Motor Minesweeper

MMS 187 der belgischen Marine (MMS-1-Klasse)
Stapellauf des MMS 15. Die Holzkonstruktion ist gut erkennbar

Als Motor Minesweeper bezeichnete die britische Royal Navy einen Typ von Motorminensuchbooten, der im Zweiten Weltkrieg in den zwei Varianten MMS-1-Klasse[1] und MMS-1001-Klasse[2] in großer Stückzahl beschafft wurde.

Charakteristika

Ausbringen des elektrischen Räumgeschirrs

Bei den Booten handelte es sich um einfache Holzkonstruktionen, die auf diversen kleinen Werften gebaut wurden. Sie waren so unkompliziert ausgelegt, dass sie von Reservisten betrieben werden konnten.

Als Antrieb besaßen sie einen Dieselmotor von etwa 500 PS, der ihnen eine Geschwindigkeit von 10 bis 11 kn verlieh. Ihre Motorleistung reichte nicht aus, ein herkömmliches Minenräumgeschirr zu schleppen. Deshalb waren sie nur mit einem leichten Räumgerät gegen akustische und Magnetminen und ausgestattet, das im Wesentlichen aus einem elektrischen Räumkabel bestand. Zum Selbstschutz verfügten die Boote über leichte Flugabwehrwaffen.[3]

MMS-1-Klasse

Die MMS-1-Klasse (auch MMS-110-ft-Klasse) wurde nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs entwickelt. Sie wurden in Großbritannien, Kanada, Israel und in britischen Überseegebieten gebaut und ab dem Jahr 1941 abgeliefert. Die Klasse umfasste 402 Boote. Bei einer Länge von 34,75 m und einer Breite von 7 m verdrängten sie 165 ts und liefen eine Geschwindigkeit von 11 kn. Sie hatten 20 Mann Besatzung und waren mit zwei schweren Maschinengewehren bewaffnet. Die Boote trugen die Nummern MMS-1 bis MMS-402.[1]

MMS-1001-Klasse

MMS 1022 und ein Schwesterboot der MMS-1001-Klasse mit ausgebrachtem Räumgerät

Ende 1942 entschied die Royal Navy, die Serie auslaufen zu lassen und ähnlich ausgestattete aber etwas größere und seefähigere Boote der MMS-1001-Klasse (auch MMS-140-ft-Klasse) zu beschaffen. Die 90 Boote dieser Klasse wurden in Großbritannien und Kanada gebaut und ab 1943 abgeliefert. Bei einer Länge von 42,70 m und einer Breite von 7,9 m verdrängten sie 255 ts. Bei gleicher Motorisierung wie die MMS-1-Klasse und erheblich größerer Verdrängung liefen sie nur eine Geschwindigkeit von 10 kn. Sie hatten 21 Mann Besatzung und waren mit zwei 20-mm-Flugabwehrgeschützen bewaffnet. Die Boote trugen die Nummern MMS-1001 bis MMS-1090.[A 1]

Verbleib

Allgemeines

Das ehemalige MMS 173 als norwegische Segelyacht Lady Mack

Von den 492 gebauten Booten wurde eine größere Anzahl an verschiedene andere Marinen abgegeben, darunter allein 74 nach Skandinavien. Weil die Boote für die militärische Nutzung nur eingeschränkt geeignet waren, wurden viele zu Fischereifahrzeugen und Küstenmotorschiffen umgebaut, um die im Zweiten Weltkrieg dezimierten Fischerei- und Handelsflotten zu verstärken. Die meisten Schiffe erreichten Ende der 1950er Jahre das Ende ihrer wirtschaftlichen Nutzungsdauer. Nur wenige wie die norwegische Yacht Lady Mack sind bis heute erhalten.[1]

Belgien

Die belgische Marine erhielt 1946 von der Royal Navy acht Boote der MMS-1-Klasse, die bereits während des Krieges zur Royal Navy Section Belge gehörten und belgische Besatzungen hatten. Die Boote leisteten einen wichtigen Beitrag zur Minenräumung der belgischen Hafenzufahrten. Sie wurden zwischen 1953 und 1955 ausgemustert.[3]

MMS in deutschen Diensten

Sechs Boote der MMS-1-Klasse, die über Frankreich nach Belgien verkauft worden waren und dort in der Fischerei eingesetzt waren, gelangten Anfang der 1950er nach Deutschland. Es handelt sich um in Kanada gebaute Boote, deren Baunummern nicht mehr feststellbar sind.[A 2] Anstelle von Namen führten die Boote im Seegrenzschutz und in der Bundesmarine nur aus Buchstaben und Ziffern bestehende Bezeichnungen.[4]

Seegrenzschutz

Der 1951 aufgestellte deutsche Seegrenzschutz erwarb die sechs Boote in Belgien, wo sie wegen der geringen Laderaumkapazität für die Fischerei nicht mehr rentabel waren und auflagen. Sie wurden nach der Übernahme auf deutschen Werften instand gesetzt und umgebaut. Dabei erhielten sie etwas stärkere Motoren von 600 PS. Außerdem wurden sie für die Aufnahme von leichten Geschützen vorbereitet, die 1953 eingebaut wurden.

Nach dem Umbau wurden sie als Große Wachboote in Dienst gestellt. Sie bildeten die in Kiel stationierte 3. Flottille.

Bundesmarine

Ehemalige Minensuchboote der MMS-1-Klasse im Dienst der Bundesmarine 1957

1956 wurde das gesamte Material des Seegrenzschutzes in die Bundesmarine übernommen. Die MMS wurden zu Schulbooten der Klasse 339 für verschiedene Schulen der Marine umgerüstet und zunächst im Schulgeschwader Ostsee zusammengefasst. Dabei wurde die Bewaffnung bis auf ein Boot ausgebaut. Nach der Auflösung des Schulgeschwaders 1958 wurden sie den Schulen, für die sie eingesetzt wurden, direkt unterstellt. Die Boote wurden nach und nach bis 1974 ausgesondert.

Literatur

  • Fritz Poske: Der Seegrenzschutz 1951–1956. Erinnerung – Bericht – Dokumentation. Koblenz/Bonn 1982, ISBN 3-7637-5410-5
  • Siegfried Breyer, Gerhard Koop: Die Schiffe, Fahrzeuge und Flugzeuge der deutschen Marine von 1956–1976, Bonn 1978, ISBN 3-7637-5155-6
Commons: MMS-Klasse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c MMS-110-ft bei Skipet.no (Memento desOriginals vom 30. September 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/skipet.medialog.no, abgerufen am 7. September 2018
  2. MMS-1001-Klasse bei Skipet.no (Memento desOriginals vom 30. September 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/skipet.medialog.no, abgerufen am 11. September 2018
  3. a b Neptunus 96/1 S. 2 ff. (französisch) abgerufen am 30. September 2018
  4. Siegfried Breyer, Gerhard Koop: Die Schiffe, Fahrzeuge und Flugzeuge der deutschen Marine von 1956–1976, Bonn 1978, ISBN 3-7637-5155-6

Anmerkungen

  1. Für die MMS-1001-Klasse findet man gelegentlich die Bezeichnung MMS-126ft-Klasse. Sie leitet sich aus der Länge der Boote in der Wasserlinie von 126 ft ab, während sich die Bezeichnung 140 ft auf die Gesamtlänge bezieht
  2. In verschiedenen deutschen Publikationen werden diese Boote fälschlich als Typ BYMS bezeichnet. Unter BYMS versteht man die in Großbritannien gebauten Boote der YMS-Klasse, die sich von der MMS-Klasse in Größe und Ausstettung deutlich unterscheiden

Auf dieser Seite verwendete Medien

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The Royal Navy during the Second World War
A view from the bridge deck on board HM Motor Minesweeper 88 on to the stern as the sweep is wound in during minesweeping operations off Anzio, Italy.
Mms 1022 FL16438.jpg
Mms 1022
Underway at speed.
MStP Bremerhaven (1957).jpg
Autor/Urheber: Lothar Wolf († 2012), Lizenz: Copyrighted free use
Werkstattgebäude auf der Zerstörerkaje im Marinestützpunkt Bremerhaven. Im linken Flügel des Werkstattgebäudes war die sogenannte Bootshalle untergebracht. Dort konnten Schnellboote instand gesetzt werden. Im rechten Flügel waren der Motorenprüfstand und die Maschinen-Instandsetzung. Dort wurden auch die Voith-Schneider Propeller instand gesetzt. Der Platz zwischen den Flügeln diente für Auߟen-Montagen. Die Baracke diente als Büro für die Schiffsbesatzung. Dort war auch der Sattler untergebracht, der die Asbest-Polster für die Abgaspfosten anfertigte. Im rechten Flügel war die Schiffsbauhalle und rechts die Dreherei. Ganz links waren die Maschinenschlosser. Das kleinere Gebäude links daneben war die Bunker-Station für die Marine. Dahinter, getrennt durch die Barkhausenstraße, waren zwei groߟe Erdtanks untergebracht. Durch einen Tunnelgang konnte man von der Bunker-Station zu den Erdtanks gehen. Im Verbindungsgebäude waren Kupferschmiede, Rohrschlosserei, Waschräume und Werkzeugausgabe untergebracht. Im Turm befand sich das Treppenhaus und auf dem Turm stand im Krieg eine Flak. Im ersten Stock waren die Betriebsbüros untergebracht (Peter Raap).
Die beiden Boote sind 2 Schulboote der Bundesmarine, wahrscheinlich bei den MWB Motorenwerken Bremerhaven zum Umbau als Schiulschiff. Das rechte Boot ist UW 1 und das linke Boot ist FM 1. Beide Boote wurden 1952/53 in Kanada gebaut. Kanadischer Typ MMS 1. Die Boote wurden 1956 in Deutschland nach dem Umbau in Dienst gestellt. Die Boote haben eine Wasserverdrängung von 140 ts und eine Geschwindigkeit von 10 Kn. UW 1, Natokennung W 44, ehemals Wachboot W 10, Schulschiff der Unterwasserwaffenschule FM 1, Natokennung W 54, ehemals Wachboot W 7, Schulschiff der Fernmeldeschule (Helmut Krummel).
Mms 187-1.jpg
Autor/Urheber: Raphodon, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Le dragueur de mines belge de type anglais MMS : M187
The Royal Navy during the Second World War A13296.jpg
The Royal Navy during the Second World War
Shipbuilding: The construction of a wooden minesweeping trawler in an east coast shipyard. Picture shows a motor minesweeper (MMS 15) entering the water from the shipyard.