Montebello-Inseln

Montebello-Inseln
NASA-Satellitenbild der Inselgruppe
NASA-Satellitenbild der Inselgruppe
GewässerIndischer Ozean
Geographische Lage20° 28′ S, 115° 31′ O
Montebello-Inseln (Westaustralien)
Montebello-Inseln (Westaustralien)
Anzahl der Inseln174
HauptinselHermite Island
Gesamte Landfläche22 km²
Einwohnerunbewohnt
Karte von 1897
Karte von 1897

Die Montebello-Inseln (auch: Monte-Bello-Inseln; englisch Montebello Islands; it. Monte bello bedeutet schöner Berg) sind eine Inselgruppe im Indischen Ozean vor der Nordwestküste Australiens. Sie sind vor allem dadurch bekannt geworden, dass Großbritannien hier 1952 seine ersten Atomtests durchführte.

Lage

Die Montebello-Inseln gehören zur Karratha City (darin zum Roebourne/Pastoral Ward) in der Region Pilbara, die im Norden des australischen Bundesstaates Western Australia liegt. Sie bilden die westlichste Landmasse der Karratha City. Die Inseln sind der australischen Küste etwa 80 km nordwestlich vorgelagert. Südlich der Montebello-Inseln schließt sich in einer Entfernung von 7,4 km der Lowendal-Archipel und 10 Kilometer weiter südlich die viel größere Barrow-Insel an, 88 Kilometer östlich liegen die Dampier-Inseln. Die Montebello-Inseln bestehen aus insgesamt 174 Inseln sehr unterschiedlicher Größe von weniger als 100 Quadratmeter bis über 10 km².

Die beiden größten Inseln sind Hermite Island (10,22 km²), benannt nach dem französischen Admiral Jean l’Hermite, und Trimouille Island (5,22 km²), benannt nach einer französischen Adelsfamilie. Diese beiden Inseln nehmen zusammen rund 70 Prozent der Gesamtfläche von 22 km² der Inselgruppe ein. Die nächstgrößten Inseln sind Alpha Island, North West Island (die nördlichste Insel), Campbell Island, Primrose Island, Crocus Island, Delta Island und Ah Chong Island.

Die Insellandschaft ist sehr unterschiedlich mit gewundenen Küstenlinien, Lagunen, Kanälen, Buchten unter Tidenhub, Riffen und Kalkstein-Plateaus am offenen Ozean.[1]

Die Montebello-Inseln sind unbewohnt.

Inseln und Inselgruppen

Mindestens 92 Einzelinseln und 10 Inselgruppen innerhalb der Montebello-Inseln besitzen Namen. Diese sind in der nachstehenden Tabelle mit ihren Koordinaten aufgeführt. Von den größeren Inseln sind die Flächen angegeben.[2][3] Inselgruppen sind in der Tabelle grün markiert. Die Hauptinsel Hermite Island ist hellrot markiert.

f1 Karte mit allen Koordinaten: OSM | WikiMap

 
Insel oder InselgruppeFläche
ha
Koordinaten
Ah Chong Island22,0[3]20° 31′ 26″ S, 115° 32′ 36″ O
Alpha Island118,0[3]20° 24′ 35″ S, 115° 31′ 21″ O
Aster Island20° 25′ 48″ S, 115° 34′ 44″ O
Atriplex Island20° 26′ 12″ S, 115° 30′ 21″ O
Avicennia Island20° 30′ 28″ S, 115° 32′ 25″ O
Banksia Island20° 24′ 10″ S, 115° 30′ 54″ O
Beaufortia Island20° 24′ 9″ S, 115° 31′ 25″ O
Birthday Island7,2120° 23′ 5″ S, 115° 31′ 1″ O
Bloodwood Island10,6620° 30′ 57″ S, 115° 31′ 42″ O
Bluebell Island65,0[3]20° 23′ 50″ S, 115° 31′ 14″ O
Boab Island20° 30′ 53″ S, 115° 31′ 24″ O
Boronia Island7,0820° 23′ 31″ S, 115° 30′ 50″ O
Brooke Island15,0[3]20° 26′ 2″ S, 115° 30′ 11″ O
Buttercup Island9,4820° 29′ 6″ S, 115° 32′ 8″ O
Cajuput Island20° 23′ 41″ S, 115° 32′ 5″ O
Caladenia Island20° 25′ 38″ S, 115° 31′ 36″ O
Callitris Island20° 29′ 48″ S, 115° 33′ 39″ O
Campbell Island47,0[3]20° 25′ 41″ S, 115° 32′ 41″ O
Capparis Island20° 25′ 57″ S, 115° 31′ 8″ O
Carnation Island18,8920° 22′ 41″ S, 115° 31′ 25″ O
Cassia Island20° 25′ 20″ S, 115° 34′ 37″ O
Clematis Island20° 31′ 13″ S, 115° 32′ 49″ O
Coolibah Island20° 31′ 46″ S, 115° 32′ 30″ O
Corkwood Islands20° 30′ 37″ S, 115° 31′ 30″ O
Crocus Island41,0[3]20° 25′ 18″ S, 115° 31′ 31″ O
Dahlia Island5,8320° 25′ 44″ S, 115° 34′ 44″ O
Daisy Island20° 26′ 21″ S, 115° 34′ 50″ O
Dandelion Island20° 25′ 55″ S, 115° 34′ 47″ O
Delta Island38,0[3]20° 26′ 33″ S, 115° 32′ 53″ O
Dot Island20° 26′ 9″ S, 115° 34′ 49″ O
Drosera Island15,4220° 30′ 34″ S, 115° 31′ 12″ O
Dryandra Island20° 30′ 44″ S, 115° 31′ 52″ O
Epsilon Island8,3820° 26′ 41″ S, 115° 34′ 50″ O
Eremophila Island20° 32′ 15″ S, 115° 32′ 23″ O
Euphorbia Island20° 26′ 4″ S, 115° 31′ 6″ O
Fairy Tern Island20° 24′ 26″ S, 115° 31′ 0″ O
Fig Islands20° 30′ 6″ S, 115° 33′ 32″ O
Flag Island8,9820° 27′ 29″ S, 115° 34′ 50″ O
Foxglove Island7,7920° 28′ 56″ S, 115° 32′ 32″ O
Frankenia Island5,3520° 22′ 37″ S, 115° 31′ 17″ O
Gannet Island20° 26′ 48″ S, 115° 34′ 7″ O
Gardenia Island18,2720° 22′ 58″ S, 115° 31′ 42″ O
Glossypium Island16,6120° 30′ 47″ S, 115° 32′ 42″ O
Goodenia Island20° 25′ 37″ S, 115° 30′ 42″ O
Grevillea Island5,5920° 31′ 10″ S, 115° 32′ 37″ O
Hakea Islands20° 27′ 8″ S, 115° 36′ 23″ O
Hermite Island1022,0[3]20° 28′ 0″ S, 115° 31′ 29″ O
Hibbertia Island20° 23′ 12″ S, 115° 31′ 51″ O
Hibiscus Island20° 23′ 21″ S, 115° 31′ 6″ O
Hollyhock Island20° 22′ 39″ S, 115° 32′ 52″ O
Hovea Island20° 26′ 26″ S, 115° 30′ 49″ O
How Island20° 25′ 10″ S, 115° 33′ 15″ O
Ipomoea Island4,1520° 25′ 48″ S, 115° 31′ 27″ O
Ivy Island10,2320° 29′ 38″ S, 115° 32′ 41″ O
Jarrah Islands20° 23′ 41″ S, 115° 31′ 53″ O
Jasmine Islands20° 23′ 12″ S, 115° 32′ 0″ O
Jonquil Island20° 23′ 50″ S, 115° 31′ 57″ O
Karangi Island8,1420° 26′ 1″ S, 115° 36′ 13″ O
Karara Island20° 24′ 2″ S, 115° 32′ 0″ O
Karri Islands20° 22′ 52″ S, 115° 30′ 52″ O
Kennedia Island20° 30′ 18″ S, 115° 31′ 59″ O
Kingcup Island10,4120° 23′ 26″ S, 115° 31′ 56″ O
Kingia Island20° 24′ 4″ S, 115° 31′ 56″ O
Kunzea Island20° 25′ 18″ S, 115° 31′ 39″ O
Kurrajong Island9,5520° 26′ 27″ S, 115° 32′ 19″ O
Leschenaultia Island20° 24′ 48″ S, 115° 32′ 33″ O
Lily Island20° 25′ 11″ S, 115° 35′ 13″ O
Livistona Island6,5520° 31′ 52″ S, 115° 32′ 7″ O
Lobelia Island20° 25′ 43″ S, 115° 34′ 32″ O
Marigold Island2,5020° 27′ 29″ S, 115° 33′ 20″ O
Marri Islands20° 23′ 2″ S, 115° 31′ 25″ O
Melaleuca Island20° 24′ 59″ S, 115° 31′ 28″ O
Minnieritchie Islands20° 28′ 4″ S, 115° 34′ 31″ O
Mistletoe Island20° 22′ 57″ S, 115° 31′ 15″ O
Mulga Islands20° 30′ 40″ S, 115° 31′ 19″ O
Myoporum Island20° 27′ 40″ S, 115° 34′ 45″ O
North West Island135,0[3]20° 21′ 46″ S, 115° 31′ 33″ O
Pansy Island11,1820° 22′ 26″ S, 115° 32′ 41″ O
Patersonia Island20° 22′ 3″ S, 115° 30′ 51″ O
Pimelea Island20° 25′ 43″ S, 115° 34′ 31″ O
Primrose Island41,0[3]20° 22′ 15″ S, 115° 30′ 58″ O
Ptilotus Island3,3820° 28′ 2″ S, 115° 31′ 6″ O
Quandong Islands20° 27′ 6″ S, 115° 34′ 50″ O
Renewal Island58,0[3]20° 28′ 2″ S, 115° 32′ 56″ O
Rhagodia Island7,0220° 26′ 27″ S, 115° 34′ 46″ O
Rose Island7,3320° 25′ 18″ S, 115° 33′ 4″ O
Santalum Island20° 26′ 20″ S, 115° 30′ 33″ O
Senna Island20° 25′ 22″ S, 115° 34′ 37″ O
Sesbania Island2,4720° 22′ 5″ S, 115° 31′ 12″ O
Sida Island20° 28′ 25″ S, 115° 32′ 14″ O
Snakewood Island20° 30′ 31″ S, 115° 31′ 45″ O
Snappy Gum Island20° 31′ 8″ S, 115° 31′ 42″ O
Solanum Island4,8620° 31′ 9″ S, 115° 31′ 52″ O
South East Island23,6720° 25′ 23″ S, 115° 35′ 25″ O
Spar Island20° 29′ 11″ S, 115° 33′ 49″ O
Spinifex Island4,2720° 25′ 9″ S, 115° 31′ 10″ O
Stylidium Island20° 25′ 47″ S, 115° 31′ 3″ O
Swainsona Island20° 30′ 24″ S, 115° 31′ 42″ O
Triodia Island12,7420° 26′ 19″ S, 115° 30′ 44″ O
Trimouille Island522,0[3]20° 23′ 41″ S, 115° 33′ 50″ O
Verticordia Island20° 26′ 5″ S, 115° 34′ 47″ O
Violet Island20° 23′ 20″ S, 115° 34′ 45″ O

Geschichte

Europäer kamen mit der Inselgruppe erstmals am 25. Mai 1622 in Berührung, als das Schiff Tryall der Britischen Ostindien-Kompanie 16 km nordwestlich der Inseln bei einem Korallenriff auf Grund lief; die Mannschaft von 42 Mann konnte sich mit einem Beiboot auf die Inseln retten. Diese Stelle trägt bis heute den Namen Tryal Rocks. Das Schiff Wild Wave ging 1872 unter und die Marietta 1905. Weitere Schiffswracks befinden sich in der See um die Inseln, darunter auch Schiffe der Perlensucher. Seit 1902 wird die Gegend um die Inseln im Rahmen der Perlenfischerei wirtschaftlich genutzt.[1]

Atomtests

Abbildung des Atompilzes der Operation Hurricane

Nach dem Zweiten Weltkrieg stellte sich für Großbritannien als der dritten Atommacht nach den USA und der Sowjetunion die Frage nach einem Testgelände für seine Nuklearwaffen. Neben der Großen Viktoria-Wüste bei Maralinga in Zentralaustralien, in der vom 15. Oktober 1953 bis 1963 sieben und auf dem sogenannten Emu Field weitere zwei Nuklearwaffentest durchgeführt wurden, hielt man die Montebello-Inseln für geeignet.

  • Der erste Test einer Atombombe trug die Bezeichnung Operation Hurricane und wurde am 3. Oktober 1952 um 08.00 Uhr Ortszeit auf den Inseln durchgeführt. Es handelte sich um eine Kernwaffe mit Plutonium, die 350 Meter vor der Küste von Trimouille Island an Bord der HMS Plym zur Detonation gebracht wurde und eine Sprengkraft von 25 Kilotonnen TNT besaß, womit sie in etwa vergleichbar mit der Bombe Fat Man war, die 1945 über Nagasaki gezündet worden war.
  • Der zweite Test wurde 1956 durchgeführt. Er hatte den Codenamen "G2"; mit 98 Kilotonnen war es die stärkste Atombombe, die in Australien bislang explodierte. Städte in Queensland wie Mount Isa, Julia Creek, Longreach und Rockhampton wurden vom Fallout dieses Tests kontaminiert.[4]

Der nukleare Fallout erreichte sogar Melbourne; weite Teile der betroffenen Regionen sind (wie bei allen oberirdischen Atomwaffentests) bis heute schwer kontaminiert. Melbourne ist mit 3,37 Millionen Einwohnern (2006)[5] nach Sydney die zweitgrößte Stadt des australischen Kontinents. Als gegen den Fallout massive Proteste laut wurden, wich das britische Ministry of Defence auf das Testgelände in der Wüste von Nevada (USA) aus. 1985 beschäftigte sich die McClelland Royal Commission mit den Folgen der britischen Kernwaffentests.

Flora und Fauna

In dem Seegebiet der Inseln halten sich die Suppenschildkröte, Echte Karettschildkröte, die endemische Wallriffschildkröte und gelegentlich Unechte Karettschildkröte auf. In dem Seegebiet schwimmen Zwergwal, Zahnwal, Brydewal, Buckelwal, Pottwal, Kurzflossen-Grindwal, Schwertwal, Kleiner Schwertwal, Gemeiner Delfin, Blau-Weißer Delfin, und Großer Tümmler und Dugong auf.[1]

Später wurden die Inseln trotz der radioaktiven Belastung zum marinen Naturschutzgebiet, dem Montebello Islands Marine Park und Barrow Island Marine Management Area erklärt – offenbar ein Feigenblatt dafür, dass die Inselgruppe jahrhundertelang nicht mehr besiedelt werden kann.

Die Alpha-Insel und Trimouille-Inseln, wie auch die Hauptküstenlinie können wegen Radioaktivität nur eine Stunde lang am Tag betreten, und es dürfen keine Objekte in die Hand genommen werden.[1]

Quellen

  1. a b c d Montebello Islands Marine Park – Department of Environment and Conservation (Memento vom 10. April 2012 im Internet Archive)
  2. PNAS Islands Database (ohne Bluebell Island, die auch zu den größeren Inseln gehört)
  3. a b c d e f g h i j k l m ALL W.A. ISLANDS > 20 HA. Department of the Environment and Energy, Australian Government, abgerufen am 9. August 2017 (englisch).
  4. Roger Cross (2001). Fallout, Wakefield Press, p. 179.
  5. Australian Bureau of Statistics: 2006 Census QuickStats: Melbourne (Urban Centre/Locality)

Weblinks

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Monte Bello Islands, WA, 1952-10-03. Britain's first atomic weapon is detonated at 0800 hours. An early stage in the explosion after the initial orange flash had been enveloped by the great uprush of water. Immense clouds of smoke, steam and spray burst into the air.
Australia Western Australia relief location map.png
Autor/Urheber: Tentotwo, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Relief location map of Western Australia, Australia

Equidistant cylindrical projection, latitude of true scale 24.62° S (equivalent to equirectangular projection with N/S stretching 110 %). Geographic limits of the map:

  • N: 13.2° S
  • S: 35.5° S
  • W: 112.5° E
  • E: 129.5° E
Montebello Islands-NASA.jpg
Montebello Islands, off the north west of Western Australia
NW Coast 1897.JPG
North West Coast including Barrow and Monte Bello islands