Moggessa di Quà
Moggessa di Quà ist ein verlassenes, halbverfallenes, norditalienisches Bauerndorf ohne Zufahrtsstraße in den Karnischen Alpen rund drei Kilometer nordwestlich von Moggio Udinese in der Region Friaul-Julisch Venetien. Moggessa di Quà ist einer von zwei Ortsteilen Moggessas. Der andere, Moggessa di Là, in dem die Kirche steht, liegt auf der gegenüberliegenden Seite einer Schlucht noch weiter in den Bergen und hat ebenfalls keine Straßenanbindung. Moggessa di Quà kann nach einem eineinhalbstündigen Fußmarsch von Moggio Udinese, das an der Autobahn A23 liegt, erreicht werden.
Geschichtlich gesehen ist Moggessa di Quà, furlan Muiesse di ca, auf Deutsch etwa „Klein-Mossach diesseits“, eine mittelalterliche Gründung des Klosters San Gallo in Moggio, ebenso wie Stavoli, ein weiteres Bergdorf in der Nachbarschaft. Trotz der Höhenlage von 510 m Seehöhe gilt das Gebiet als für den Gemüseanbau sehr gut geeignet. Der von Gräben und Rinnen durchzogene Talkessel am Fuße des Monte Palevierte (1785 m ü. A.) zeichnet sich durch ein mildes Binnenklima aus.
Da es keine Zufahrtsstraßen gibt, ist das alte System der Maultierpfade noch immer in Gebrauch. Ein stark ansteigender teilweise gepflasterter Weg führt von Moggio di Sopra aus entlang des Rio di Palis-Baches von Moggio Udinese über einen Sattel, hinter dem das Fellatal zurückbleibt, in eine von Schluchten, Gebirgsbächen und Bergwäldern, meist mit Schwarzkiefern geprägten Teil der Carnia. Am Wegesrand findet man eine Kapelle sowie Kreuze, die an die früheren Prozessionen der römisch-katholischen Bevölkerung erinnern. Die Wege sind immer wieder von moosbewachsenen Trockenmauern gesäumt. Anders als im rumänischen Bergdorf Obcina, auch ohne Zufahrtsstraße, sieht man hier ein über Jahrhunderte gepflegtes Wegenetz, bevor man das für die Gegend typische Dorf erreicht.
Besonders reizvoll sind die engen Gässchen von Moggessa di Quà, in denen sich die Bauernhäuser auf engem Raum konzentrieren. Intakte Häuser bzw. verfallene Gebäude liegen sehr eng beieinander. Dazwischen verlaufen oft nur einige Meter breite Gässchen. Die schon merklich zugewachsenen Felder liegen ober- und unterhalb des Ortes. Anfang des 20. Jahrhunderts lebten noch 200 Bewohner weitgehend autark als Selbstversorger in Moggessa di Quà. Gegenwärtig bleibt über den Winter nur mehr eine einzige Bewohnerin in den Bergen. In Moggessa finden sich viele Beispiele ländlicher, auf das Wesentliche reduzierter Architektur, die charakteristisch für dieses arme Berggegend war. Die Häuser, durchwegs aus Stein, sind relativ hoch, sie haben bis zu vier Geschosse. Wirtschaftsgebäude und Wohnhaus bilden fast immer eine Einheit. In der Mitte des Dorfes gibt es einen gemeinsamen Brunnen. Viele der kleinen Holzbalkone auf der Südseite sind schon verfallen. Typisch sind auch die außen angebauten Kamine für die Fogolâre, die offenen Herde im Friaul. Anders als sonst in den Bergen sind die Dächer wegen des milden Klimas relativ flach.
Durch Wasser- und Stromanschlüsse wurde das besonders im Winter sehr einsame Leben in den Bergen etwas erleichtert. Seit dem Erdbeben von 1976 besteht das Dorf überwiegend aus Ruinen, die nach und nach von Gestrüpp überwuchert werden.[1] Notquartiere in Containern waren nicht möglich. Die Jungen haben nach dem Erdbeben das Dorf verlassen. Es gab keine Arbeit und ein Wiederaufbau wäre in den meisten Fällen zu teuer gewesen. Ein tägliches Auspendeln nimmt aufgrund der Entfernung heute niemand mehr in Kauf. Einige der verfallenen Häuser werden von den Nachfahren der einst weggezogenen Bewohner wieder restauriert und in den Ferien bewohnt.
Von Moggessa di Quà kommt man nach der Durchquerung einer tiefen Schlucht nach einer halben Stunde Wegzeit nach Moggessa di Là, dem Teil von Moggessa, in dem sich die Kirche befindet. In der Schlucht des Molin-Baches (Mühlbachs) sind noch die letzten Reste der Mühle zu sehen, die bis 1962 in Betrieb war und vom Erdbeben fast vollständig zerstört wurde.[2] Der Verbindungsweg zwischen den Dörfern ist, anders als nach Moggio hinunter, weniger steil und in einem besseren Zustand, sodass man zwischen den beiden Dörfern auch via Geländemotorrad verkehren kann, wie es einige Bewohner tun. Nach weiteren eineinhalb Stunden Wegzeit erreicht man das dritte Dorf ohne Zufahrtsstraße, Stavoli.
Die sechsstündige Rundwanderung über alte Kulturwege durch die drei karnischen Dörfer ohne Zufahrtsstraße, Moggessa di Quà, Moggessa di Là und Stavoli, die die Abtei von Moggio als Ausgangs- und Endpunkt hat, gilt als eine der „schönsten und außergewöhnlichsten Tageswanderungen“ in Friaul.[3]
Weblinks
Quellen
- ↑ ORF Kärnten: Verlassene Dörfer in Moggio-Udinese, aufgerufen am 9. Jänner 2016
- ↑ http://www.turismoruralefvg.it:/ Borgo Moggessa, aufgerufen am 3. März 2010
- ↑ Pilgram / Berger, / Koroschitz / Pilgram-Ribitsch, Die letzten Täler Wandern und Einkehren in Friaul, S. 113–121.
Koordinaten: 46° 25′ 3,3″ N, 13° 9′ 10,3″ O
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Alte friulanische Bauernhäuser in Moggessa di Qua, einem fast gänzlich verlassenen Dorf in den Südlichen Karnischen Alpen bei Moggio Udinese / Friaul / Italien. Viele Häuser sind verfallen oder werden als Zweiwohnsitze genutzt. Typisch sind der Holzbalkon und der außen angemauerte Kamin (Fogolar).
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Die beiden beinahe gänzlich verlassenen Bergdörfer Moggessa di Là (links) und Moggessa di Qua (rechts) in den Südlichen Karnischen Alpen bei Moggio Udinese / Friaul / Italien. Gut erkennbar, die Stromleitung nach Moggessa di Là, die über die Schlucht hinüber nach Moggess di Quá führt, ebenso wie eine Trinkwasserleitung. Ansicht von Stavoli aus. Im Hintergrund der Creta Grauzaria (2.066 m).
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Verfallene Häuser in Moggessa di Qua, einem fast gänzlich verlassenen Dorf in den Südlichen Karnischen Alpen bei Moggio Udinese / Friaul / Italien. Einige Häuser wurden bei den Erdbeben von 1976 zerstört.
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Maultierpfad / Fußweg zu den schon fast unbewohnten friulanischen Bergdörfer Moggessa di Qua und Stavoli bei Moggio Udinese (Fellatal / Friaul / Italien).
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Mumifizierte Katze hinter einem Holzzaun beim Eingang zu einem Stall (hier) in Moggessa di Qua bei Moggio Udinese / Friaul / Italien. Oben und unten die grauen, ausgebleichten Latten des Holzzauns. Die Zuordnung als Katze erfolgt auf Basis eines anderen Fotos der Tiermumie, auf dem die letzte verbleibende Katzenkralle zu sehen ist (hier). Es wurde diskutiert, ob es sich auch um einen Hund handeln könnte (hier). Im Hintergrund zwischen Zaun und Mauer ein blau getöntes Stück Plastikfolie. Kurzbeschreibung: Zähne, Reißzähne, Schnauze, makaberer Anblick. Alle Fotos von dieser Tiermumie: Ansicht von vorne, Kopf Detail, Pfote Detail, Gesamtansicht, Hinter dem Zaun, Von hinten, Fundort.