Multinationales Korps Nord-Ost

Multinationales Korps Nord-Ost
— MNC NE —
XXX


Verbandsabzeichen
Aufstellung18. September 1999
StaatNATO NATO

Gründungsnationen sind fett markiert

TypNATONATO, North Atlantic Treaty Organization Rapidly Deployable Corps Headquarters
TruppenteilePolen Stabskompanie

NATONATO, North Atlantic Treaty Organization Multinationale Division Nord
NATONATO, North Atlantic Treaty Organization Multinationale Division Nordost
Estland Estnische Division
Fernmeldezug
DeutschlandFrankreichFrankreich Deutsch-Franz. Brigade
Führungsunterstützungsbrigade

UnterstellungNATONATO, North Atlantic Treaty Organization SHAPE
Sitz des Stabes Stettin Polen
WebsiteMNC NE
Führung
Kommandierender GeneralGenerał broni Dariusz Parylak Polen
Stellvertretender KommandeurGeneralmajor Brian Nissen Danemark
Chef des StabesBrigadegeneral Ullrich Spannuth Deutschland
Insignien
Barettabzeichen

Das Multinationale Korps Nord-Ost (englisch Multinational Corps Northeast, MNC NE) ist das aufgrund eines Beschlusses von 1998 zwischen Dänemark, Polen und Deutschland aufgestellte gemeinsame militärische Hauptquartier, das am 18. September 1999 in Stettin in Dienst gestellt wurde.

In den ersten gut zwei Jahrzehnten nach seiner Aufstellung zählte das Multinationale Korps Nord-Ost, anders als die ursprünglich als Großverband konzipierte Ebene des Korps, dem mehrere Divisionen unterstellt waren, zu den schnell verlegbaren Hauptquartieren (Rapidly Deployable Corps Headquarters) des NATO-Hauptquartiers Supreme Headquarters Allied Powers Europe (SHAPE).

Auf Grund der expansiven Politik Russlands in den 2010er Jahren verlagerte sich der Schwerpunkt nach 2014 (Annexion der Krim, Russisch-Ukrainischer Krieg, seit dem 24. Februar 2022 von Russland eskaliert) allmählich und beschleunigt nach dem NATO-Gipfel von Madrid 2022 auf die Bündnisverteidigung mit direkt unterstellten Divisionen.

Geschichte

Beim NATO-Gipfel in Madrid 1997 wurde den vormaligen Ostblock-Staaten Polen, Ungarn und Tschechien ein NATO-Beitritt angeboten; die drei Staaten traten zum 12. März 1999 der NATO bei. Die Verteidigungsminister Dänemarks, Deutschlands und Polens vereinbarten am 16. April 1998 die Aufstellung eines gemeinsamen Korps. Ausgehend vom deutsch-dänischen Korps LANDJUT sollten Truppen aus Polen nach dessen NATO-Beitritt in das Korps integriert werden. Am 5. September 1998 unterzeichneten sie in Stettin das Übereinkommen zur Bildung des Korps, in dem dessen Grundlagen festgelegt wurden.[2] Indem ein bestehendes Korps (LANDJUT) nach Stettin verlegt wurde, konnte bereits Ende 2000 die Einsatzbereitschaft des neu gebildeten Korps gemeldet werden. Das Korps war zunächst nicht in die NATO-Kommandostruktur eingebunden. 2005 bestand das Korps die obligatorische „volle operative Einsatzfähigkeit“ und war damit als eines der NATO Deployable Headquarters von SHAPE befähigt, seit 2006 an NATO-Missionen teilzunehmen bzw. diese zu führen. Von Januar bis August 2007 war das Multinationale Korps Nord-Ost für die operative Leitung der ISAF in Afghanistan verantwortlich; es beteiligte sich im Jahr 2010 erneut an der ISAF.[3]

Am 18. September 2009 feierte das Korps sein zehnjähriges Bestehen.

Am 14. Juni 2017 zertifizierte die NATO das MNC NE durch als Hauptquartier für High-Readiness-Forces (High-Readiness Forces Headquarters (Land)), womit das Korps die Führungsfunktion über Landoperationen an der nordöstlichen Flanke der NATO, insbesondere dem Baltikum und Nordpolen, übernahm. Es war seinerzeit damit das einzige Hauptquartier der NATO mit einem festgeschriebenen regionalen Verantwortungsbereich.[4] Die vier 2017 aufgestellten NATO-Battlegroups in den drei baltischen Staaten und Polen waren neben den Korpstruppen (seinerzeit eine polnische Stabskompanie, ein multinationaler Fernmeldezug und die multinationale Führungsunterstützungsbrigade) die ersten dem Korps direkt unterstellten Kampftruppen.

In den Jahren 2018 und 2019 wurden zwei multinationale Divisionen, Nordost und Nord aufgestellt, die nachdem sie 2018 und 2023 ihre volle Einsatzbereitschaft erlangten, ebenfalls dem MNC NE unterstellt wurden.[5]

Im Verlauf der folgenden Jahre verlagerte sich Schwerpunkt der Aufgaben immer weiter Richtung Bündnisverteigung, insbesondere seit 2022, als die bisherige Struktur des Bündnisses von der NATO Response Force (NRF) nach dem NATO-Gipfel in Madrid durch das New Force Model (NFM) abgelöst wurde. Das Korps ist demnach ein "Tier-1" Korps.

Im Jahr 2022 wurde auch eine estnische Division aufgestellt. Sie wurde 2023 dem MNC NE unterstellt.[6] Ein neuer regionaler Verteidigungsplan entstand nach dem NATO-Gipfel in Vilnius 2023 und sowohl die direkt unterstellten Korpstruppen als auch die geführten weiteren Großverbände wurden im Umfang erweitert.

Im Jahr 2025 wurde Litauen offiziell die vierte Rahmennation des Korps.[7]

Aufgaben

Die Hauptaufgaben des Korps sind:[8]

  • Planung und Durchführung gemeinsamer Verteidigung gemäß Artikel 5 des NATO-Vertrages
  • Friedenserhaltende oder -schaffende multinationale Einsätze; diese Rolle trat nach 2022 in den Hintergrund
  • Rettungseinsätze und Katastrophenhilfe

Dazu ist das Korps in der Lage, als NATO Deployable Headquarters einen multinationalen Einsatz wie ISAF zu führen.

Gliederung

Im Stab des Korps sind (2018) 25 NATO-Bündnispartner vertreten.[9] Federführend und Truppensteller sind die drei Gründungsnationen Deutschland, Dänemark und Polen. Die einzelnen Truppenteile sind national geführt und unterstehen nur im Bedarfsfall dem multinationalen Korpskommando, das wiederum dem Supreme Headquarters Allied Powers Europe unterstellt ist. Die deutschen Anteile werden also, solange der Bedarfsfall nicht eingetreten ist, weiterhin vom Kommando Heer geführt. Im Hauptquartier in Stettin ist die Amtssprache Englisch. Ungewöhnlich für einen militärischen Verband ist der trilaterale Korpsausschuss, der gegenüber dem Korpsstab weisungsbefugt ist. Die Präsidentschaft wechselt jährlich zwischen den einzelnen Ländern. Die Führungsstellen sind unter den drei federführenden Ländern gleichgewichtig aufgeteilt. Das Korps ist nicht ständig voll präsent, sondern außerhalb von Einsätzen nur als Stab aufgestellt.

Derzeit unterstehen dem Korps die folgenden "Tier-1" Verbände, deren Personal truppendienstlich den jeweiligen nationalen Streitkräften untersteht.

Korpstruppen
  • Command Support Brigade, eine multinationale Führungsunterstützungsbrigade mit einer Stabskompanie, Stargard (seit 2007)
    • Polish National Support Unit (POL NSU), Unterstützungselement, Stettin
    • Fernmeldebataillon 610, Prenzlau
    • Deutsch/Britisches Pionierbrückenbataillon 130, Minden (Westf.)
    • Polnisches 100. Fernmeldebataillon, Wałcz/Deutsch Krone
    • Polnisches 104. Logistikbataillon, Wałcz/Deutsch Krone
    • Polnisches 102. Sicherungsbataillon (gekadert, in Friedenszeiten nur ein Kompanie)
Dauerhaft unterstellte Großverbände

Bei zusätzlichem Bedarf werden aus den verschiedensten Staaten weitere Verbände zur Verfügung gestellt. Als weiterer "Tier-1" Verband der Bundeswehr gehört hierzu eine gemischte Heeresfliegerbrigade. Zu den "Tier-2" Verbänden der Heeres, die Deutschland zugesagt hat, gehört insbesondere die 10. Panzerdivision, deren Einsatzraum ebenfalls Litauen ist.

Kommandierende Generale

Egon Ramms war der dritte Kommandierende General des Korps

Dem Korps standen folgende Kommandierende Generale in den Dienstgraden Generalleutnant, Generalløjtnant (Dänemark) bzw. Generał broni (Polen) vor:

Nr.NameNationvonbisBemerkung
10Generał broni Dariusz ParylakPolen21. Nov. 2024
9Generalleutnant Jürgen-Joachim von SandrartDeutschland19. Nov. 202121. Nov. 2024
8Generał broni Sławomir WojciechowskiPolen12. Sep. 201819. Nov. 2021
7Generalleutnant Manfred HofmannDeutschland13. Aug. 201512. Sep. 2018
6Generał broni Bogusław SamolPolen19. Dez. 201213. Aug. 2015
5Generalleutnant Rainer KorffDeutschland17. Dez. 200919. Dez. 2012
4Generał broni Zdzisław GoralPolen15. Dez. 200617. Dez. 2009
3Generalleutnant Egon RammsDeutschland18. Feb. 200415. Dez. 2006
2Generał broni Zygmunt SadowskiPolenApr. 2001Dez. 2003Im Amt verstorben
1Generalløjtnant Henrik H. EkmannDänemarkSep. 1999Apr. 2001

Verbandsabzeichen

Das Verbandsabzeichen greift wesentliche Elemente des Verbandsabzeichens des Vorgängerverbandes LANDJUT wieder auf. Der blaue Wappengrund ist eine Reminiszenz an das NATO-Blau. Der NATO-Stern entfiel gänzlich, da das Korps durch eine trinationale Vereinbarung und nicht durch die NATO gebildet wurde. Die drei Wellenkämme sind Hinweis auf die drei Ostseezugänge im Operationsgebiet. Die zwei gekreuzten Schwerter des deutsch-dänischen Korps wurden um ein drittes Schwert für die dritte hinzugetretene Nation Polen ergänzt. Die bei LANDJUT auch für den Standort Rendsburg stehenden Wellenkämme wurden durch den gekrönten Greif in Rot für den Sitz des Stabes in Stettin ersetzt, da die Stadt den Greif im Wappen führt. Der Greif ist dem Wappen Pommerns entlehnt, das in seiner Geschichte eine wechselvolle deutsch-polnische Geschichte aufweist, in der auch Dänemark eine historische Rolle einnimmt (vgl. etwa Zweiter Nordischer Krieg).

Das Wappen existiert ebenfalls als Barettabzeichen wie auch als Verbandsabzeichen für die Trageweise an Dienstanzug und Feldanzug, in bunt respektive tarn, am linken Ärmel des Dienstanzugs getragen.

Literatur

  • Sven Bernhard Gareis, Ulrich vom Hagen: Militärkulturen und Multinationalität. Das Multinationale Korps Nordost in Stettin (= Schriftenreihe des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Bundeswehr. Bd. 1). Leske und Budrich, Opladen 2004, ISBN 3-8100-4010-X.
Commons: Multinationales Korps Nord-Ost – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Organisational Structure. In: Multinational Corps Northeast. NATO, abgerufen am 5. Mai 2024 (englisch).
  2. Multinational Corps Northeast Convention auf der Webpräsenz des Korps (Deutsch: Übereinkommen über das Multinationale Korps Nordost (Memento vom 2. Mai 2005 im Internet Archive) beim Viadrina International Law Project der Europa-Universität Viadrina; PDF, 52 kB)
  3. Webseite MNK NO, Geschichte, Jahr 2009; Vorbereitung auf ISAF in 2010 (Memento desOriginals vom 14. September 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mncne.pl (englisch)
  4. Claudia Seidenschwanz: Mission ausgeführt – Multinationales Korps Nordost erhält Zertifikat. deutschesheer.de, 23. Juni 2017, abgerufen am 28. Juni 2017.
  5. Multinational Division North declares Full Operational Capability. Homepage MNC NE, 13. Juli 2023
  6. Estonia transfers its newly established Division to Multinational Corps Northeast. Homepage MNC NE, 27. April 2024
  7. 12th Multinational Corps Northeast Commanders' Conference wraps up with new pledges. Homepage MNC NE, 26. September 2025
  8. Corps’ Mission. Multinationales Korps Nord-Ost, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. September 2015; abgerufen am 17. August 2015 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/mncne.pl
  9. Structure Multinational Corps Northeast, abgerufen am 1. Oktober 2018.
  10. Deutsch-Französische Brigade: NATO-Ostflanke im Fokus – Erste Einsätze in Litauen? ESUT.de, 26. Januar 2025

Koordinaten: 53° 26′ 27,9″ N, 14° 29′ 30,5″ O

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Barettabzeichen des Multinationales Korps Nord-Ost der Bundeswehr

Barettfarbe:

Marineblau

Maße:

Hoch: 45mm Breit: 39mnm

Ausführung:

altsilber, Metall
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General Egon Ramms, Bundeswehr. Kommandeur des Joint Forces Command Brunssum der NATO
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Autor/Urheber: Johnbp2, Lizenz: CC BY-SA 4.0
MNDNE
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Insignia of 1st Division (Lithuanian Land Forces)
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Estonian Division insignia
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Autor/Urheber: Skjoldbro, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Shoulder sleeve insignia of the Danish Multinational Division North