Miseno

Miseno
Miseno mit dem Lago di Miseno (links) und der Landspitze Capo di Miseno (rechts)
StaatItalien
RegionKampanien
MetropolitanstadtNeapel (NA)
GemeindeBacoli
Koordinaten40° 47′ N, 14° 5′ O
PatronSan Sossio di Miseno
Kirchtag23. September
Telefonvorwahl081CAP80070
Capo di Miseno. Historisches Bild von Leo Wehrli (1951)

Miseno ist eine Fraktion der italienischen Gemeinde (comune) Bacoli in der Metropolitanstadt Neapel, Region Kampanien.

Geographie

Der Ort mit der Landspitze Capo di Miseno liegt am Ende der Phlegräischen Halbinsel am Golf von Neapel. Miseno ist von Bagnoli durch den Lago di Miseno getrennt. Die Landschaft mit Hügeln und Kraterseen entstand durch die vulkanische Tätigkeit der Phlegräischen Felder.

Geschichte

Der lateinische Name Misenum des Ortes leitet sich nach antiker Überlieferung von Misenos, einem Gefährten des Aeneas (nach einer Überlieferung[1] des Odysseus) ab, der an dieser Stelle ums Leben gekommen und bestattet worden sei.

Am Ostrand der Halbinsel, die den Golf von Neapel im Nordwesten abschließt, bietet eine Bucht einen geschützten Hafen. Er gehörte zunächst zu Cumae und wurde 214 v. Chr. von Hannibal verwüstet.[2] Im Jahre 39 v. Chr. kam es dort zum Vertrag von Misenum zwischen den Triumvirn (Octavian, der spätere Augustus, Marcus Antonius und Marcus Aemilius Lepidus) und Sextus Pompeius. Der nur kurze Zeit geltende Vertrag hatte zum Gegenstand, dass Pompeius Sardinien, Korsika, Sizilien und Peloponnes als Machtbasis zugesichert bekam, dafür im Gegenzug die Getreideversorgung Roms nicht mehr gefährdete.

In den 30er-Jahren v. Chr. ließ Octavian durch Agrippa den Hafen ausbauen und machte ihn zum Hauptstützpunkt für den Kampf gegen Antonius und Kleopatra. In der Kaiserzeit war dort die classis praetoria Misenensis stationiert, die stärkste der römischen Kriegsflotten. Ihr bekanntester Kommandeur war Plinius der Ältere, der im Jahr 79 n. Chr. beim Ausbruch des Vesuv ums Leben kam. Sein Neffe Plinius der Jüngere befand sich zum Zeitpunkt der Katastrophe ebenfalls in Misenum mit seiner Mutter. Eine ausführliche Schilderung des Ereignisses ist in seinen beiden berühmten Briefen[3] an den Historiker Tacitus erhalten.

In der Nähe der Flottenbasis lag ein Ort, der unter Augustus zur Colonia erhoben wurde.

Seit der späten Republik entstanden zahlreiche Villen reicher Römer auf der Halbinsel. So hatten dort die Antonier[4] und Cornelia[5], die Mutter der Gracchen, Anwesen. In einer Villa, die früher Marius und Lucullus gehört hatte,[6] starb 37 n. Chr. Kaiser Tiberius.[7]

Die Reste der antiken Anlage wurden bei einem Angriff der Sarazenen im Jahr 915 endgültig zerstört. Das in Misenum eingerichtete Bistum lebt als Titularbistum der römisch-katholischen Kirche fort.

Tourismus

Piscina mirabilis

Miseno wird heute vor allem in den Sommermonaten wegen seines Strandes stark frequentiert.

Bedeutendste Sehenswürdigkeit von Miseno ist die Piscina mirabilis, ein ca. 70 × 30 m großes Wasserreservoir, das für die Versorgung der Flotte errichtet wurde.

Literatur

  • Raymond Victor Schoder: Misenum Campania, Italy. In: Richard Stillwell u. a. (Hrsg.): The Princeton Encyclopedia of Classical Sites. Princeton University Press, Princeton NJ 1976, ISBN 0-691-03542-3 (englisch, perseus.tufts.edu).
  • Gerhard Radke: Misenum. In: Der Kleine Pauly (KlP). Band 3, Stuttgart 1969, Sp. 1347 f.

Weblinks

Commons: Miseno – Sammlung von Bildern
  • Forschungsprojekte. In: www.dwhg-ev.de. Deutsche Wasserhistorische Gesellschaft, archiviert vom Original am 22. Juli 2013; abgerufen im Jahr 2010.

Anmerkungen

  1. Strabon 1, 18.
  2. Titus Livius 24, 13.
  3. Plinius, Epistulae 6, 16; 6, 20.
  4. Cicero, de imperio Cn. Pompei, 33; de oratore 2, 60; Philippicae 2, 48 und 73.
  5. Plutarch, Gaius Gracchus 19, 1.
  6. Plutarch, Marius 34, 2.
  7. Tacitus, Annalen 6, 50.

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Piscina Mirabilis, Bacoli, Kampanien, Italien
Misenum.jpg
Autor/Urheber:

Peter Schüle

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Capo Miseno und der gleichnamige Ort. Das römische Misenum war ein wichtiger Marinestützpunkt der Flotte des Römischen Reiches. Der heutige Namen des Strandes Miliscola bezeugt die einstige militärische Nutzung (militum schola). Im Hintergrund sichtbar der Vesuv.

ETH-BIB-Cap Misenum II-Dia 247-16193.tif
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Kolorierung des Dias durch Margrit Wehrli-Frey