Monika Schwarz-Friesel

Monika Schwarz-Friesel (* 28. November 1961 in Bensberg) ist eine deutsche Kognitionswissenschaftlerin, Antisemitismusforscherin und Professorin an der Technischen Universität Berlin.[1]

Leben und Wirken

Monika Schwarz-Friesel studierte deutsche und englische Philologie sowie Psychologie an der Universität zu Köln. 1990 wurde sie mit dem Thema „Kognitive Semantik und neuropsychologische Realität“ in Köln promoviert und habilitierte sich 1998 mit dem Thema „Indirekte Anaphern in Texten“. Sie etablierte in Deutschland den Ansatz der kritischen Kognitionslinguistik. Von 2000 bis 2010 lehrte sie als Universitätsprofessorin für Textlinguistik und Pragmatik am Institut für germanistische Sprachwissenschaft der FSU Jena. Seit 2010 bekleidet sie einen Lehrstuhl an der TU Berlin.

Ihre Forschungsschwerpunkte sind die Interaktion von Sprache, Kognition und Emotion, kognitive Semantik und Metaphern sowie verbale Manifestationen des aktuellen Antisemitismus.[2]

Als Expertin für aktuellen Antisemitismus berät sie zahlreiche Institutionen im In- und Ausland, u. a. „StopAntisemitismus.de“ der ZEIT-Stiftung und  ist im Beirat von „Antisemitismus Studies“ (USA) sowie dem „Journal of Contemporary Antisemitism“ (UK). Sie ist Kuratoriumsvorsitzende der Leo-Trepp-Stiftung[3] und Mitglied der Jury für den Simon-Wiesenthal-Preis des österreichischen Parlaments seit der Etablierung durch Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka im Jahr 2020.[4]

Monika Schwarz-Friesel ist mit dem Historiker Evyatar Friesel verheiratet.[5]

Schriften (Auswahl)

  • Toxische Sprache und geistige Gewalt. Wie judenfeindliche Denk- und Gefühlsmuster seit Jahrhunderten unsere Kommunikation prägen. Attempto Verlag, Tübingen, 2022, ISBN 978-3-89308-466-1.
  • Judenhass im Internet. Antisemitismus als kulturelle Konstante und kollektives Gefühl. Hentrich & Hentrich Verlag, Berlin Leipzig, 2019, ISBN 978-3-95565-328-6.
  • (mit Jehuda Reinharz): Inside the Antisemitic Mind. Boston: University Press of New England, 2017.
  • (mit Jehuda Reinharz): Die Sprache der Judenfeindschaft im 21. Jahrhundert. Berlin, New York: de Gruyter, 2013.[6]
  • (mit Manfred Consten): Einführung in die Textlinguistik. Darmstadt: WBG, 2014.
  • (mit Jeannette Chur): Semantik. Ein Arbeitsbuch. Tübingen: Narr, 6. Auflage 2014; 1. Auflage 1993) (Koreanische Übersetzung, Seoul, Korea 1996.
  • Sprache und Emotion. Tübingen, Basel: Francke (= UTB 2939), 2. Auflage 2013 (1. Auflage 2007).
  • (mit Helge Skirl): Metapher. Heidelberg: Winter (= Kurze Einführungen in die germanistische Linguistik. 4), 2. Auflage 2013 (1. Auflage 2007).
  • Einführung in die Kognitive Linguistik. 3. Auflage. Tübingen, Basel: Francke, 2008; Tschechische Ausgabe. Universitätsverlag Prag, 2007.
  • Indirekte Anaphern in Texten. Studien zur domänengebundenen Kohärenz und Referenz im Deutschen. Tübingen: Niemeyer, 2000.
  • Kognitive Semantiktheorie und neuropsychologische Realität. Repräsentationale und prozedurale Aspekte der semantischen Kompetenz. Tübingen: Niemeyer (= Linguistische Arbeiten 273), 1992.
als Herausgeberin
  • Gebildeter Antisemitismus. Eine Herausforderung für Politik und Zivilgesellschaft. Nomos, Baden-Baden 2015, ISBN 978-3-8487-1679-1.
  • (mit Jan-Henning Kromminga): Metaphern der Gewalt. Konzeptualisierungen von Terrorismus in den Medien vor und nach 9/11. Tübingen: Francke, 2014.
  • (mit Konstanze Marx): Sprache und Kommunikation im technischen Zeitalter. Wieviel Internet (v)erträgt unsere Gesellschaft? Berlin (u. a.): de Gruyter, 2013.
  • (mit András Kertész und Manfred Consten): Converging Data Sources in Cognitive Linguistics. Amsterdam etc.: Elsevier (=Special Issue of Language Sciences), 2012.
  • (mit Evyatar Friesel und Jehuda Reinharz): Aktueller Antisemitismus – ein Phänomen der Mitte. Berlin: de Gruyter, 2010.
  • (mit Manfred Consten und Mareile Knees): Anaphors in Text. New York, Berlin: Benjamins, 2007.
Aufsätze
  • Israelbezogener Antisemitismus und der lange Atem des Anti-Judaismus – von ‚Brunnenvergiftern, Kindermördern, Landräubern‘. In: Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft (Hg.), 2021. Wissen schafft Demokratie. Schwerpunkt Antisemitismus, Band 8. Jena, S. 42–57.
  • Antisemitismus 2.0 und die Netzkultur des Hasses. Judenfeindschaft als kulturelle Konstante und kollektiver Gefühlswert im digitalen Zeitalter. Ergebnisse der DFG-geförderten Langzeitstudie „Antisemitismus im www“ (Kurzfassung als PDF)
  • Destroy Israel:Jews are the Evil of the World! Manifestations of Contemporary Antisemitism. In: Aschkenasim 5, 12–15, 2016.
  • Antisemitische Hass-Metaphorik. DIe emotionale Dimension aktueller Judenfeindschaft. In: Interventionen – Zeitschrift für Verantwortungspädagogik. Berlin: Violence Prevention Network e. V., 38–44, 2015.
  • (mit Konstanze Marx) Sprachliche Kommunikation: Psycholinguistische Grundlagen. In: Blanz, M./A. Florack/U. Piontkowski (Hg.) Kommunikation. Eine interdisziplinäre Einführung. Stuttgart: Kohlhammer, 38–52. 2014.
  • (mit Evyatar Friesel): „Gestern die Juden, heute die Muslime...“? Von den Gefahren falscher Analogien. In: Botsch, G. et al. (Hg.) Islamophobie und Antisemitismus – ein umstrittener Vergleich. Berlin, Boston: de Gruyter, 29–50, 2012.
  • Dem Grauen einen Namen geben? Zur Verbalisierung von Emotionen in der Holocaust-Literatur – Prolegomena zu einer Kognitiven Linguistik der Opfersprache. In: Germanistische Studien Nr. 10 „Sprache und Emotionen“, 128–139, 2011.
  • Der Tatort Sprache in Deutschland – Antisemitismus im öffentlichen Kommunikationsraum? Tribüne. Zeitschrift zum Verständnis des Judentums, 1/2009, 178–186, 2009.

Rezeption

Auszeichnungen und Ehrungen

  • Schwarz-Friesel hielt die Rabbiner-Brandt-Vorlesung des deutschen Koordinierungsrates am 11. November 2013 zum Thema „Die Sprache der Judenfeindschaft“.
  • Sie erhielt am 29. November 2014 von der Universität Debrecen einen Ehrendoktor für herausragende wissenschaftliche Leistungen.
  • Am 5. Mai 2022 hielt sie in der Wiener Hofburg die Gedenkrede zu Antisemitismus und Erinnerungskultur im österreichischen Parlament[7].

Einzelnachweise

  1. Monika Schwarz-Friesel Biografie. Webseite der Technischen Universität Berlin. Abgerufen am 9. November 2012.
  2. TU Website Forschungsprojekte. Abgerufen am 17. Dezember 2014.
  3. Website der Leo-Trepp-Stiftung
  4. Jury des Simon-Wiesenthal-Preises
  5. http://www.haaretz.com/jewish/news/.premium-1.576189 vom 25. Februar 2014, abgerufen am 23. Februar 2017
  6. Pressestimmen zu Sprache der Judenfeindschaft
  7. Rede in der Wiener Hofburg anlässlich des nationalen Gedenktags gegen Gewalt und Rassismus

Weblinks