Muhammad ibn al-Hanafīya

Muhammad ibn al-Hanafīya (arabisch محمد ابن الحنفية, DMG Muḥammad ibn al-Ḥanafīya; gest. um 700) ist der Sohn Alis mit einer seiner Sklavinnen[1]. Ali soll al-Hanafiyya einmal seine rechte Hand genannt haben.

Die Kaisaniten, die Anhänger des Muchtar (gest. 687)[2] (siehe Hauptartikel: Aufstand des Muchtar), glaubten an sein Imamat und erkannten ihn – d. h. nicht Ali ibn Hussain (Imam Saddschad), den Sohn Hussains und Urenkel des Propheten Mohammed – als ihren Imam und Mahdi an.

Die Idee von der Verborgenheit (ghaiba) trat zum ersten Mal bei der in Kufa lebenden Gruppe von Schiiten der Kaisaniten auf, für die Muhammad ibn al-Hanafiyya der Imam war, er wäre nicht gestorben, sondern habe sich aus der Welt entfernt und lebe verborgen: „[…] an ihn knüpfte sich der Glaube an die leibliche Fortdauer und dereinstige Wiederkunft der als Mahdi anerkannten gotterkorenen Person“[3].

Er soll sich im Raḍwa-Gebirge[4] im Westen von Medina, anderen zufolge auf der Insel Chārag[5] im Felsen unter der Moschee verborgen halten.[6] Er starb zur Zeit der Herrschaft des Umayyaden-Kalifen Abd al-Malik.

Auf Muhammads Sohn Hasan wird ein „Buch der Aufschiebung“ (Kitāb al-Irǧāʾ) zurückgeführt, in dem die Lehre entwickelt wird, dass entsprechend Sure 9:106 das Urteil über die Menschen, die sich an der Fitna beteiligt hätten, also Talha, az-Zubair, ʿAlī und ʿUṯmān, aufgeschoben werden müsse. Mit dieser Schrift gilt Hasan als Begründer der religiös-politischen Bewegung der Murdschiʾa. Ob der Text wirklich von Hasan stammt, ist allerdings nicht gesichert.[7]

Zitat

Abū Idrīs berichtet: Ich sah, daß Muḥammed ibn al-Ḥanafijja sich verschiedener Färbemittel bediente. Er gestand mir, daß sein Vater ʿAlī solche Schönheitsmittel nicht zu gebrauchen pflegte. Warum tust du es denn? … „Um den Frauen mit Erfolg den Hof zu machen“, war die Antwort.[8]

Literatur

  • Ignaz Goldziher: Vorlesungen über den Islam, 2.A., 1925
  • J. W. Van Henten, J. W. Wesselius und P. T. Van Rooden: Tradition and Re-Interpretation in Jewish and Early Christian Literature: Essays in Honour of Jürgen C.H. Lebram (Studia Post Biblica). Brill 1997 (Online-Auszug)

Weblinks

Siehe auch

Belege

  1. Chaula bint Dschafar, der “Ḥanafitin” (vom Stamm der Banū Ḥanīfa). Er war somit ein Halbbruder von Husain.
  2. arabisch المختار بن أبي عبيد الثقفي, DMG al-Muḫtār b. Abī ʿUbaidat aṯ-Ṯaqafī
  3. Ignaz Goldziher, Vorlesungen über den Islam, 2.A., 1925, S. 146
  4. vgl. paulyonline.brill.nl : Raḍwa
  5. vgl. Khārag (Memento desOriginals vom 17. November 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.iranicaonline.org bei Encyclopædia Iranica
  6. Muḥammad, der Sohn des ʿAli und der Ḥanafitin Khaula, wurde A. H. 21 = A. D. 642 geboren (v. Ibn Challiqān) und starb zu Medina A. H. 81 = A. D. 700. Seine Anhänger (Kaisaniten) jedoch glauben, daß er nicht gestorben, sondern sich verborgen hält; einige sagen im Raḍwagebirge im W. von Medina, andere sagen auf der Insel Khārag im Felsen unter der Moschee. - Zitat aus: dsr.nii.ac.jp: Friedrich Sarre & Ernst Herzfeld: Iranische Felsreliefs. Berlin 1910, S. 64
  7. Vgl. Josef van Ess: Theologie und Gesellschaft im 2. und 3. Jahrhundert Hidschra. Eine Geschichte des religiösen Denkens im frühen Islam. Band I. Berlin-New York 1991. S. 13f, 174–178. Eine Übersetzung des Textes findet sich im V. Band, S. 6–12.
  8. Anm. 56: Ibn Saʿd, V, 85, 5., nach: Ignaz Goldziher, Vorlesungen über den Islam, 2.A., 1925, S. 146
Muhammad ibn al-Hanafīya (Alternativbezeichnungen des Lemmas)
Muḥammad Ibn al-Ḥanafiyya; Muhammad ibn al-Hanafiyyah; Muḥammed b. al-Ḥanafijja; Muḥammad b. al-Ḥanafiyya; Muḥammad ibn al-Ḥanafiyya; Moḥammed b. al-Ḥanafijja