Mitteldeutsches Trockengebiet

Mitteldeutsches Trockengebiet (Deutschland)
Mansfelder Land
Mansfelder Land
Unstruttal
Unstruttal
Lage der beiden Kernbereiche des Mitteldeutschen Trockengebietes

Das Mitteldeutsche Trockengebiet ist eine besonders niederschlagsarme Region in Deutschland, die sich über Sachsen-Anhalt und Thüringen erstreckt. Der Begriff findet vor allem in der Botanik Verwendung, um die Verbreitung von Pflanzen in Deutschland zu beschreiben, die speziell an Trockenheit und Wärme angepasst sind. Viele dieser Arten sind in ihrer bundesweiten Verbreitung auf das Mitteldeutsche Trockengebiet und wenige andere Regionen mit ähnlichen Lebensbedingungen beschränkt und zum Teil stark gefährdet. Sie gelten als Xerothermrelikte einer in der Nacheiszeit deutlich weiteren Verbreitung.

Geographie

Ausdehnung und Lage

Das Mitteldeutsche Trockengebiet erstreckt sich in West-Ost-Richtung vom Östlichen Harzvorland und dem Kyffhäuser bis an die Saale. Seine südlichen Ausläufer ragen bis in das nördliche Thüringer Becken. Die besonders trockenen Kernbereiche liegen im Mansfelder Land und entlang des Unstruttals zwischen Artern und Freyburg.[1] Das Mitteldeutsche Trockengebiet ist das größte zusammenhängende Gebiet seiner Art in Deutschland.[2]

Geologie

Die Ausgangssubstrate für die Bodenbildung sind vielfältig und reichen von Buntsandstein, Muschelkalk, Gips/Anhydrit bis Löss.[1] Dies bedingt einen unterschiedlichen Chemismus des Bodens, was sich lokal in den Pflanzengesellschaften widerspiegelt.

Klima

Regenreiche atlantische Westwinde treffen zuerst auf den Harz und das Nordthüringer Hügelland, welche dem Mitteldeutschen Trockengebiet vorgelagert sind. Die Wolken regnen sich an deren Luv-Seite ab, was auf der Lee-Seite äußerst geringe jährliche Niederschlagsmengen von stellenweise weniger als 500 mm zur Folge hat. Die Winter sind vergleichsweise mild.[1]

Flora

Die an Trockenheit und Wärme angepasste Flora (sog. Xerothermvegetation) lässt sich verschiedenen Biotoptypen zuordnen:

Volltrockenrasen auf Kalk

Volltrockenrasen befinden sich im oberen Bereich von sonnenexponierten Hängen und sind durch gering entwickelte Bodenbildung, extreme Erwärmung im Sommer sowie starke Austrocknung charakterisiert.[3]

wissenschaftlicher NameTrivialnameRote Liste[4]Anmerkungen
Anthericum liliagoTraubige GraslilieV
Helianthemum canumGraues Sonnenröschen3
Hornungia petraeaKleine Felskresse2
Iris aphyllaNacktstängel-Schwertlilie2auch in Trockengebüschsäumen[5]; bundesweit ausschließlich Vorkommen in Sachsen-Anhalt[6]
Oxytropis pilosaZottiger Spitzkiel2
Seseli hippomarathrumPferde-Sesel2
Sesleria caeruleaKalk-Blaugrasu.
Stipa pulcherrimaGroßes Federgras2
Teucrium montanumBerg-GamanderV

Halbtrockenrasen auf Kalk

Der Boden-Tragant ist ein Beispiel für eine kontinentale Steppenrasen-Art und kommt bundesweit nur im Mitteldeutschen Trockengebiet vor.[4]

Halbtrockenrasen haben oft eine Lössauflage zeichnen sich durch weniger extreme Bedingungen aus.[3]

wissenschaftlicher NameTrivialnameRote Liste[4]Anmerkungen
Adonis vernalisFrühlings-Adonisröschen3auch auf Volltrockenrasen[5]
Anthericum ramosumRispige GraslilieV
Astragalus exscapusBoden-Tragant2auch auf Volltrockenrasen[5]
Gentianopsis ciliataGewöhnlicher FransenenzianV
Pulsatilla vulgarisGewöhnliche Kuhschelle3auch auf Sand- und Silikattrockenrasen[5]

Trockenrasen auf Gips

wissenschaftlicher NameTrivialnameRote Liste[4]
Gypsophila fastigiataEbensträußiges Gipskraut3

Trockene Äcker

wissenschaftlicher NameTrivialnameRote Liste[4]
Bupleurum rotundifoliumRundblättriges Hasenohr2
Caucalis platycarposAcker-Haftdolde2
Melampyrum arvenseAcker-Wachtelweizen3

Trockene Waldsäume und Gebüsche

wissenschaftlicher NameTrivialnameRote Liste[4]
Aegonychon purpurocaeruleumBlauroter SteinsameV
Dictamnus albusDiptam3
Melampyrum cristatumKamm-Wachtelweizen3
Melampyrum nemorosumHain-WachtelweizenV
Peucedanum cervariaHirschwurz-HaarstrangV

Quelle der Art-Auswahl je Biotoptyp:[3]

Rote-Liste-Kürzel

2: stark gefährdet
3: gefährdet
V: Vorwarnliste
u.: ungefährdet

Einzelnachweise

  1. a b c Arnold Müller: Mitteldeutsches Trockengebiet
  2. Eckehart J. Jäger (Hrsg.): Rothmaler – Exkursionsflora von Deutschland, Gefäßpflanzen: Grundband. 21. Auflage. Springer-Verlag, Berlin Heidelberg 2017, ISBN 3662497077, S. 934: Deutschlandkarte mit eingezeichneten Trockengebieten.
  3. a b c Arnold Müller: Mitteldeutsches Trockengebiet: Flora und Vegetation
  4. a b c d e f Bundesamt für Naturschutz: FloraWeb, siehe Einträge zur jeweiligen Art.
  5. a b c d Eckehart J. Jäger (Hrsg.): Rothmaler – Exkursionsflora von Deutschland, Gefäßpflanzen: Grundband. 21. Auflage. Springer-Verlag, Berlin Heidelberg 2017, ISBN 3662497077, siehe Einträge zur jeweiligen Art.
  6. Dieter Frank und Peer Schnitter (Hrsg.): Pflanzen und Tiere in Sachsen-Anhalt. Ein Kompendium der Biodiversität. Natur+Text, Rangsdorf 2016, ISBN 978-3-942062-17-6, S. 54.

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