Mitapivat

Strukturformel
Strukturformel von Mitapivat
Allgemeines
FreinameMitapivat[1]
Andere Namen
  • N-{4-[4-(Cyclopropyl­methyl)piperazin-1-carbo­nyl]phenyl}chinolin-8-sulfon­amid (IUPAC)
  • AG-348
SummenformelC24H26N4O3S
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer1260075-17-9
PubChem59634741
ChemSpider29763395
DrugBankDB16236
WikidataQ105337735
Eigenschaften
Molare Masse450,55 g·mol−1
Aggregatzustand

fest[2]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [2]

Achtung

H- und P-SätzeH: 302​‐​410
P: 264​‐​270​‐​273​‐​301+312​‐​330​‐​391​‐​501 [2]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Mitapivat ist ein Arzneistoff zur Behandlung einer bestimmten Form der Blutarmut, die durch einen erhöhten oder vorzeitigen Zerfall von roten Blutkörperchen bedingt ist (hämolytische Anämie). Im Februar 2022 wurde er in den USA unter Namen Pyrukynd (Hersteller: Agios Pharmaceuticals) für die orale Therapie zugelassen. Pharmakologisch handelt es sich um einen Pyruvatkinase-Aktivator. Mitapivat ist der erste arzneilich genutzte Vertreter dieser Wirkstoffklasse (First-in-class-Medikament).

Eigenschaften

Pharmazeutisch wird der Wirkstoff als Mitapivathemisulfat-Hydrat[3] eingesetzt, einem weißen bis fast weißen Feststoff, der in Wasser schwer löslich ist.[4]

Mitapivat ist ein Pyruvatkinase-Aktivator, der allosterisch an das Pyruvatkinase-Tetramer bindet und die Aktivität der Pyruvatkinase (PK) erhöht.[4]

Medizinische Verwendung

Mitapivat wurde im Februar 2022 in den USA zugelassen zur Behandlung der hämolytischen Anämie bei Erwachsenen mit Pyruvatkinase-Mangel. Ein Pyruvatkinase-Mangel der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) ist eine sehr seltene genetisch bedingte Krankheit und gilt als häufigste Ursache einer angeborenen, nicht-sphärozytären hämolytischen Anämie.[5] Aus einem PK-Mangel in den roten Blutkörperchen resultiert eine Störung der anaeroben Glykolyse mit verminderter Bildung von Adenosintriphosphat (ATP). Durch den gestörten Stoffwechsel der Erythrozyten ist deren Lebensdauer durch vorzeitigen Zerfall verkürzt.[5]

Das Mittel wird oral angewendet (eingenommen).

Nebenwirkungen

Die häufigsten unerwünschten Wirkungen, die bei mindestens 10 Prozent der Patienten mit PK-Mangel auftraten, waren verminderte Estron- und Estradiolspiegel bei Männern, erhöhte Harnsäurewerte, Rückenschmerzen und Arthralgie.[4]

Klinische Studien

Pyruvatkinase ist ein Enzym, das die bei der Glykolyse gewonnene Energie als ATP bereitstellt

Die Zulassung basiert auf Daten der randomisierten placebokontrollierten Studie ACTIVATE[6] und der einarmigen Studie ACTIVATE-T.[7]

In der randomisierten Studie wurden 80 Erwachsene mit PK-Mangel, die keine regelmäßigen Bluttransfusionen erhielten, entweder mit Mitapivat- oder Placebo behandelt. Die durchschnittliche Nachbeobachtungszeit betrug 24 Wochen. 40 % der Patienten in der Mitapivat-Gruppe hatten eine Hämoglobin-Response (ein Anstieg der Hämoglobin-Konzentration von mindestens 1,5 g/dl, der bei mindestens zwei geplanten Untersuchungen aufrechterhalten wurde) gegenüber 0 % in der Placebo-Gruppe.

In der einarmigen Studie erhielten 27 Erwachsene mit PK-Mangel, die regelmäßig Bluttransfusionen bekamen, Mitapivat über einen Zeitraum von durchschnittlich 40 Wochen. Bei 33 % der Patienten, die Mitapivat erhielten, verringerte sich die Transfusionsbelastung; bei 22 % waren in den letzten 24 Wochen der Behandlung keine Transfusionen mehr erforderlich.

Sonstiges

Mitapivat hat in den USA zur Behandlung der Thalassämie[8] und der EU zur Behandlung des PK-Mangels[9] den Status eines Orphan-Arzneimittels.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. INN Recommended List 78, World Health Organisation (WHO), 9. September 2017.
  2. a b c Selleck: Mitapivat | ≥99%(HPLC) | Selleck | PKM activator, abgerufen am 4. März 2022
  3. Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu Mitapivatsulfat: CAS-Nummer: 2151847-10-6, PubChem: 134693700, DrugBank: DBSALT003215, Wikidata: Q111088402. Andere Namen: Mitapivathemisulfat x H2O (ASK)
  4. a b c Prescribing Information Pyrukynd, Agios Pharmaceuticals, Stand Februar 2022.
  5. a b Pyruvatkinase-Mangel, Pschyrembel online, abgerufen am 3. März 2022.
  6. Klinische Studie (Phase 3): A Study to Evaluate Efficacy and Safety of AG-348 in Not Regularly Transfused Adult Participants With Pyruvate Kinase Deficiency (PKD) bei Clinicaltrials.gov der NIH
  7. Klinische Studie (Phase 3): A Study Evaluating the Efficacy and Safety of AG-348 in Regularly Transfused Adult Participants With Pyruvate Kinase Deficiency (PKD) bei Clinicaltrials.gov der NIH
  8. Eintrag 739920 in der Datenbank Orphan Drug Designations and Approvals, FDA, abgerufen am 3. März 2022.
  9. Eintrag EU/3/20/2270 im EU-Register für Orphan-Arzneimittel, Europäische Kommission. Abgerufen am 3. März 2022.

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Pyruvate kinase M2, homotetramer + 4 Fru1,6diP (green-red) + 4 oxalate (yellow-red) + 4 K (gold) + 4 Mg (l.blue) + 4 PO4 (white-red), Human