Mir Sultan Khan

Malik Mir Sultan Khan (* 1905 in Mittha Tawana im Punjab; † 25. April 1966 in Sargodha in Pakistan) war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einer der stärksten Schachspieler Asiens und vorübergehend einer der zehn besten Schachspieler der Welt.

Mir Sultan Khan wurde in einem Dorf geboren, das auf dem Gebiet des Distrikts Sargodha der heutigen pakistanischen Provinz Punjab liegt.[1] Zur damaligen Zeit gehörte der Punjab als Provinz zu Britisch-Indien. Der spätere Schachmeister kannte lediglich die Regeln des indischen Schachspiels und konnte keine europäische Sprache lesen, als er 1928 als Diener des indischen Obersten Nawab Sir Malik Umar Hayat Khan (1875–1944) nach England kam.

Erst hier machte er sich mit den europäischen Schachregeln vertraut und lernte den Doppelschritt des Bauern kennen. Von der Eröffnungstheorie wusste er überhaupt nichts. Doch er war ein Naturtalent, sein Spiel beruhte nur auf Intuition. Deshalb war er einer der bemerkenswertesten Spieler der Schachgeschichte. In England wurde er unterrichtet von den Meistern William Winter und Frederick Dewhurst Yates. Schon 1929 gewann er auf Anhieb die englische Meisterschaft in Ramsgate. Diesen Erfolg konnte er 1932 und 1933 wiederholen.

Zwischen 1930 und 1933 nahm er erfolgreich an internationalen Meisterturnieren teil. In den stark besetzten Turnieren von Hastings war er 1931 und 1933 bester englischer Teilnehmer. Mit der englischen Mannschaft nahm er an den Schacholympiaden 1930, 1931 und 1933 teil.[2] Er schlug unter anderem José Raúl Capablanca, Akiba Rubinstein und Salo Flohr.[3]

Gegen Savielly Tartakower gewann er 1931 einen Wettkampf mit 6,5 : 5,5. Gegen Flohr unterlag er 1932 2,5 : 3,5.

Seine beste historische Elo-Zahl von 2699 erreichte er im November 1933.[4] Er gehörte zu dieser Zeit zu den 10 besten Spielern der Welt.

Sultan Khan kehrte im Dezember 1933 mit seinem Oberst zurück nach Indien. Er trug noch einen Wettkampf mit dem amtierenden indischen Landesmeister Walachmed Khadilkar aus, den er überlegen gewann (+9 =1 −0). Danach verschwand er ebenso schnell wieder von der Bühne des Schachs, wie er aufgetaucht war. Im Jahr 1944 starb sein Patron und hinterließ ihm einen kleinen Grundbesitz im Distrikt Sargodha. Seine Heimat gehörte nach der Teilung Indiens und der Region Punjab im Jahr 1947 zum neu entstandenen Staat Pakistan. Seine späteren Lebensjahre verliefen anscheinend ruhig, und im Alter von 61 Jahren starb Mir Sultan Khan auf seinem Besitztum.

Literatur

  • Richard Nevil Coles: Mir Sultan Khan. British Chess Magazine, St. Leonards-on-Sea 1965.
  • Gisbert Jacoby: Mir Sultan Khan. ChessBase Magazin Nr. 5, März 1988, S. 54–62.

Weblinks

Quellen

  1. Bobby Ang: Chess Piece: Asia's First GM? (Memento vom 16. September 2007 im Internet Archive), Artikel bei www.indochess.com (englisch)
  2. Mir Sultan Khans Ergebnisse bei Schacholympiaden auf olimpbase.org (englisch)
  3. Daniel King: Sultan Khan. The fascinating story of a humble Indian servant who stunned the chess world New in Chess, 2020 (englisch)
  4. Chessmetrics Player Profile 22. April 2006 (englisch)