Museum Giersch

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Das Museum Giersch der Goethe-Universität (2016)
Museum Giersch (2008)

Das Museum Giersch der Goethe-Universität ist ein Ausstellungshaus am Museumsufer in Frankfurt am Main. In seinen Wechselausstellungen präsentiert es Themen aus Kunst, Kultur und Wissenschaft – mit einem besonderen Fokus auf der Rhein-Main-Region als geografischer Schnittstelle. Unter diesem Blickwinkel widmet es sich der Erforschung und Vermittlung bislang unbeachteter künstlerischer Positionen und kultureller Zusammenhänge durch alle Epochen hinweg bis in die Gegenwart. Als eine Institution der Goethe-Universität greift das Ausstellungshaus zudem Themen mit interdisziplinärem Bezug auf.

Geschichte

Das Museum befindet sich in einer der seltenen erhaltenen Ufervillen am Sachsenhäuser Mainufer. Die Villa wurde 1910 im Stil des Neoklassizismus für die Frankfurter Bauunternehmerfamilie Holzmann errichtet.

Am 24. September 2000 eröffnete das Ausstellungshaus unter dem Namen „Haus Giersch – Museum Regionaler Kunst“. Die Gründungsinitiative ging von dem Frankfurter Unternehmer Carlo Giersch und seiner Frau Karin aus.[1][2] Ihr Ziel war es, für die Öffentlichkeit ein Museum für überregional bedeutsame, bislang unerforschte Themen der Kunst- und Kulturgeschichte des Rhein-Main-Gebiets zu schaffen. Träger des Museums war die gemeinnützige Stiftung Giersch, die 1994 aus dem Privatvermögen des Ehepaars Giersch gegründet worden war.[3] Sie sanierte die von ihr 1998 erworbene Villa Holzmann und baute sie zu einem modernen Ausstellungshaus um. Ab 2005 führte das Museum die kürzere Bezeichnung „Museum Giersch“.

Anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Goethe-Universität im Jahr 2014 übergab die Stiftung Giersch das Museum für 30 Jahre in die Trägerschaft der Universität.[4][5]

Seit 2015 trägt das Ausstellungshaus den Namen „Museum Giersch der Goethe-Universität“. Es widmet sich weiterhin der Kunst und Kultur der Rhein-Main-Region und zeigt nun ebenso Ausstellungen mit besonderem Bezug zur Geschichte und Gegenwart der Goethe-Universität. Zudem ist die Museumsvilla ein Veranstaltungs- und Begegnungsort der universitären Community.

Als Gründungsdirektor leitete der Kunsthistoriker Manfred Großkinsky das Haus bis Dezember 2019. Von Mai 2020 bis November 2022 leitete die bis dahin stellvertretende Direktorin, die Kunsthistorikerin Birgit Sander, das Ausstellungshaus.[6][7][8][9]

Ausstellungsprogramm

Das Programm war zunächst auf Überblicksausstellungen und monographische Präsentationen zur Malerei aus dem Rhein-Main-Gebiet im 19. und frühen 20. Jahrhundert konzentriert. Allmählich erweiterte sich das Spektrum um Gattungen wie Skulptur, Fotografie, Graphik und Buchkunst. Zudem dehnte sich der Zeitraum der Themen von der Neuzeit bis in die Gegenwart aus. Große Überblicksausstellungen zur Kunst der Rhein-Main-Region betrafen die frühe Photographie 1839–1885, die Frankfurter Bildhauerei im 19. und 20. Jahrhundert und die Epochen Romantik und Expressionismus. Zahlreiche unbekanntere Künstler wurden in monographischen Ausstellungen gewürdigt, darunter Marie-Louise von Motesiczky, Reinhold Ewald, Ottilie W. Roederstein oder Ludwig Meidner. Zudem gab es Ausstellungen zu lokal ansässigen Sammlern und Kunstförderern, wie beispielsweise Heinrich von Liebieg.

Nach der Übertragung an die Goethe-Universität erfolgten Kooperationen mit Instituten, Lehrenden und Studierenden der Goethe-Universität unter besonderer Einbeziehung der universitären Sammlungen. Hierzu zählen die Überblicksausstellung zu den Sammlungen anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Goethe-Universität 2014 sowie Kooperationen mit dem Graduiertenkolleg „Wert und Äquivalent“, dem Frobenius-Institut für Kulturanthropologie sowie der Städel Kooperationsprofessur und Studierenden am Kunstgeschichtlichen Institut der Goethe-Universität.

Sonderausstellungen (Auswahl)

  • 2010: Die Bildhauer August Gaul und Fritz Klimsch
  • 2011: Expressionismus im Rhein-Main-Gebiet
  • 2011: Carl Morgenstern und die Landschaftsmalerei seiner Zeit
  • 2012: Wilhelm Steinhausen – Natur und Religion[10]
  • 2012: Kunstschätze des Mäzens Heinrich von Liebieg
  • 2013: Faszination Fremde
  • 2013: Künstlerin sein! Ottilie W. RoedersteinEmy RoederMaria von Heider-Schweinitz[11]
  • 2014: Die andere Moderne – Kunst und Künstler in den Ländern am Rhein 1900 bis 1922
  • 2014: Frankfurter Landschaftsmaler aus drei Generationen: Carl Peter BurnitzHanny Franke – Klaus Kappel
  • 2014: „Ich sehe wunderbare Dinge – 100 Jahre Sammlungen der Goethe-Universität Frankfurt am Main
  • 2015: Romantik im Rhein-Main-Gebiet
  • 2015: Reinhold Ewald (1890–1974)
  • 2016: Horcher in die Zeit – Ludwig Meidner im Exil[12]
  • 2016: Goethe und die „Dame in Blau“. Köpfe der Goethe-Universität
  • 2016: Kommen und Gehen – von Courbet bis Kirkeby. Künstleraufenthalte in der Region Frankfurt/RheinMain
  • 2017: Ersehnte Freiheit. Abstraktion in den 1950er Jahren.[13]
  • 2017: Laura J. Padgett: somehow real
  • 2017: Von Frankfurt nach New York – Eric und Jula Isenburger[14][15]
  • 2018: Freiraum der Kunst – Die Studiogalerie der Goethe-Universität Frankfurt 1964–1968[16]
  • 2018: Paris, Frankfurt am Main und die 1968er Generation. Fotografien von Inge Werth[17][18]
  • 2018: Faszination der Dinge – Werte weltweit in Archäologie und Ethnologie[19]
  • 2019: Frobenius – Die Kunst des Forschens[20]
  • 2019: Heinrich Mylius (1769–1854) – Ein europäischer Bürger zwischen Frankfurt am Main und Mailand[21]
  • 2019: Georg Heck (1897–1982) – Retrospektive[22]
  • 2020: Die Welt im BILDnis. Porträts, Sammler und Sammlungen in Frankfurt am Main von der Renaissance bis zur Aufklärung[23]
  • 2022: Die Fotografinnen Nini und Carry Hess
  • 2022: ORTSWECHSEL. Die Kunstsammlung der Deutschen Bundesbank zu Gast im Museum Giersch der Goethe-Universität
  • 2022: ORTSWECHSEL. Die Kunstsammlung der Deutschen Bundesbank zu Gast im Museum Giersch der Goethe-Universität
  • 2023: Spontan und konstruktiv – Ernst Weil (1919–1981)

Weblinks

Commons: Museum Giersch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. »Es bleibt einem nur das, was man verschenkt« Artikel aus dem Webmagazin der Goethe-Universität, abgerufen am 8. Oktober 2020.
  2. Karin und Carlo Giersch – Die Anstifter Artikel aus der Frankfurter Neuen Presse, abgerufen am 8. Oktober 2020.
  3. »Museum Giersch« Artikel von der Website der Stiftung Giersch, abgerufen am 9. September 2022.
  4. Das Museum Giersch wird von der Goethe-Universität Frankfurt übernommen. Frankfurter Allgemeine Zeitung, zugegriffen am 23. April 2015.
  5. Uni übernimmt ihr Museum Frankfurter Neue Presse, zugegriffen am 8. Oktober 2021.
  6. Zwei lachende Augen: Manfred Großkinsky geht in den Ruhestand Journal Frankfurt, abgerufen am 29. September 2020.
  7. Dr. Birgit Sander tritt Nachfolge von Dr. Großkinsky an. Museum Giersch der Goethe-Universität unter neuer Leitung. Goethe-Universität Frankfurt am Main: Pressemitteilung vom 28. April 2020, abgerufen am 28. April 2020.
  8. Personalwechsel im Museum Giersch: Kunsthistorikerin Birgit Sander ist neue Direktorin, hr2 Kultur, abgerufen am 29. September 2020.
  9. Interview mit Birgit Sander, Leiterin des Museum Giersch der Goethe-Universität, Unireport, abgerufen am 29. September 2020.
  10. Das Heilige, immer und überall. Ausstellungsbesprechung aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, abgerufen am 8. Oktober 2020.
  11. Der Kaiser, gemalt von einer Frau! Ausstellungsbesprechung aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, abgerufen am 8. Oktober 2020.
  12. Am Abgrund des Lebens. Ausstellungsbesprechung aus der Frankfurter Neuen Presse, abgerufen am 8. Oktober 2020.
  13. Wie eine Ausstellung entsteht: Unterwegs im Museum Giersch der Goethe-Universität. Artikel aus dem Webmagazin der Goethe-Universität, abgerufen am 8. Oktober 2020.
  14. Weitermachen, Jula malen. Ausstellungsbesprechung aus der Frankfurter Rundschau, abgerufen am 8. Oktober 2020.
  15. Isenburger-Archiv jetzt in Frankfurt. Artikel aus dem Main-Echo, abgerufen am 8. Oktober 2020.
  16. Happenings und Aktionskunst. Ausstellungsbesprechung aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, abgerufen am 8. Oktober 2020.
  17. Inge Werth – eine Chronistin der 68er Ausstellungsbesprechung aus der Frankfurter Rundschau, abgerufen am 9. Oktober 2020.
  18. Revolte vor der Linse Ausstellungsbesprechung aus der Frankfurter Rundschau, abgerufen am 9. Oktober 2020.
  19. Der Fluss, eine Person. Ausstellungsbesprechung aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, abgerufen am 8. Oktober 2020.
  20. Der Geist der Felsbilder. Ausstellungsbesprechung aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, abgerufen am 8. Oktober 2020.
  21. Heinrich Mylius im Museum Giersch: Das Richtige tun Ausstellungsbesprechung aus der Frankfurter Rundschau, abgerufen am 8. Oktober 2020.
  22. Georg Heck: Das Auge des Künstlers Ausstellungsbesprechung aus der Frankfurter Rundschau, abgerufen am 8. Oktober 2020.
  23. Reichtum und Eheglück dazu Ausstellungsbesprechung aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, abgerufen am 8. Oktober 2020.

Koordinaten: 50° 6′ 5,4″ N, 8° 40′ 14,2″ O

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Autor/Urheber: Museum Giersch, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Das Museum Giersch der Goethe-Universität versteht sich als „Fenster der Universität“ zur Stadt Frankfurt und der Region Rhein-Main.
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(c) I, Dontworry, CC BY-SA 3.0
Die Galerie "Museum Giersch" in Frankfurt am Main. Die spätklassizistische Villa Holzmann am Schaumainkai 83 wurde um 1910 für die Unternehmerfamilie Holzmann errichtet. Die Villa hatte 1997 die Stadt Frankfurt für den vergleichsweise günstigen Preis von etwa 1,5 Millionen Mark an die Frankfurter Unternehmer und Senatoren E. h. Karin Giersch und Professor Carlo Giersch (Spoerle Electronic + UNIELEKTRO) verkauft, der dann gut sieben Millionen Mark in Sanierung und Umbau des Gebäudes steckte, in dem das von ihm finanzierte und seinen Namen tragende Museum untergebracht wurde. Allerdings sieht ein Eintrag im Grundbuch vor, dass die ausschließliche Nutzung des Gebäudes für kulturelle Zwecke vorschreibt.