Monoceros (Mythologie)

Monoceros (oben), Bodleian Library, Bestiarium von Oxford, Folio 21r.

Das Monoceros (altgriechisch μονόκερως) ist ein legendäres Tier mit nur einem Horn, ähnlich dem Einhorn.

Mythologie

Als Substantiv ist μονόκερως ein spätgriechisches Wort neutralen Geschlechts, zusammengesetzt aus griechisch μόνοςmonos, deutsch ‚einzig, allein‘ und griechisch κέραςkeras, deutsch ‚Horn‘.

Das Monoceros wurde erstmals von Plinius dem Älteren in seiner Naturalis historia beschrieben als eine Kreatur mit dem Körper eines Pferds, dem Kopf eines männlichen Hirsches (ohne das Geweih), Beinen eines Elefanten und Schwanz eines Wildschweins. Es trägt ein schwarzes, etwa 1 Meter langes Horn in der Mitte seines Gesichtsschädels. Das Monoceros kann nicht lebend gefangen werden.[1]

Cosmas Indicopleustes schreibt in seiner Christlichen Topographie, dass er das Tier nicht gesehen habe, aber er habe im Palast des Königs von Äthiopien Bronzefiguren davon gesehen und konnte es anhand dieser Figuren zeichnen. Er erwähnt auch, dass das Volk von ihm als einem schrecklichen und unbesiegbaren Tier spricht, und dass seine ganze Kraft in seinem Horn liegt. Wenn es von vielen Jägern verfolgt wird und kurz davor ist, gefangen zu werden, springt es auf die Spitze eines Abgrunds und stürzt von dort hinunter. Im Fallen dreht es sich dann so, dass das Horn den ganzen Stoß des Sturzes auffängt, und es entkommt unverletzt.[2]

Im Bestiarium von Oxford wird das Monoceros folgendermaßen beschrieben: „Das Monoceros ist ein Untier mit schaurigem Gebrüll, mit dem Körper eines Pferdes, Füßen eines Elefanten und einem Schwanz, der am ehesten dem eines Hirsches gleicht. Aus der Mitte seiner Stirn ragt ein Horn hervor von wunderbarem Glanz, in der Größe von vier Fuß, so scharf, dass alles, auf was es trifft, mit Leichtigkeit von seinem Stoß durchbohrt wird. Lebend kommt es niemals in die Gewalt von Menschen. Man kann es zwar töten, aber nicht fangen.“[3]

Im heutigen Sprachgebrauch steht der Begriff Monoceros typischerweise für ein Einhorn oder eine ähnliche Kreatur mit nur einem Horn.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Introduction, in: Pliny the Elder: Natural history; translated with an introduction by John F. Healy, Penguin Books, London 1991, ISBN 978-0-14-044413-1.
  2. John Watson McCrindle (Hrsg.): The Christian Topography of Cosmas, an Egyption monk, Hayluyt Society, London 1897, S. 360f. online, abgerufen am 12. Februar 2025
  3. Franz Unterkircher: BESTIARIUM – Die Texte der Handschrift Ms. Ashmole 1511 der Bodleian Library Oxford in lateinischer und deutscher Sprache, Akademische Druck- und Verlagsanstalt, Graz 1986, ISBN 3-201-01310-2, S. 45.

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Bodleian Library, MS. Ashmole 1511, The Ashmole Bestiary, Folio 21r : Monoceros and Bear, England (Peterborough?), Early 13th century.