Montreux Jazz Festival 1972

Das Montreux Jazz Festival 1972 war die sechste Ausgabe des Montreux Jazz Festival. Als Mitschnitte der Auftritte wurden zahlreiche Live-Alben veröffentlicht.

Geschichtliches

Die Aushilfs-Spielstätte Montreux Pavillon (heute «Petit Palais»)

Die Hauptkonzerte fanden zwischen dem 16. und dem 25. Juni statt.[1] Es war das erste Festival, das nicht mehr im alten Kursaal von Montreux abgehalten werden konnte, da dieser am 4. Dezember 1971 während eines Konzerts von Frank Zappa abbrannte.[2] Stattdessen wurde der aus dem Jahr 1906 stammende Montreux Pavillon genutzt, das 1972 auch für Rockkonzerte jenseits des Festivals verwendet wurde.[3]

Noch einmal unterstützte die Europäische Rundfunkunion das Festival und schickte Bands aus den teilnehmenden Ländern. Am 16., 17. und 18. Juni fanden Blues- und R&B-Konzerte mit etablierten Interpreten aus den USA statt. Diese Konzerte wurden auch als Montreux Blues Festival beworben.[4]

Wiederum nutzten Platten-Labels wie Atlantic Records und Pierre Cardin (ein kurzlebiges, zwischen 1971 und 1974 bestehendes Label des Modemachers) das Festival als Plattform und präsentierten amerikanische und europäische Musiker, die bei ihnen unter Vertrag standen, z. T. bei speziellen Label-Nächten . Die Aufzeichnung übernahm das Schweizer Fernsehen; als Toningenieur arbeitete wie schon im Vorjahr Stefan Sulke.

Gruppen (alphabetisch)

Diskographie

  • Ray Bryant Alone at Montreux (Atlantic 1972)
  • Léon Francioli with Pierre Favre, Eje Thelin, Jouk Minor: Live in Montreux (Evascion 1972)
  • Stan Getz Quartet At Montreux (Polydor 1977, mit Chick Corea, Stanley Clarke, Tony Williams)
  • Rahsaan Roland Kirk Live at Montreux Jazz Festival 1972 (I, Eye, Aye) (Rhino 1996)
  • Lubat, Louiss, Engel Group: Live at Montreux 72 (Pierre Cardin 1972)
  • Herbie Mann: Hold On, I’m Comin’ (Atlantic 1975; weitere Titel vom New York Jazz Festival 1972)
  • Les McCann Live at Montreux (Atlantic 1973)
  • Sunny Murray Spiritual Ensemble: Live at the Montreux Jazz Festival 1971 [sic!] (Raubpressung, mit Arthur Jones, Joseph Dejean, Beb Guerin, Bob Reid)
  • Pierre Cardin Présente Jean-Luc Ponty "Experience" Live at Montreux 72 (Pierre Cardin 1972)
  • T-Bone Walker Blues Band Live from Montreux (Verve 1972; auch als Fly Walker Airlines bei Polydor in Nordamerika)
  • Muddy Waters The Montreux Years (BMG/Montreux Sounds 2021; enthält auch Aufnahmen aus 1974 und 1977)
  • Phil Woods Live at Montreux 72 (Pierre Cardin 1972, später Verve)
  • The Don Burrows Quartet: Live! At Montreux (Cherry Pie 1972)
  • The Verona High School Jazz Ensemble: Montreux Jazz Festival 1972 (1972)
  • V. A. Blues Avalanche (Recorded Live at the Montreux Jazz Festival, Switzerland) (Chess/Bellaphon 1972, enthält Aufnahmen von Bo Diddley, Muddy Waters/T-Bone Walker, The Aces, aber auch von der im Programm nicht gelisteten Koko Taylor mit Muddy Waters)
  • V. A. Montreux Blues Festival (Excello 1972, enthält Aufnahmen von Doctor Ross, Jimmy Dawkins, Lightin' Slim & Whispering Smith sowie Bessie Griffin mit den Johnny Thompson Singers; auch unter dem Titel Blues Night – Live from Montreux bei Verve)

Plakat

Ds Plakat wurde von Hamish Grimes gestaltet, ein britischer Grafiker und Typograf, der mit dem Musikproduzenten Giorgio Gomelsky arbeitete und eng verbunden mit der Band The Yardbirds war (er gestaltete deren Logo, Plakate und Schalplatten-Covers und sprach unter anderem das Intro auf ihrer Schallplatte Five Live Yardbirds).[5][6][7] Grimes gestaltete auch das Plakat für das Folgejahr.

« L’affiche typographique de Hamish Grimes ‹laisse entrer le soleil›, comme symbole d’amour et de paix, alors que la guerre du Vietnam fait encore rage. »

«Das typografische Plakat von Hamish Gimes ‹lässt die Sonne eintreten› – wie ein Symbol für Liebe und Frieden, auch wenn in Vietnam weiterhin der Krieg wütet.»

Montreux Jazz Festival[8]

Das farbenfrohe Plakat war in den leuchtenden Farben orange, gelb, rot und violett vor einem dunklen Hintergrund gehalten. Mit dem runden Abschluss oben erinnert es ein wenig an ein sakrales Buntglasfenster, einen Kalender oder an eine Jukebox. Im Halbkreis oben ist der Schriftzug «Montreux Jazz» eingebunden. Dieses Element, das erste Logo des Festivals, findet sich auf dem Plakat des Folgejahrs wieder – der heutige Name und das aktuelle Logo waren noch nicht in Verwendung. Darunter findet sich der Name des Anlasses, wobei das letzte Wort besonders gross erscheint: «Festival international de Jazz». Wie die Anlehnung an die Glasmalerei erinnert auch die Schrift stark an Art nouveau. Gleich oberhalb der Mitte ist eine grosse gelbe Sonne dargestellt. Darunter sind die Daten der thematischen Blöcke «Blues», «Jazz from Europe», «Jazz from USA» und amerikanische «High School Jazz Bands» aufgeführt.[8]

Literatur

  • Claude Nobs, Perry Richardson: Live from Montreux. «unbeveevable». 40 years of music from the Montreux Jazz Festival. Band 4. A Publishing Company, London/Genf/New York 2007, Timeline, S. 1537.

Anmerkungen

  1. Festival 1972. In: Concerts database. Montreux Jazz Archive, abgerufen am 27. November 2022.
  2. Dieser Brand wurde musikalisch mit Smoke on the Water von Deep Purple verarbeitet.
  3. Pavillon (Montreux). Led Zeppelin com, abgerufen am 31. Dezember 2022 (englisch).
  4. Montreux Blues Festival 1972. bobcorritore.com, abgerufen am 31. Dezember 2022.
  5. Glenn Sargeant: Giorgio Gomelsky (1934–2016). In: Just Listen To This. 18. Januar 2016, abgerufen am 6. Januar 2023 (britisches Englisch).
  6. Lou Reed - The Velvet Underground. In: PopSpots. Bob Egan, abgerufen am 6. Januar 2023 (englisch).
  7. The Yardbirds in Switzerland. In: Sam's Collection. Abgerufen am 6. Januar 2023.
  8. a b Hamish Grimes. In: Montreux Jazz Shop. Abgerufen am 6. Januar 2023 (französisch).

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