Mori-Ôgai-Gedenkstätte
Die Mori-Ôgai-Gedenkstätte ist ein dem Andenken des japanischen Arztes, Dichters, Übersetzers und Kritikers Mori Ōgai gewidmetes Museum der Humboldt-Universität in der Luisenstraße 39 im Berliner Ortsteil Mitte.
Während seines Studiums in Deutschland (1884–88) wohnte Ōgai von April bis Juni 1887 in einem Pensionszimmer des Eckhauses der Berliner Luisenstraße 39 zur Marienstraße. Diese Wohnung wurde Ort der Gedenkstätte, die heute Gelegenheit bietet, sich über sein Leben, Werk und die Epoche zu informieren.
Einrichtung
Die Mori-Ôgai-Gedenkstätte ist Teil des Fachbereichs Seminar für Ostasienstudien innerhalb des Instituts für Asien- und Afrikawissenschaften (IAAW) der Humboldt-Universität zu Berlin. Die Einrichtung übernimmt auf dem Gebiet der Vermittlung zwischen japanischer und europäischer Kultur wissenschaftliche Aufgaben, die an die Person und das Werk des Arztes und Wissenschaftlers, des Dichters und Übersetzers Mori Rintarô, genannt Ōgai (鷗外 ‚Möwenfern‘), anschließen. Die Gedenkstätte dient der wissenschaftlichen Information der deutschen Öffentlichkeit und japanischer Besucher über das Vermächtnis Ōgais und fördert die wissenschaftliche Beschäftigung mit seinem Leben und Wirken. Hauptaufgabe ist die Übersetzung, Erschließung und Verbreitung von Werken, denen für ein kulturelles Verständnis zwischen Japan und Europa eine wichtige Bedeutung zukommt.
Neben dem im Stil des späten 19. Jahrhunderts möblierten Gedenkzimmer erwarten den Besucher wechselnde Ausstellungen und eine Kleine Reihe genannte Edition mit studentischen Erstübersetzungen aus unterschiedlichsten japanischen Textarten. Neben einer Handbibliothek steht ein digitaler Katalog zur Verfügung. Hierin sind Übersetzungen, Artikel, Dissertationen etc. in europäischen Sprachen dokumentiert. Zu den Sonderausstellungen zählen Kalligraphie- oder Fotoausstellungen, zudem werden Kurse, Vorträge und Lesungen angeboten.
Die Gedenkstätte wird jährlich von zahlreichen Touristen besucht, die vorwiegend aus Japan stammen. Ihre Arbeit wird durch die Stiftung Mori-Ôgai-Gedenkfonds unterstützt.
Geschichte
Mit einem Brief vom 8. Juni 1965 wendeten Kawabata Yasunari, Präsident des Japanischen PEN-Clubs, Niwa Fumio, Präsident des Japanischen Schriftstellerverbandes, und Takami Jun, Präsident des Museums für moderne Literatur, sich an den Magistrat von Berlin (Ost). Man bat darum, das Wirken des Schriftstellers und Vermittlers europäischer Literatur in Japan, Mori Ōgai, durch eine Gedenktafel zu würdigen. Diese wurde 1966 enthüllt. Anlässlich der 100-jährigen Wiederkehr der Ankunft Ôgais in Deutschland wurde am 12. Oktober 1984 auf Initiative des Japanologen und Übersetzers Jürgen Berndt (1933–1993) unter Mitwirkung von Charlotte von Mahlsdorf das Mori-Ôgai-Gedenkzimmer an dem Ort, wo Ôgai wohnte, im Haus Luisenstraße 39 Ecke Marienstraße 32 eingeweiht. Dies geschah mit Unterstützung der DDR-Regierung, die nach Möglichkeiten suchte, die wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zu Japan zu verbessern, sowie der akademischen Ōgai-Gesellschaft in Tokyo. Seit 1984 betreute die Japanologin Beate Wonde diese Institution; sie wurde 2019 aufgrund ihrer langjährigen Verdienste in den Vorstand der japanischen Ôgai-Gesellschaft gewählt.[1] Ihr folgte 2020 die Japanologin Nora Bartels.
Am 2. Juni 1989 gründete der Rektor der Humboldt-Universität im Beisein einer japanischen Wirtschaftsdelegation die Gedenkstätte. Nach der deutschen Einigung war der Bestand gefährdet. Bis 1993 wurden die Betriebskosten aus japanischen Spendenmitteln bestritten. Der weitere Erhalt wurde ab 1993 durch Zuwendungen der Schering AG und japanische Spenden in Höhe von 250.000 DM gesichert. Dies war das Grundkapital der Stiftung Mori-Ôgai-Gedenkfonds. Im Jahr 1994 fiel der Beschluss, die Gedenkstätte als wissenschaftliche Einrichtung der Humboldt-Universität zu erhalten. Im Oktober 1995 wurde das Zentrum für Sprache und Kultur Japans der Humboldt-Universität zu Berlin gegründet, bestehend aus dem Institut für Japanologie und der Mori-Ôgai-Gedenkstätte (Direktor: Klaus Kracht, 1995–2013; Harald Salomon, seit 2013). Publikationsorgane sind der Jahresbericht des Zentrums für Sprache und Kultur Japans der Humboldt-Universität zu Berlin (1996–2013), Japonica Humboldtiana - Yearbook of the Mori Ôgai Memorial Hall (1997–2015), die Kleine Reihe (seit 1997) und das Japanologische Archiv (seit 2013).
Weblinks
- Mori-Ôgai-Gedenkstätte und Stiftung „Mori-Ôgai-Gedenkfonds“ beim Institut für Asien- und Afrikawissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin
Einzelnachweise
- ↑ Werdegang Beate Wonde. Website des Instituts für Asien- und Afrikawissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin
Koordinaten: 52° 31′ 18,2″ N, 13° 22′ 47,1″ O
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Autor/Urheber: Jörg Zägel, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Mietshaus Luisenstraße 39, Ecke Marienstraße 32 (rechts), in Berlin-Mitte. Es wurde 1877 erbaut. In dem Haus befindet sich die Mori-Ogai-Gedenkstätte der Humboldt-Universität. Als Bestandteil des Bauensembles Friedrich-Wilhelm-Stadt ist das Haus denkmalgeschützt.
(c) Angela Monika Arnold, CC BY-SA 2.0 de
Gedenktafel für Mori Ogai in Berlin