Miniassegno
Miniassegni (Singular Miniassegno, italienisch für Minischeck) waren eine Art von Notgeld im Italien der späten 1970er Jahre. Zu dieser Zeit waren Münzen knapp und Geschäftsinhaber mussten Wechselgeld in Form von Süßigkeiten, Briefmarken, Telefonmarken oder Tickets für den öffentlichen Nahverkehr erstatten. Um Abhilfe zu schaffen, gaben Banken zwischen 1975 und 1978 kleinformatige Schecks aus, die anstelle von Münzen kursierten.
Geschichte
In den 1970er Jahren kam es in Italien zu einer anhaltenden Münzknappheit, da die staatliche Münzstätte in Rom technisch völlig veraltet war und den Bedarf an Lire-Münzen nicht decken konnte. Daher griffen Geschäftsleute und Banken auf die Idee zur Ausgabe kleinformatiger Schecks zurück, die sich bereits 1966 nach Abschaffung der silbernen 500-Lire-Münze für eine kurze Übergangszeit bis zur Einführung eines 500-Lire-Scheins bewährt hatten.[1] Die ersten Miniassegni wurden am 10. Dezember 1975 vom Istituto Bancario San Paolo mit einem Wert von 100 Lire herausgegeben. Wenig später folgten zahlreiche Banken in Italien (und San Marino) mit der Ausgabe solcher Minischecks in Wertstufen zu 50, 100, 150, 200, 250, 300 und 350 Lire. Ihren Namen erhielten die Schecks aufgrund ihrer gegenüber normalen Bankschecks verringerten Größe.
Da die Ausgabe von Banknoten ein exklusives Recht der Zentralbanken ist, wurde die Form eines auf Privatpersonen oder Firmen bezogenen Bankschecks gewählt, der von jedermann eingelöst werden konnte (nach Indossament auf der Rückseite der Miniassegni) und daher allgemeine Akzeptanz als Zahlungsmittel für Kleinbeträge fand. Der Gegenwert der Miniassegni musste vollständig bei der Zentralbank hinterlegt werden, es fand dadurch keine Geldschöpfung statt.
Es kam zu einer wahren Flut von Ausgaben innerhalb kürzester Zeit. Es sind über 830 verschiedene Grundtypen von 42 Banken und Sparkassen bekannt, die von Sammlern weiter nach den jeweils bezogenen Firmen und Druckdaten unterschieden werden. In Umlauf waren Miniassegni im Wert von geschätzten 200 Milliarden Lire[2], von denen ein erheblicher Anteil nie eingelöst wurde. Ähnlich wie die deutschen Serienscheine der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, gaben einige Banken aufwendig gestaltete, bunte Scheine aus, die speziell für Sammler hergestellt wurden und oft nur sehr kleine Auflagen hatten.
Die Miniassegni verschwanden gegen Ende des Jahres 1978 aus dem Umlauf, als das Istituto Poligrafico e Zecca dello Stato in ausreichender Menge Scheidemünzen ausgab, um den Bedarf nach Wechselgeld zu decken.
Ausgebende Banken
Von folgenden Banken und Sparkassen wurden zwischen 1975 und 1978 Miniassegni herausgegeben:
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Literatur
- Alberto Gullino, Sergio Boasso: Catalago euro-unificato dei Mini-Assegni. 368 S., Verlag Alfa Edizioni, Turin 2002, ISBN 978-88-88032-08-5
- Hans Magnus Enzensberger: Italienische Ausschweifungen. Die Münze, in: Ach Europa! Wahrnehmungen aus sieben Ländern. Mit einem Epilog aus dem Jahre 2006, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1987, S. 86–102
- Adelmo Manna: I delitti contro la fede pubblica e l'economia pubblica. Wolters Kluwer, Mailand 2010, S. 99–100, ISBN 978-88-5980420-8
Weblinks
- Italienische Seite zu den Miniassegni, abgerufen am 27. November 2018.
- Hans Magnus Enzensberger: Italienische Ausschweifungen, Kapitel III. Die Münze, in: Die Zeit, 16. März 1984
Einzelnachweise
- ↑ 500-Lire-Miniassegni von 1966
- ↑ Zeitungsartikel von Paolo Manazza auf www.collezioni-f.it, abgerufen am 21. Oktober 2013
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