Montafonerbahn

Bludenz–Schruns
Montafonerbahn zwischen Tschagguns und Kaltenbrunnen
Montafonerbahn zwischen Tschagguns und Kaltenbrunnen
Strecke der Montafonerbahn
Kursbuchstrecke (ÖBB):420
Streckenlänge:12,874 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Streckenklasse:D4
Stromsystem:bis April 1972: 800 V =
Stromsystem:ab April 1972: 15 kV 16,7 Hz ~
Maximale Neigung:25,25 
Minimaler Radius:170 m
Höchstgeschwindigkeit:90 km/h
von Lindau
0,000Bludenz
Anschlussbahn Umspannanlage Bürs
Arlbergbahn nach Innsbruck
1,684Anschlussbahn Unterwerk Bludenz ÖBB
1,921Bludenz Moos
2,786Brunnenfeld–Stallehr
2,792Anschlussbahn Burtscher GmbH
Alfenz
2,871Anschlussbahn Zementwerk Lorüns
3,046Anschlussbahn Zementwerk Lorüns
Ill
4,075Lorüns
Ill
6,906St. Anton im Montafon
8,142Vandans
10,281Kaltenbrunnen
10,477Anschlussbahn Wasserkraftwerk Rodund
10,995Verladestelle naturwärme montafon
11,607
Litz
11,750Tschagguns
Umladestelle Tschagguns
Schmalspurbahn nach Partenen
12,717Schruns 681 m ü. A.

Koordinaten: 47° 4′ 46,7″ N, 9° 55′ 2,6″ O

Die Montafonerbahn ist eine normalspurige Nebenbahn in Österreich. Die 12,717 Kilometer lange Stichbahn verbindet seit dem 18. Dezember 1905 Schruns und das untere Montafon mit Bludenz, dort ist sie mit der Arlbergbahn und der Bahnstrecke Lindau–Bludenz verknüpft. Die Strecke ist als Linie „S 4“ der S-Bahn Vorarlberg in den Verkehrsverbund Vorarlberg integriert und befindet sich im Eigentum der Montafonerbahn AG. Sie fungiert sowohl als Eisenbahninfrastrukturunternehmen als auch als Eisenbahnverkehrsunternehmen. Von den Einheimischen wird die Strecke „Bähnle“ oder – in Anlehnung an die Betreibergesellschaft – „Mobah“ genannt. In Schruns, Tschagguns, Vandans und Bludenz besteht die Möglichkeit, in die Busse der Region umzusteigen. Depot, Werkstätte, Fahrdienstleitung, Fahrkartenschalter und Verwaltung befinden sich am bzw. im Bahnhof Schruns.

Geschichte

Bereits 1869 gab es Pläne für eine Bahn unter dem Zeinisjoch als Alternativtrasse zur Arlbergbahn. Für diese „Zeynesjochbahn“ wurden noch 1872 Trassen- und Tunnelstudien vorgenommen, und der Professor für Geologie und Mineralogie in Wien, Gustav Adolf Koch, erstellte ein geologisches Gutachten. Doch die Streckenführung durch das Kloster- und Stanzertal erwies sich als vorteilhafter, denn die Bahn durch das Montafon hätte eine größere Streckenlänge, eine längere Bauzeit und ungünstigere klimatische und geologische Verhältnisse bedeutet.

Die Planungen für den Bahnbau im Montafon begannen mit der Eröffnung der Arlbergbahn im Jahr 1884. Maßgeblich an diesen Plänen beteiligt waren damals der Standesrepräsentant und Sternen-Wirt Jakob Stemer sowie der Mühlen-Besitzer Wilhelm Mayer.[1] 1904 erwarb die in Gründung befindliche Montafonerbahn-Aktiengesellschaft das 1895 erbaute Litzkraftwerk.

Die Erbauer der Montafonerbahn erwogen damals auch eine Verlängerung der Bahn bis nach Davos, und auch von einer Zahnradbahn nach Gargellen sowie einem Oberleitungsbus nach Gaschurn war die Rede.

Geschmückte Zuggarnitur zur Eröffnung am 18. Dezember 1905 im Bahnhof Schruns

Sie war eine der ersten elektrisch betriebenen Vollbahnen der österreichisch-ungarischen Monarchie. Heute ist sie - neben der nur noch im Gelegenheitsverkehr betriebenen Museumsbahn Wälderbähnle - die einzige Privatbahn im österreichischen Bundesland Vorarlberg. Im ersten Betriebsjahr beförderte das neue Verkehrsmittel fast 82.000 Personen. Während eines Hochwassers im Juni 1910 wurde mehr als die Hälfte der Bahnstrecke vernichtet – es kamen starke Regenfälle und die verspätete Schneeschmelze zusammen. Der Betrieb konnte erst im Oktober teilweise wiederaufgenommen werden, und zwischen Juli 1910 und September 1911 wurde ein Schienenersatzverkehr mit Pferdefuhrwerken zwischen Lorüns und St. Anton eingerichtet.[2]

Durch die Elektrifizierung der Arlbergbahn musste 1924 die mit Gleichstrom betriebene Oberleitung der MBS im Bahnhof Bludenz abgebaut werden. Aus diesem Grund konnten die Züge der Montafonerbahn nicht mehr aus eigener Kraft in den Bahnhof einfahren und mussten von Dampflokomotiven geschleppt werden. Nachdem Versuche mit elektrischen Blei-Akkumulatoren in den Triebwagen keine zufriedenstellende Lösung darstellten, wurden in die Triebwagen schließlich Benzinmotor-Aggregate eingebaut.[3]

(c) Foto: Raumplanung/Land Vorarlberg, CC BY-SA 4.0
Steinbruch und ehemaliges Zementwerk Lorüns mit Alfenzbrücke (ganz links), Alfenzwerk (rechts), Montafonerbahn und Anschlussbahn

Mit dem Beginn der Arbeiten der Vorarlberger Illwerke 1924 wurde der Güterverkehr auf der Bahnstrecke nach Schruns stark belebt. Insbesondere während des Baues der Illwerke-Anlagen auf Vermunt und Rodund zwischen 1927 und 1948 stellte die Bahn ihre bedeutende Transportkapazität unter Beweis. Das ehemalige Zementwerk Lorüns benötigte in den 1920er Jahren 1500 Waggons Kohle pro Jahr, manchmal auch noch mehr. Im Gegensatz dazu wurden die um 1990 jährlich vom Zementwerk benötigten 10 000 t Heizöl trotz Bahnanschluss per LKW angeliefert.[4] 1954 wurde auch die 1927 zur Errichtung der Kraftwerksanlagen erbaute Schmalspurbahn nach Partenen eingestellt, welche während und nach dem Krieg sogar Personen beförderte.

In den Anfangsjahren wurde der Betrieb auf der Montafonerbahn durch die k.k. Staatsbahnen bzw. BBÖ im auf Rechnung der Montafonerbahn AG durchgeführt. Ab 1. August 1926 übernahm die Montafonerbahn den Betrieb selbst.

Nach einem Umbau der Oberleitungsanlagen und der Energieversorgungsanlagen im Jahr 1950 wurde die Spannung der Oberleitung von 650 V auf 750 V erhöht.[3]

Ein Dampfsonderzug im Jahr 1972

1955 feierte die Montafonerbahn ihr fünfzigstes Jubiläum, und mit einem dieselbetriebenen „Uerdinger Schienenbus[5] wurde das damals modernste Fahrzeug der deutschen Nebenbahnen angeschafft. Damit konnte das Problem der zwei verschiedenen Stromsysteme im Bahnhof Bludenz beseitigt werden (ÖBB: Wechselstrom, MBS: Gleichstrom).

Montafonerbahn im Jahr 2018 auf dem damals von ihr häufig genutzten Stumpfgleis (Bahnsteig 11) in Bludenz

Durch einen weiteren Umbau der Umformerwerke wurde die Oberleitungsspannung im Jahr 1965 weiter auf 800 V erhöht.[3] Seit Ende der 1960 erhielten die Zuggarnituren ihre für viele Jahre typische rot-gelbe Lackierung. In den 1970er und 1980er Jahren wurde für touristische Zwecke auch ein Dampfsonderzug eingesetzt. Nach der am 6. März 1972 erfolgten Umstellung von 800 V Gleichstrom auf Wechselstrom wurde die Bahnstrecke Bludenz–Schruns grundlegend modernisiert. Um die Jahrtausendwende wurde sie dann in den Verkehrsverbund Vorarlberg (VVV) integriert. 2002 verkehrten Züge erstmals durchgehend von Schruns nach Bregenz und retour.[6] Begegnungsmöglichkeiten bestehen von Anfang an in St. Anton sowie seit 2010 in Höhe des ehemaligen Zementwerkes Lorüns.

Die damals noch nordwestlich der jetzigen S16 befindliche Haltestelle Brunnenfeld wurde in den 1960er Jahren um knapp 300 m in Richtung Schruns verlegt;[7] die Haltestelle Bludenz-Moos entstand erst nach den 1950er Jahren.

Im April 2005 wurde das 100-jährige Bestehen mit einer Ausstellung moderner und historischer Lokomotiven im Bahnhofsgelände begangen.[8] Im Oktober 2007 begannen die Arbeiten zur Verlegung der Bahntrasse im Bereich Alma bei St. Anton im Montafon[9], welche am 12. April 2008 abgeschlossen wurden.[10]

Im Sommer 2010 wurde zur Beschleunigung der Bahnstrecke im Bereich Lorüns ein 1½ km langer Streckenabschnitt neutrassiert. Zusätzlich wurden zwei Brücken über die Alfenz und über die Ill sowie eine zusätzliche Begegnungsstelle auf Höhe des Brech- und Siebwerkes Lorüns neuerrichtet und die Haltestelle Brunnenfeld–Stallehr umgebaut.[11]

Die reguläre Fahrzeit von Reisezügen zwischen Schruns und Bludenz beträgt in beiden Richtungen jeweils 19 Minuten.[12] Alle Stationen außer den beiden Endbahnhöfen und dem Kreuzungsbahnhof St. Anton sind Bedarfshaltestellen.[13] An einigen Haltestellen (z. B. Brunnenfeld–Stallehr) sind Taster zum Bekanntgeben des Einsteigewunsches installiert.

Jahrzehntelangen auch juristischen Auseinandersetzungen zwischen der Bahn und Anwohnern, die vom lauten Quietschen der Radsätze in der engen Kurve vor dem Bahnhof Schruns genervt waren, wurde dort zunächst mit einer Sprinkleranlage zu begegnen versucht. Später installierte die MBS eine Schmieranlage. Nachdem diese unbefriedigend funktionierte, wurde um 2016 eine Anlage einer slowenischen Firma, welche die lästigen Geräusche nun weitgehend eliminiert, eingebaut.[14][15][16]

2015 wurde ein möglicher Ausbau der Bahnstrecke bis St. Gallenkirch[17], 2019 bis Partenen erwogen[18] und mit der Detailplanung der Verlängerung der Bahnstrecke bis Gaschurn begonnen. Die geschätzten Kosten dafür liegen bei etwa 284 Millionen Euro.[19]

Die Bahn erbringt im Auftrag des Landes Vorarlberg und des Bundes im Rahmen von Verkehrsdiensteverträgen Beförderungsleistungen im Montafon. Zuletzt wurde solch ein Vertrag im Dezember 2019 beschlossen. Weiterhin soll ein durchgehender Halbstundentakt eingeführt werden. Die öffentliche Hand beteiligt sich auch an Investitionen beispielsweise in die Sicherungstechnik der Bahn.[20]

2019 beförderte die Montafonerbahn etwa 1,14 Millionen Reisende sowie 3934 t Güter.[21]

Jahrzehntelang konnte man Fahrkarten auch in den Zügen der Montafonerbahn beim Personal ohne Aufpreis kaufen.[22] Nachdem alle Stationen sukzessive bis zum 1. Oktober 2020 mit Fahrkartenautomaten ausgestattet wurden, ist dieses Service eingestellt worden.[23]

Mit dem Fahrplanwechsel 2021 erfolgte eine erneute Ausweitung der Betriebszeiten: An Samstagen, Sonn- und Feiertagen pendelt eine Garnitur nach Mitternacht nun noch länger zwischen Bludenz und Schruns; der letzte Kurs erreicht Schruns planmäßig um 02:42 Uhr in der Früh.[13]

Zukunft

Als nächste größere Maßnahmen bis 2025 sind ein zweites Gleis zwischen Vandans und St. Anton sowie Umbauten von Eisenbahnkreuzungen und die Anpassung von Bahnsteigen an die ÖBB-Triebzüge geplant.[24] Bis 2024 darf es keine unbeschrankten Bahnübergänge auf der Strecke mehr geben. Unter anderem muss der unfallträchtige, nur mit Rotlicht ausgestattete „Alma-Bahnübergang“ (Kreuzung der L 188 mit der Bahnlinie am Kilometer 5,2) südöstlich von Lorüns bis Juli 2024 mit einer Vollschrankenanlage gesichert werden. Im Zuge des geplanten Baues einer Ortsumfahrung Lorüns zwischen der Bahn und der Ill ist dort ggf. die Verschwenkung eines kurzen Abschnitts der Bahntrasse erforderlich.[25]

Fahrzeugeinsatz

Zur Eröffnung der Bahnstrecke wurden zwei Triebwagen der Baureihe kkStB 20.0, ein Personenwagen und zwei Güterwagen angeschafft.[3]

Im Laufe der Jahre kamen alle Fahrzeuge zum Einsatz, welche sich im Besitz der MBS befanden, zeitweise auch Uerdinger Schienenbusse. Der mittlerweile verschrottete ET 10.101 wurde von der Bad Eilsener Kleinbahn in Niedersachsen/Deutschland erworben, wo er als ET 204 eingesetzt worden war.

Das erste moderne Fahrzeug der Montafonerbahn war der 1965 in der eigenen Werkstätte aus dem Dieseltriebwagen VT 63.905 der DB umgebaute Zweisystemtriebwagen ET 10.103. Im Hinblick auf die bereits absehbare Umstellung der Strecke Bludenz – Schruns auf das von den ÖBB verwendete Wechselstromsystem war dieses Fahrzeug sowohl für den Einsatz unter 800 V Gleichstrom als auch unter 15 kV 16,7 Hz Wechselstrom eingerichtet worden. Nachdem die Umstellung 1972 erfolgt war, erhielt der für jene Zeit komfortable Umbau-Triebwagen 1974 einen Zwilling in Form des ET 10.104, welcher auf dem Untergestell des DB VT 63.907 entstanden und ausschließlich unter Wechselstromfahrleitung einsetzbar war. Die noch bis 2008 als Reserve vorgehaltenen Fahrzeuge wurden durch den Verein Pro Bahn Vorarlberg übernommen, wo der ET 10.104 heute für Sonderfahrten angemietet werden kann, während ET 10.103 als Ersatzteilspender dient.

1969–1972 übernahm die Montafonerbahn nacheinander die Dieseltriebwagen ABDm 2/4 7–9 von der Schweizerischen Mittelthurgaubahn, welche dort durch die 1965 erfolgte Elektrifizierung überflüssig geworden waren. Aus den Triebwagen 8 und 9 entstanden die Steuerwagen ES 10.203 und 204 für den Einsatz mit den ET 10.103–104. Der ES 10.203 lief bis 1990 auch in der aus ehemaligen Stahlwagen der Schweizerischen Bundesbahnen gebildeten Garnitur des Schülerzuges, welche mit dem Gepäcktriebwagen ET 10.106 (ex ÖBB 4060.02) bespannt war. Von 1990 bis 2003 wurde für den zunehmenden Schülerverkehr dann ein vierteiliger Wendezug mit dem Triebwagen ET 10.105 eingesetzt, welcher zuvor als 4130.02 Transalpin im höherwertigen Schnellzugverkehr der Österreichischen Bundesbahnen gelaufen war. Bis Ende der 1980er Jahre gab es Kurswagen-Verbindungen Dortmund-Schruns-Dortmund (FD 712/713).

Im Jahr 1990 beschaffte die Montafonerbahn zudem einen fabrikneuen, zweiteiligen Pendelzug des Typs „NPZ“, wie er auch bei den Schweizerischen Bundesbahnen und mehreren Schweizer Privatbahnen zum Einsatz kommt. Der Triebwagen erhielt die Bezeichnung ET 10.107, der Steuerwagen wurde als ES 10.207 bezeichnet. 1994 folgte eine zweite baugleiche Einheit, bestehend aus dem ET 10.108 und dem ES 10.208. 2007/2008 übernahm die MBS zudem zwei der vier 1984 in Dienst gestellten NPZ-Prototypen von den Schweizerischen Bundesbahnen, welche als ET 10.121 und 10.122 beziehungsweise ES 10.221 und 10.222 in den Fahrzeugpark eingereiht wurden.

ET 10.109 zwischen Vandans und Kaltenbrunnen (2010)
Ein im fahrplanmäßigem Personenverkehr verkehrender MBS-Triebwagen mit angehängten Holztransportwagensteht im Bahnhof Schruns zur Abfahrt nach Bludenz bereit (2015); im Hintergrund die Diesellok V 10.017, mit welcher der Güterzug bereitgestellt wurde.
Ein im fahrplanmäßigem Personenverkehr eingesetzter MBS-Triebwagen mit angehängten Holztransportwagen steht im Bahnhof Schruns zur Abfahrt bereit (2015)

In den Jahren 2000 und 2001 lieferte Stadler Rail die beiden Triebwagen ET 10.109 und 10.110 an die Montafonerbahn. Diese können als Alleinfahrer oder in Mehrfachtraktion verkehren und konnten mit einer Anfahr- und Dauerzugkraft von 182 kN[26] auch Güterwagen befördern.

Ein Talent der ÖBB im Endbahnhof Schruns (2007)

Erst seit dem 10. Dezember 2005 verkehrten auf der Montafonerbahn im Rahmen eines Laufkilometerausgleichs planmäßig auch Fahrzeuge der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB), darunter Niederflur-Triebwagen des Typs Talent, CityShuttle-Wendezuggarnituren sowie mit Taurus-Lokomotiven bespannte moderne Doppelstockwagen. Im Gegenzug verkehrten NPZ-Garnituren der MBS, teilweise mit CityShuttle-Wagen der ÖBB verstärkt, durchgehend von Schruns über Bludenz, Feldkirch und Bregenz bis nach Lindau in Deutschland. Auch auf der über liechtensteinisches Staatsgebiet führenden Linie von Feldkirch nach Buchs in der Schweiz wurden einige Leistungen durch die MBS erbracht, sodass die Fahrzeuge der Montafonerbahn regelmäßig in vier verschiedenen Ländern anzutreffen waren.

Zum Fahrplanwechsel 2020 ging der Einsatz von eigenen Triebwagen zu Ende, stattdessen kommen nun im Personenverkehr ausschließlich barrierefreie und klimatisierte Fahrzeuge der ÖBB zum Einsatz. Anzutreffen sind Bombardier Talent in verschiedenen Ausstattungsvarianten und seit Dezember 2022 auch neue Siemens Desiro ML, welche die Talent schrittweise ersetzen sollen.[27][28] Die vier NPZ-Garnituren sowie die beiden Stadler-Triebwagen stehen zum Verkauf.[29] Bei Doppeltraktionen, wie sie teilweise auf REX-Linien eingesetzt werden, die nach Schruns weiterfahren, werden jeweils die 3 in Richtung Schruns vorderen Türen und der zugehörige Zugteil ab Bludenz für Fahrgäste gesperrt, da die Bahnsteige auf der Montafonerbahn nicht lang genug sind

Im Güterverkehr kamen seit 1980 zwei von den Österreichischen Bundesbahnen übernommene Elektrolokomotiven der Reihe 1045 (Baujahr 1927) zum Einsatz. Nach ihrer Ausmusterung im Jahr 2009 gelangten die 1045.01 und 1045.03 zur ÖGEG (Österreichische Gesellschaft für Eisenbahngeschichte) und sind heute im Lokpark Ampflwang beheimatet. Für die Beförderung der Güterzüge übernahm die MBS im Jahr 2009 eine durch Alstom umgebaute Diesellokomotive V 10.017 der DR-Baureihe V 100.1 (Baujahr 1972) und im Juni 2012 die sechsachsige ÖBB-Elektrolokomotive 1110.524 (Baujahr 1960), welche im gelb-weißen Farbschema der mbs lackiert und Anfang 2021 der „Regiobahn“ in Niederösterreich übergeben wurde.[30]

Von Alstom auf der Basis der Reichsbahn-Baureihe V 100.1 bzw. BR 110 für die MBS umgebaute Diesellok (2015)

Unfälle

Mit 36 Bahnübergängen hat die Montafonerbahn eine hohe Dichte an Kreuzungen durch Straßenverkehr.[31] Dies führt immer wieder zu Unfällen oder Störungen:

  • Im April 2014 starb ein Autofahrer bei einer Kollision auf einem unbeschrankten Bahnübergang.[32]
  • Am 3. Februar 2016 und 3. Mai 2017 kollidierten LKW-Lenker, die das Rotlicht übersahen, mit MBS-Triebzügen.[33][34]
  • Ein anderer LKW-Fahrer zerriss im Herbst 2014 mit einem zu hohen Aufbau beim Passieren eines Bahnübergangs die Oberleitung.[35]
  • Am 26. Oktober 2019 stieß eine Pkw-Lenkerin auf dem „Alma-Bahnübergang“ mit einem Zug zusammen und wurde unbestimmten Grades verletzt.[36]
  • Am 20. Jänner 2021 abends kollidierte eine Pkw-Lenkerin auf demselben Bahnübergang trotz eingeschaltetem Rotlicht mit einem Zug. Ihr Fahrzeug wurde gegen einen Oberleitungsmast aus Beton geschleudert. Dieser neigte sich, die Oberleitung riss. Die Schwerverletzte musste bis zur Erdung der herabhängenden Leitung im Autowrack eingeklemmt ausharren, der beschädigte Zug abgeschleppt und die Strecke zur Schadensbehebung bis zum Betriebsschluss des 22. Jänner gesperrt werden.[37][38][39]
  • Am 30. Jänner 2023 kollidierte am mit Rotlicht gesicherten Bahnübergang der L 188 am Tschaggunser Bahnhof wie dort zuvor schon öfters ein Kfz-Lenker mit einem Zug. Es blieb bei erheblichem Sachschaden.[40]

Medien

  • Unterwegs mit der Montafonerbahn. Andrej Púlui, Manfred Böhm, Bahn TV, 2007.

Literatur

  • Peter Strasser: Entlang der Montafonerbahn (Auf Schienen unterwegs), Verlag Sutton, Erfurt 2011, ISBN 978-3-86680-659-7.
  • Lothar Beer: Bahnen in Vorarlberg (Band III.), Hecht Verlag, Bregenz 1999, ISBN 3-85298-063-1.
  • Karl Zwirchmayr: 90 Jahre Montafonerbahn AG – Eisenbahn und Energieversorgung, Verlag Hieronymus Münzer, Feldkirch 1994, ISBN 3-85176-029-8.
  • Karl Zwirchmayr: Die Montafonerbahn – Bahn im Bild 46, Verlag Pospischil, Wien 1985.

Weblinks

Commons: Montafonerbahn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Montafoner Heimatbuch. Stand Montafon, 1974
  2. Peter Strasser, Andreas Rudiger: montafon. 1906_2006 – Eine Zeitreise in Bildern. (PDF) (Nicht mehr online verfügbar.) Heimatschutzverein Montafon, 2006, S. 14, archiviert vom Original am 3. Januar 2016; abgerufen am 7. März 2008. ISBN 978-3-902225-21-4.
  3. a b c d Gunter Mackinger, Peter Wegenstein: Privatbahnen in Österreich : Strecken – Fahrzeuge – Betrieb. 1. Auflage. Transpress, Stuttgart 1997, ISBN 3-613-71052-8, Montafonerbahn Bludenz-Schruns (MBS), S. 237 ff.
  4. https://www.zementwerk.info/documents/Buch_Chronik_Zementwerk_Loruens.pdf
  5. NEWS - Nachrichten bei Bahn - Austria Online Magazin. Abgerufen am 4. Oktober 2021.
  6. "Verlobungsfeier" ÖBB-Montafonerbahn (1. Februar 2002)
  7. Protokoll über die 17. öffentliche Sitzung der Stadtvertretung Bludenz
  8. 100 Jahre Montafonerbahn: Tag der offenen Tür (Memento vom 7. November 2017 im Internet Archive) (Das kleine Blatt, 28. April 2005)
  9. Großinvestition der Montafonerbahn. vol.at
  10. @1@2Vorlage:Toter Link/www.meznar-media.deVerkehrsfreigabe Montafonerbahn (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2022. Suche in Webarchiven.)
  11. Brückenschlag bei mbs-Trassenneubau. (PDF (282 kB)) (Nicht mehr online verfügbar.) Vorarlberger Nachrichten, 8. Juli 2010, archiviert vom Original am 10. August 2014; abgerufen am 13. April 2015.
  12. Montafonerbahn: Bludenz – St. Anton i.M. – Vandans – Schruns (Fahrplan 2019) (Memento vom 14. Januar 2020 im Internet Archive)
  13. a b https://www.montafonerbahn.at/wp-content/uploads/2021/12/tabellenfahrplan_2022.pdf
  14. Streit um Lärmbelästigung: Anrainer verurteilt. 7. November 2014, abgerufen am 7. Juni 2020.
  15. Lösung für quietschende Montafonerbahn. 21. April 2016, abgerufen am 7. Juni 2020.
  16. Klage gegen Montafonerbahn ruht. 17. Mai 2016, abgerufen am 7. Juni 2020.
  17. „Weichen stellen“: Projekt zum Ausbau der „MoBah“ bis St. Gallenkirch. VOL.at, 5. Februar 2015, abgerufen am 13. April 2015.
  18. Montafonerbahn soll verlängert werden. vorarlberg.orf.at, 14. Mai 2019, abgerufen am 14. Mai 2019.
  19. Montafonerbahn soll 15 km länger werden. vorarlberg.orf.at, 11. Juli 2019, abgerufen am 11. Juli 2019.
  20. Land Vorarlberg - Presse. Abgerufen am 10. Juni 2020.
  21. Geschäftsbericht der Montafonerbahn AG für 2019
  22. Infokampagne gegen Schwarzfahren — Stand Montafon. Abgerufen am 30. Januar 2021.
  23. Neue Fahrscheinautomaten im Montafon | VMOBIL.AT. Abgerufen am 30. Januar 2021.
  24. vorarlberg ORF at/Agenturen red: 33 Millionen für Ausbau der Montafonerbahn. 15. Februar 2022, abgerufen am 21. Februar 2022.
  25. Protokoll der Gemeindevertretungssitzung Lorüns vom 17. November 2022
  26. Willkommen bei Gebrauchtzugportal. Abgerufen am 19. März 2022.
  27. Montafonerbahn: Ende des eigenen Fahrzeugeinsatzes. In: Eisenbahn Österreich. Nr. 2, 2021, ISSN 1421-2900, S. 104.
  28. ÖBB: Erste Züge der neuen Vorarlberger ÖBB Nahverkehrsflotte offiziell in Betrieb | VMOBIL.AT. Abgerufen am 7. Januar 2023.
  29. Willkommen bei Gebrauchtzugportal. Abgerufen am 19. März 2022.
  30. REGIOBAHN BEKOMMT ERSTE E-LOK – regiobahn. Abgerufen am 30. Januar 2021.
  31. Stress in der Lok in: heute mittag, 13. Mai 2014, ORF2, 13:15 Uhr
  32. Montafonerbahn: „Unfalltragödie bringt uns in schwierige Situation“ (10. April 2014)
  33. Rotlicht übersehen: Lkw ins Schruns von Montafonerbahn gerammt. In: Vorarlberg Online. 4. Februar 2016, abgerufen am 30. Oktober 2018.
  34. Lkw überfuhr Rotlicht und kollidierte mit Montafonerbahn. In: Tiroler Tageszeitung. 3. Mai 2017, abgerufen am 30. Oktober 2018.
  35. LKW durchreisst Oberleitung der Montafonerbahn. In: Liechtensteiner Vaterland. 1. November 2014, abgerufen am 20. Januar 2020.
  36. Vorarlberg: Pkw kollidiert mit Montafonerbahn. Abgerufen am 5. Februar 2020.
  37. vorarlberg ORF at red: Rotlicht: Auto von Montafonerbahn erfasst. 21. Januar 2021, abgerufen am 22. Januar 2021.
  38. Hinweis der MBS, dass wegen Reparaturarbeiten nach einem Unfall am 21. und 22. Januar 2021 Schienenersatz gefahren wird (gesehen am 22. Jänner 2021 auf https://www.montafonerbahn.at/)
  39. Presseaussendungen LPD Vorarlberg. Abgerufen am 22. Januar 2021.
  40. vorarlberg ORF at red: Auto kollidiert mit Montafonerbahn. 30. Januar 2023, abgerufen am 31. Januar 2023.

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Gleisanschluss
Ein im fahrplanmäßigem Personenverkehr eingesetzter MBS-Triebwagen mit angehängten Holztransportwagen steht im Bahnhof Schruns zur Abfahrt nach Bludenz bereit. (2015).jpg
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Ein im fahrplanmäßigem Personenverkehr verkehrender MBS-Triebwagen mit angehängten Holztransportwagen steht im Bahnhof Schruns zur Abfahrt nach Bludenz bereit. (2015)
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Gleisanschluss
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ET/ES 10 der Montafonerbahn zwischen Tschagguns und Kaltenbrunnen, Montafon. Die Fahrzeuge sind weitestgehend identisch zu den RBDe 560 "NPZ" der SBB. Im Hintergrund das Holzheizwerk Gantschier, das mit einem Anschlußgleis beliefert wird.
BahnhofSchruns1.JPG
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Bahnhof Schruns, Montafon, mit einem Nahverkehrszug der Reihe 4024
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Montafonerbahn im Bahnhof Bludenz.
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ET 10 der Montafonerbahn zwischen Vandans und Kaltenbrunnen, Montafon, links Hosensee
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Montafonerbahn, Eröffnungstag 18.12.1905, Schruns

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Die Zementwerke Lorüns befanden sich an der Grenze zwischen den Gemeinden Bludenz, Lorüns und Stallehr in Vorarlberg, Österreich und erzeugten Zement und Steine. Der Steinbruchbetrieb läuft nach der Einstellung der Zementproduktion unter dem Firmennamen "Brech- und Siebwerk Lorüns" weiter. Der westlichste Zipfel des Verwallgebirges, der vormals bis an die Alfenz (ganz links) reichte, ist schon abgebaggert und wird weiter abgetragen.
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Von Alstom auf der Basis der Reichsbahn-Baureihe 110 für die Montafonerbahn umgebaute Diesellok vor der Remise im Bahnhof Schruns.
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Dampfsonderzug der Montafonerbahn 1972