Muldenstein
Muldenstein Gemeinde Muldestausee | |
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Koordinaten: | 51° 40′ N, 12° 20′ O |
Höhe: | 90 m ü. NN |
Fläche: | 3,57 km² |
Einwohner: | 2099 (31. Dez. 2008) |
Bevölkerungsdichte: | 588 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Januar 2010 |
Postleitzahl: | 06774 |
Vorwahl: | 03493 |
Muldenstein ist ein Ortsteil der Gemeinde Muldestausee im Landkreis Anhalt-Bitterfeld in Sachsen-Anhalt.
Geografie und Verkehr
Muldenstein liegt an der Mulde etwa fünf Kilometer nordöstlich von Bitterfeld. Südlich der Gemeinde befinden sich mit dem Muldestausee und dem Großen Goitzschesee zwei sehr große Seen, im Osten befinden sich vier kleinere nach Farben benannte Seen (Grün, Rot, Blau und Schwarz). Südwestlich erhebt sich mit 117 m ü. NN der Muldensteiner Berg, auch Steinberg genannt. Der über Wanderwege begehbare Berg ist vulkanischen Ursprungs und hat auf seinem Gipfel einen Trinkwasserhochbehälter.
Die Bahnstrecke Berlin–Halle führt durch das Gemeindegebiet und musste wegen des Tagebaus zum Ort hin verlegt werden. Der Bahnhof Muldenstein wird stündlich von den Linien S2 und S8 der S-Bahn Mitteldeutschland bedient, das Empfangsgebäude steht leer. Die B 183 verläuft südlich der Gemeinde. Die nahegelegene A 9 ist über die etwa elf Kilometer entfernte Anschlussstelle Bitterfeld zu erreichen.
Geschichte
Muldenstein wurde erstmals 1346 urkundlich erwähnt. Der Ort dürfte aber älter sein, so stammt die Kirche mit ehemaligem Kloster aus dem 11. Jahrhundert. Als Ortsnamen tauchen auch Lausk, Lawsk, Lawssk, Laussig, Steinlausigk, Mildenstein und Müldenstein auf.[1] Von 1668 bis 1822 war Muldenstein im Besitz derer von Pfuel.[2] Der Ort gehörte bis 1815 zum kursächsischen Amt Bitterfeld.[3] Durch die Beschlüsse des Wiener Kongresses kam er zu Preußen und wurde 1816 dem Kreis Bitterfeld im Regierungsbezirk Merseburg der Provinz Sachsen zugeteilt, zu dem er bis 1944 gehörte.[4]
Im Jahr 1912 wurde das mit Braunkohle befeuerte Bahnkraftwerk Muldenstein in Betrieb genommen, das den Bahnstrom mit einer Frequenz von 16⅔ Hertz für die Elektrifizierung des mitteldeutschen Bahnnetzes zwischen Dessau, Bitterfeld und Leipzig zur Verfügung stellte. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs wurde der elektrische Bahnbetrieb bereits wieder eingestellt, weil die Kupferfahrleitungen für die Rüstungsproduktion und der Strom zur Erzeugung von Chemikalien für die Sprengstoff- und Düngerproduktion verwendet wurden. Erst ab 1921 wurde der elektrische Bahnbetrieb wieder fortgesetzt.
In der alten Muldensteiner Papierfabrik richteten die Junkers Flugzeug- und Motorenwerke mit der Muldenwerke AG ab Mitte der 1930er Jahre ein Zweigwerk zur Fertigung von Flugzeugmotoren für Kampfflugzeuge ein. Ab 1937 wurde hier der Flugmotor Jumo 211 und ab 1944 das erste serienreife Strahltriebwerk der Welt Jumo 004 gebaut. Dabei mussten zahlreiche sowjetische und italienische Personen, die während des Zweiten Weltkrieges in das Deutsche Reich verschleppt wurden, Zwangsarbeit verrichten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die technischen Einrichtungen des Bahnkraftwerks Muldenstein zusammen mit den Anlagen des Flugzeugmotorenwerkes Muldenwerke AG als Reparationsleistung für die Sowjetunion demontiert. 1953 wurden die Stromerzeuger, Transformatoren und Schaltanlagen des Bahnkraftwerks aus der Sowjetunion zurückgekauft und wieder eingebaut, um den 1946 erneut unterbrochenen elektrischen Bahnbetrieb wieder aufnehmen zu können.
1990 wurde bei Muldenstein ein 6 m langer Einbaum geborgen, der in das 12. Jahrhundert datiert wird.[5]
Seit 1. Januar 2010 gehört die ehemals selbständige Gemeinde Muldenstein zur Einheitsgemeinde Muldestausee.[6] Sie gehörte vorher zur Verwaltungsgemeinschaft Muldestausee-Schmerzbach.
Politik
Der letzte Bürgermeister der Gemeinde war Walter Schmidt.
Der aktuelle Ortsbürgermeister ist Marco Rudolph.
Wappen
Das Wappen wurde vom Heraldiker Frank Jung gestaltet.
Partnergemeinde
Die Partnergemeinde ist Guntersblum in Rheinland-Pfalz.
Gedenkstätte
Auf dem Alten Friedhof erinnert eine Gedenkstätte an den Tod der zahlreichen Zwangsarbeiter in den Junkers-Werken.
Sehenswürdigkeiten
- Naturdenkmal Steinberg (Porphyr) mit einem Trinkwasserhochbehälter an der Mulde
- Kirche aus dem 11./12. Jahrhundert (ehemalige Klosterkirche)
- Schloss
Literatur
- Muldenstein. In: Alexander Duncker (Hrsg.): Die ländlichen Wohnsitze, Schlösser und Residenzen der ritterschaftlichen Grundbesitzer in der preußischen Monarchie nebst den königlichen Familien-, Haus-, Fideicommiss- und Schattull-Gütern. Band 14. Duncker, Berlin 1875, Blatt 814 (zlb.de).
- Ernst Thronicke: Die Muldensteiner Kirche. In: Kirchen der Heimat. Sonderheft 2002 der Bitterfelder Heimatblätter, S. 21–23.
- Karl Kretschmer: Versuch einer Chronik des Schulwesens in Steinlausigk/Muldenstein (Abschnitt 1535–1945). In: Bitterfelder Heimatblätter XVII (1994/1995), S. 63–89.
- Emil Obst: Muldenstein bei Bitterfeld und das ehemalige Kloster Stein-Lausigk. Bitterfeld 1895 (Digitalisat)
- Karl Kretschmer: Chronik Muldenstein. Sonderheft der Bitterfelder Heimatblätter, vor 1998.
Weblinks
- Kohlekumpel im Tagebau Muldenstein trotzen der Kälte. Deutscher Fernsehfunk, 2. Januar 1963. (Video im ARD-Retro-Angebot der ARD Mediathek).
- Muldenstein. muldestausee.de
- Gemeinde Muldenstein
- Website der ehemaligen Verwaltungsgemeinschaft
Einzelnachweise
- ↑ Chronik. muldenstein.de
- ↑ Rainer Baldofski: Chronik Kirche. In: Muldenstein.de. Abgerufen am 26. April 2017.
- ↑ Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas. Leipzig 2009, ISBN 978-3-937386-14-0; S. 22 f.
- ↑ Der Landkreis Bitterfeld. Gemeindeverzeichnis 1900.
- ↑ Cornelius Hornig: Der Einbaum von Muldenstein Ldkr. Bitterfeld. In: Archäologie in Sachsen-Anhalt, 1/02, S. 205 ff
- ↑ Gebietsänderungen vom 01. Januar bis 31. Dezember 2010. StBA
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Hochwasserbehälter auf dem Muldensteiner Berg