern von Reinhard Keiser werden in Hamburg uraufgeführt:
- das Singspiel in drei Akten Die Geburt der Minerva auf das Libretto von Heinrich Hinsch
- das Singspiel in drei Akten Die über die Liebe Triumphirende Weißheit/ oder: Salomon auf das Libretto von Christian Friedrich Hunold nach dem Salomon von Herzog Anton Ulrich von Braunschweig oder Johann Christian Knorr von Rosenroth
- Die lyrische Tragödie Ulysse von Jean-Féry Rebel wird an der Académie royale de musique uraufgeführt.
- Domenico Scarlatti
- L’Ottavia Ristituita al Trono (Neapel, Libretto von Giulio Convò; 32 Soloarien und zwei Duette sind erhalten)
- Il Giustino (Neapel, Libretto von Giulio Convò nach Nicolò Beregan; 21 Soloarien und drei Duette sind erhalten)
Instrumentalmusik
Kammermusik
- William Corbett – The Instrumental Musick for January, February and March, for 2 flutes and b.c
Vokalmusik
Geistlich
- Tomaso Albinoni – I trionfi di Giosuè (Gemeinschaftsarbeit mit Alessandro Scarlatti, Giovanni Bononcini u. a.)
- Nicolas Bernier – Premier livre de motets à 1, 2, et 3 voix
- François Couperin – Quatre versets d'un motet
Weltlich
- William Corbett
- As You Find It
- Love Betrayed, or The Agreeable Disappointment
Lehrwerke
- Johann Kuhnau – Fundamenta compositionis (Abhandlung)
Instrumentenbau
- Johann Friedrich Wender stellt seine Orgel in der Neuen Kirche, heutige Bach-Kirche in Arnstadt fertig.
- Andreas Silbermann und sein Bruder Gottfried Silbermann stellen die Orgel für das St.-Margareten-Kloster in Straßburg fertig. Die Orgel findet sich seit 1793 in der protestantischen St. Gallus-Kirche zu Ittenheim (Bas-Rhin).
- Antonio Stradivari baut die Violinen Dancla, Montbel, Allegretti, Alsager, Emiliani und Lady Harmsworth.
Geboren
Geburtsdatum gesichert
- 20. Januar: Joseph-Hector Fiocco, Violinist und Komponist aus den habsburgischen Niederlanden († 1741)
- 15. April: Luisa Bergalli, venezianische Dichterin und Librettistin († 1779)
- 8. Mai: Gottlob Harrer, deutscher Komponist und Thomaskantor († 1755)
- 12. Mai: Joseph-Nicolas-Pancrace Royer, französischer Komponist, Cembalist und Sänger († 1755)
Genaues Geburtsdatum unbekannt
- Matthew Dubourg, irischer Violinvirtuose und Komponist († 1767)
- Johann Gottlieb Graun, deutscher Violinist und Komponist († 1771)
- Johann Peter Migendt, deutscher Orgelbauer († 1767)
- Johann Friedrich Lampe, deutsch-britischer Komponist und Fagottist († 1751)
Geboren um 1703
- John Travers, englischer Komponist, Organist und Musik-Kopist († Juni 1758)
Gestorben
Todesdatum gesichert
- 31. März: Johann Christoph Bach, deutscher Komponist (* 1642)
- 14. September: Gilles Jullien, französischer Komponist und Organist (* um 1653)
- 3. Oktober: Alessandro Melani, italienischer Komponist, Sänger und Kapellmeister (* 1639)
- 30. November Nicolas de Grigny, französischer Komponist (* 1672)
Genaues Todesdatum unbekannt
- Andrés Lorente, spanischer Musiktheoretiker, Organist und Komponist (* 1624)
- Johann Jacob Löwe, deutscher Hofkapellmeister und Organist (* 1629)
Gestorben um
- Martin Köler, deutscher Komponist und Kapellmeister (* um 1620)
Siehe auch
Weblinks
Auf dieser Seite verwendete Medien
Alessandro Scarlatti - Arminio - title page of the libretto - Florence 1703
Autor/Urheber: Metilsteiner, Lizenz: CC BY 3.0
Gedenktafel für Johann Christoph Bach an der Fassade des Hauses An der Münze 3 in Eisenach.
Johann Christoph Bach
Das Opernhaus am Gänsemarkt (Ausschnitt aus einer Stadtansicht von Paul Heinecken 1726
Autor/Urheber: © Ralph Hammann - Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Dieses Objekt ist als historisches Denkmal (Monument Historique) klassifiziert. Es ist aufgeführt in der Base Palissy, einer Datenbank über bewegliche Denkmale des französischen Kulturministeriums, unter den Angaben PM67001030, IM67010755 und buffet PM67000608 buffet.
Autor/Urheber: Keiser, Reinhard ; Hintsch, Heinrich, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Reinhard Keiser - Der verführte Claudius - Titelblatt des Librettos von 1703
Autor/Urheber: Mtag, Lizenz: CC0
Die Wender-Orgel der Bachkirche Arnstadt
Autor/Urheber: Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Lizenz: CC0