Mirebalais
Koordinaten: 18° 50′ 0″ N, 72° 6′ 19″ W
Mirebalais (Haitianisch-Kreolisch: Mibalè) ist eine Gemeinde im Osten Haitis, im Département Centre. Mirebalais ist der Hauptort des gleichnamigen Arrondissements.
Die Commune de Mirebalais zählt etwa 98.000 Einwohner (Stand: 2015), die eigentliche Stadt etwa 20.000 Einwohner.[1] Seit 2009 mit etwa 10.000 Einwohnern ist die Bevölkerung deutlich gewachsen, da viele durch das Erdbeben am 12. Januar 2010 obdachlos gewordene Haitianer im von der Katastrophe nicht betroffenen Mirebalais Zuflucht fanden.
Ortslage
Mirebalais liegt 42 km nordöstlich der Landeshauptstadt Port-au-Prince und 39 km westlich der Grenze zur Dominikanischen Republik am linken Ufer des Artibonite, des größten Flusses Haitis. An der Kreuzung der asphaltierten Nationalstraßen 3 (von Port-au-Prince nach Hinche) und 11 (durch das Artibonite-Tal zur Küste) gelegen, ist Mirebalais – für haitianische Verhältnisse – gut zu erreichen.
15 km flussaufwärts befindet sich der Péligre-Staudamm mit dem wichtigsten Kraftwerk des Landes.
Geschichte
Im Jahre 1706, neun Jahre, nachdem Spanien im Frieden von Rijswijk den französischen Anspruch auf den Westen der Insel Hispaniola anerkannt hatte, ließen die Franzosen von ihren Sklaven einen Karrenweg anlegen, der von Dondon zur Cul-de-Sac-Ebene führte, in der heute Port-au-Prince liegt. An der Furt dieser Trasse durch den Artibonite entstand der Ort Mirebalais.[2] Dank dieser günstigen Lage entwickelte sich der Ort zu einem Marktflecken. Auf den Plantagen bei Mirebalais wurde vor allem Baumwolle, daneben auch Kaffee angebaut.[3] Mirebalais' Bedeutung als lokales Zentrum wurde anerkannt und zugleich gestärkt, als nach dem Konkordat von 1860 eine der ersten zwölf Pfarreien Haitis 1864 in Mirebalais errichtet wurde.[4]
Ende 2010 geriet Mirebalais in die Schlagzeilen, als in einem Armeelager unweit von Mirebalais stationierte nepalesische Blauhelm-Soldaten der Mission des Nations Unies pour la stabilisation en Haïti (MINUSTAH) die Cholera einschleppten und eine verheerende Epidemie auslösten.[5]
Nachdem beim Erdbeben 2010 das Universitätskrankenhaus in Port-au-Prince zerstört worden war, wurde 2011/2012 als Ersatz in Mirebalais ein Lehrkrankenhaus gebaut, eines der größten Krankenhäuser Haitis außerhalb der Hauptstadt.
Söhne und Töchter des Ortes
- Benoît Batraville, 1877 in Mirebalais geboren, Lehrer und Widerstandskämpfer gegen die Besetzung Haitis durch die USA, wurde 1920 von Marines exekutiert.[6]
- Léon Cantave (1910–1967), haitianischer General, Politiker und im April/Mai 1957 Präsident von Haiti
- Madame Max Adolphe (1925–unbekannt), haitianische Politikerin
- Makenson Gletty (* 1999), französischer Leichtathlet
- Melchie Dumornay (* 2003), haitianische Fußballspielerin
Literatur
- Melville J. Herskovits: Life in a Haitian valley. Knopf, New York 1937 (über Alltag, Volkskultur und Verwandtschaftsbeziehungen in Mirebalais und dessen Umland).
Fußnoten
- ↑ Institut Haïtien de Statistique et d’Informatique (IHSI): Population Totale, Population de 18 ans et plus, Ménages et Densités. Estimés en 2015. Direction des Statistiques Démographiques et Sociales (DSDS), Port-au-Prince 2015, S. 109.
- ↑ Robert Debs Heinl, Nancy Gordon Heinl, Michael Heinl: Written in blood. The story of the Haitian people, 1492–1995. University Press of America, Lanham 1996. ISBN 0-7618-0229-0. S. 29.
- ↑ Conversations-Lexikon der Gegenwart in vier Bänden. Band 2: F bis J. Brockhaus, Leipzig 1839, S. 652.
- ↑ Micial M. Nérestant: L’Église d’Haïti à l’aube du troisième millénaire. Essai de théologie pratique et de sociologie religieuse. Éditions Karthala, Paris 1999, ISBN 2-86537-960-4. S. 216.
- ↑ Final Report of the Independent Panel of Experts on the Cholera Outbreak in Haiti, Mai 2011, vor allem S. 18–23, in verkürzter Form wiedergegeben in: Sven Stockrahm: UN-Camp war Ursprung von Cholera-Epidemie auf Haiti. In: Die Zeit vom 6. Mai 2011.
- ↑ Walter Edward Kretchik, Robert F. Baumann, John T. Fishel: Invasion, Intervention, „intervasion“. A Concise History of the U.S. Army in Operation Uphold Democracy. U.S. Army Command and General Staff College Press, Fort Leavenworth 1998. S. 208.
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