Mini-München

Mini-München ist ein Planspiel in Form einer Kinderstadt. Das große Stadtspiel fand unter dem Namen Mini-München zum ersten Mal im August 1979 zum Internationalen Jahr des Kindes statt und findet seither alle zwei Jahre, drei Wochen lang ab der ersten Ferienwoche der Sommerferien in München statt. Mit ähnlichen Konzepten arbeiten Spielstädte und Kinderstädte weltweit, so zum Beispiel in Österreich, Dänemark, Luxemburg, Schweiz, Ägypten, Italien und Japan.

Im Spiel und in einer gebauten kleinen Stadt mit allen notwendigen Einrichtungen, die es zu einem komplexen Stadtspiel braucht, beleben die Kinder ihre Stadt, gehen verschiedenen Berufen nach, verhandeln politische Fragen, studieren, treffen sich, gehen einkaufen, essen oder ins Kino. Das Spiel wird unter anderem von der Landeshauptstadt finanziert. Es gilt als eines der bekanntesten kulturpädagogischen Projekte in Deutschland. 2014 fand Mini-München das erste Mal auf dem Gelände der Zenith-Halle (Freimann) statt. Im Sommer 2016 beteiligten sich an den 15 Spieltagen rund 32000 Kinder an dem Projekt.[1]

Regeln

Mini-München ist eine Kinderstadt. Dort spielen Kinder zwischen 7 und 15 Jahren. Zu Beginn des Spiels füllen alle Mitspieler einen Mitspielausweis aus, in dem viele Spielstadttätigkeiten eingetragen werden können. Es gibt ein Arbeitsamt, bei dem man sich nach der ersten Spielstunde für eine Arbeit bewerben kann (Davor läuft die Bewerbung direkt beim Unternehmen). Für ein Studium in der Hochschule gibt es einen extra Schalter, an dem zu bestimmten Uhrzeiten Studienplätze vergeben werden. Arbeiten und Studieren in der Spielstadt werden mit MiMüs, der Währung in Mini-München, entlohnt. Ein Arbeitsplatz gilt immer nur für einen Tag, am nächsten Tag muss man sich eine neue Karte holen. Eine Ausnahme bildet die grüne Arbeitskarte, mit der man sich einen verantwortungsvollen Job für den nächsten Tag sichern kann. Nach der Arbeits- oder Studienzeit muss man den Arbeitszettel innerhalb einer halben Stunde einer Bank vorlegen, um den erworbenen Verdienst in der fiktiven Währung MiMü ausgezahlt zu bekommen. Geschieht das nicht innerhalb dieser halben Stunde, so „verjährt“ die Arbeitskarte. Wenn man sich nicht an die Spielregeln hält, kann man schlimmstenfalls der Spielstadt verwiesen werden (z. B. bei Diebstahl).[2]

Lohnscheck

Erfahrungsgemäß finden sich die Kinder schnell in der Spielstadt zurecht. Es gibt aber immer wieder Eltern, die dies ihren Kindern nicht zutrauen und die deshalb in das Spiel eingreifen möchten, um ihre Kinder zu unterstützen. Um dies zu verhindern, gibt es in der Spielstadt „elternfreie Zonen“ z. B. vor dem Arbeitsamt. Seit 2012 ist Eltern der Zutritt zur Spielstadt nur mit einem „Elternvisum“ gestattet, das für maximal eine Stunde gilt. Für Eltern gibt es den abgetrennten Bereich "Elterncafe", den sie ohne Elternvisum nicht verlassen dürfen.

Elternvisum

Vollbürgerschaft

Wer vier Stunden studiert sowie vier Stunden gearbeitet hat und einen erfolgreich absolvierten „Zoffkurs“ vorweisen kann, darf die Vollbürgerschaft beantragen und somit den Vollbürgerschaftstest machen. Als Vollbürger darf man gewählt werden, einen Führerschein machen und erhält weitere Vorzüge. Seit 2018 ist es allen Bürgern erlaubt zu wählen, um das Machtmonopol der Vollbürger auf die Mini München Politik zu mindern. Eine einmal erworbene Vollbürgerschaft wird auch in den nächsten Jahren anerkannt. Insgesamt sind seit 1979 über 10.000 Kinder zu Vollbürgern von Mini-München geworden.

MiMü

Die Währung, die sogenannten MiMüs, ist Spielgeld. Sie gelten immer nur für eine Spielsaison und werden jedes Mal neu gestaltet.[3] Das Design des Sonderscheins der Spielsaison wird durch einen Wettbewerb für Kinder bestimmt. Auf jedem Schein steht seit 2006 Ehrlich währt am längsten.

Mimü-Scheinsatz des Jahres 2012

Pro Stunde verdient man fünf MiMü, jedoch muss ein Mimü als Steuer gezahlt werden, so dass es letztlich vier MiMü pro Stunde sind.[2] Die MiMüs werden von der Zentralbank ausgegeben und verwaltet. Im Jahr 2020 gab es zudem digitale MiMüs mit welchen man bezahlen konnte. Dies war durch ein Überweisungssystem möglich somit könnte man auch Geld zwischen den Bürgern und Betrieben überweisen.

Arbeits- und Studienkarten

In Minimünchen gibt es verschiedene Karten, die neben den Lohnschecks bei der Bank abgegeben werden müssen, um seinen Lohn zu erhalten. Diese sind:

Arbeitskarten

  • Rote Arbeitskarte: Sie dient dem Arbeitsamt dazu, eine evtl. gekündigte Stelle schnellstmöglich an ein Kind weiterzugeben.
  • Orange Arbeitskarte, Express-Job: Sie werden von den Betrieben selbst bei Bedarf ausgegeben.
  • Grüne Karte: Mitarbeiter, die sich als besonders erfolgreich an ihrem Arbeitsplatz bewährt haben, erhalten von ihren Betreuern eine grüne Arbeitskarte. Mit dieser ist der Arbeitsplatz gesichert und man erhält die Berechtigung, die Spielstadt 15 Minuten vor den anderen Kindern, also um 9:45h zu betreten.

Studienkarten

  • Blaue Studienkarte: Auf dieser Karte werden die Hochschulkurse eingetragen. Der Professor unterschreibt sie, damit man seinen Lohn bei der Bank abholen kann.
  • lila Professorenkarte: Professoren, die an der Comenius-Hochschule einen Kurs halten, erhalten diese Karte. Wie Professor bezahlt werden sollten ist eine der ewigen Debatten von Mini München (nur Unterrichtszeit? Vorbereitungszeit? Wie viel Vorbereitungszeit?) und ändert sich gerne von Saison zu Saison. Bei Abgabe der Karte bei der Bank werden sie nach den aktuell gegebenen Regeln bezahlt.

Der Handel mit Arbeits- und Studienkarten ist verboten und gilt als Straftat

Ort

Mini-München fand ab 1979 im Olympiapark in unterschiedlichen Gebäuden (2008 und 2010: Event Arena) und 1984 und 1986 in den Moll-Hallen statt.[4] 2014 und 2016 fand das Stadtspiel in der Zenith-Halle, dem Spiegelzelt und dem Kesselhaus im Stadtteil Freimann statt. 2018 kehrte Mini-München auf das Gelände der 2015 abgerissenen Event Arena zurück. Erstmals stand damit für das Projekt keine Halle zur Verfügung, weshalb eine Zeltstadt für die Spieldauer aufgebaut wurde.[5] 2020 fand das Spiel aufgrund der COVID-19-Pandemie an 40 verschiedenen Standorten, die über München verteilt waren, statt.[6] Im Jahre 2022 fand Mini-München im Showpalast München statt.

Betriebe

In Mini-München gibt es folgende Betriebe (Stand 2014):

BetriebBeschreibungOrt
BauhofDer Bauhof beschäftigt Bauarbeiter, die unter anderm die Häuser für Grundstücksbesitzer anfertigen.Außenbereich
ImkereiHier wird Kindern theoretisches und praktisches Wissen über Bienen vermittelt.Außenbereich
BuslinieDie Mini-Münchner Busgesellschaft betreibt eine regelmäßige Busverbindung durch Mini-München mit mehreren, teils von den Kindern selbst gebauten, Bussen aus Holz.Außenbereich
Fun-FitBietet den Kindern die Möglichkeit, sich vielfältig sportlich zu beschäftigen.Zenith-Halle, Außbereich
HolzschnitzerDie Holzschnitzer schnitzen, wie der Name schon verrät, Holz.Außenbereich
Jahrmarktbietet den Kindern die Möglichkeit, Geld durch Geschicklichkeits- sowie Glücksspiele zu verdienenAußenbereich
Einwohnermeldeamt, Start und Haupteinganghilft neuen Bürgern, bietet Stadtführungen an und sorgt für Ordnung beim morgendlichen Einlass. Zudem werden neue Ausweise ausgestellt, verlorene Ausweise aufbewahrt und Neulingen die Möglichkeit gegeben, mit einer Stadtrallye die Stadt zu erkunden und somit erste Mimüs zu verdienen. Eltern erhalten hier ihr Elternvisum.Außenbereich
Elterncaféhier können Eltern sowie Kinder Kaffee kaufen. Zudem werden, z. T. von Kindern hergestellte, Snacks wie Sandwiches verkauft. Dem Elterncafé ist das Besucherzentrum angeschlossen, ein Zelt mit Sitzplätzen für Eltern, die dort warten, während ihre Kinder die Spielstadt besuchen.Außenbereich
Stadtinformationbietet eine Garderobe, ein Fundbüro und dient allgemein als Anlaufstelle bei Problemen (z. B. Kinder suchen Eltern)Zenith-Halle
Rathaus (Stadtrat)Beschließt mit Bürgern auf Bürgerversammlungen Gesetze, Regelungen und verwaltet die Zuschussanträge.Zenith-Halle
FinanzamtVerantwortlich für die Stadtkasse, verteilt Zuschüsse an die Betriebe und kontrolliert diese auchZenith-Halle
Bürgerbürostellt Vollbürgerschaften (siehe Vollbürgerschaft) aus, verlängert diese.Zenith-Halle
Notariatsiehe GerichtZenith-Halle
Gerichtverurteilt Straftäter, verwaltet das Standesamt und führt das Notariat, welches u. a. Schenkungen bearbeitet.Zenith-Halle
StadttheaterTheater von Mini-München, das auf der Bühne Theaterstücke aufführtZenith-Halle
Zoff-AkademieBildet Richter aus und macht Kurse, die Voraussetzung sind, Vollbürger zu werden (Ausnahme 2012)Zenith-Halle
TaxizentraleStellt Führerscheine aus und verwaltet die TaxisZenith-Halle
Arbeitsamtverteilt freie Arbeitsplätze an die Kinder, die arbeitslos sindZenith-Halle
SchreinereiBearbeitet Holz und stellt z. B. Kassen oder Bauchläden herZenith-Halle
Handwerkerhofhier üben Kinder handwerkliche Tätigkeiten ausZenith-Halle
Kinoführt Filme vor und strahlt MüTivi ausZenith-Halle
MüTiviproduziert eine Fernsehsendung, die täglich im Kino ausgestrahlt wirdZenith-Halle
GärtnereiVerkauft den Kindern Blumen und KräuterZenith-Halle
Müllabfuhrhält die Stadt sauberZenith-Halle
Postverteilt Briefe in der Stadt, seit 2012 auch Briefe an die „echte“ Welt, sollten die Kinder Briefmarken der deutschen Post mitbringenZenith-Halle
Handwerkskammerin speziellen Werkstätten können Kinder hier ihren Gesellenbrief absolvierenZenith-Halle
M-WasserbarHier können die Kinder, die Durst haben, kostenlos Wasser trinkenZenith-Halle
Fette SauGasthaus der Stadt Mini-München, seit 2012 mit BedienungKohlebunker
BäckereiHier werden frische Brezen und Semmeln gebacken und verkauftKohlebunker
Bio-Milch-BarDie Bio-Milch-Bar bereitet frische Getränke unter Verwendung von Bio-Zutaten zu.Kohlebunker
Polizeikümmert sich um die Sicherheit in Mini-MünchenZenith-Halle
MiMüzStadtzeitung, siehe MiMüZZenith-Halle
Architekturbüroplant Bauvorhaben der StadtZenith-Halle
BotschaftAufenthaltsort der internationalen Gäste, z.B: aus Österreich, Italien oder IndienZenith-Halle
Radio Mikrohier gestalten Kinder ihre eigene Radiosendung, die dann am Folgetag in der Warteschlange abgespielt wirdZenith-Halle
MiMepdas MiMep (Mini-Münchner Einkaufsparadies) ist das Kaufhaus, das u. a. T-Shirts, CDs und weitere Artikel verkauftZenith-Halle
Fashion Labdesignt ModeZenith-Halle
HochschuleHier können Kinder eine Vielzahl Themen studieren, die Vorträge werden Großteils von Kindern, aber auch von Erwachsenen gehaltenKesselhaus
ForschungszentrumHier befinden sich Labore aus den Bereichen Chemie, Physik und Biologie, in denen die Kinder studieren können.Kesselhaus
FotostudioHier werden Fotos erstellt und ausgedrucktZenith-Halle
WerbebüroHier werden Plakate entworfen und gedrucktZenith-Halle
Büro für GestaltungHier werden Objekte wie z. B. Möbel entworfen und Modelle gebautZenith-Halle
Bankdort kann der Lohn abgeholt werden, es können Sparbücher angelegt und Geldkarten beantragt werden.Kohlebunker
Kunst-Akademiehier malen die Kinder eigene BilderKesselhaus
Comic-Werkstatthier entsteht ein Mini-München-ComicKesselhaus
Pop-Akademiein Kursen wird hier Kindern das Tanzen und Choreographieren beigebrachtAußenbereich
BarriereLosDieser Bereich prüft die Spielstadt auf Barrierefreiheit und schlägt gegebenenfalls Verbesserungen vor. Außerdem betreibt der Bereich das Cafe Zappenduster, in dem Kinder Einblicke in das Leben von Blinden bekommen.Kesselhaus
BörseAn der Börse können Aktien der verschiedenen fiktiven Aktiengesellschaften gehandelt werden. Zusätzlich gibt es ein Finanzquiz.Zenith-Halle
Casinoim Casino wird Roulette und Poker gespielt.Zenith-Halle
MuseumExponate aus den vergangenen Jahren werden hier ausgestelltAußenbereich
Wohlfühl-OaseMassagen und Peelings werden hier angebotenZenith-Halle
Online-Redaktionverfasst einen Weblog, welcher unter mini-muenchen-web.info im Internet zu finden ist.Zenith-Halle
InternetcaféKindern wird hier die Möglichkeit geboten, im Internet zu surfenZenith-Halle
Reisebürobietet Stadtführungen durch Mini-München und Ausflüge in die nähere UmgebungZenith-Halle
BüchereiBücher können hier gelesen und geschrieben werdenKesselhaus
Spaßfabrikhier werden Spiele erfunden, getestet und gespieltZenith-Halle

MiMüZ

Die MiMüZ ist eine Zeitung aus Mini-München, die täglich erscheint. Sie enthält Interviews mit Betreuern, Umfragen, Neuigkeiten und vieles mehr. Sie erscheint immer am Abend und kostet vier MiMü. Erstellt wird die Zeitung durch Teilnehmer des Spiels, die als Redakteure arbeiten.[7]

2018 geriet die MiMüZ in einen Streit mit den anderen Presseeinrichtungen in Mini München, als diese Richtlinien für die Presse in Mini München in Kraft setzten wollten.

Auszeichnungen (Auswahl)

Literatur

  • Gerd Grüneisl, Wolfgang Zacharias (Hrsg.): Die Kinderstadt – eine Schule des Lebens. Handbuch für Spiel, Kultur, Umwelt. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1989, ISBN 3-499-18595-4.

Weblinks

Commons: Mini-München – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. VMI: Mini-München legt Bilanz vor. In: Süddeutsche Zeitung, Nr. 195, 24. August 2016, S. R5.
  2. a b politische-bildung-bayern.net (Memento desOriginals vom 27. November 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.politische-bildung-bayern.net
  3. @1@2Vorlage:Toter Link/www.br-online.debr-online.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im November 2018. Suche in Webarchiven)
  4. olympiapark.de
  5. muenchen.de: Die Spielstadt Mini-München ist zu Ende. Abgerufen am 4. Februar 2020.
  6. Herzlich Willkommen zu Mini-München findet STADT!, abgerufen am 28. Juli 2020.
  7. wochenanzeiger.de
  8. a b Barbara Hordych: Die Spielstadt Mini-München wurde in Kopenhagen ausgezeichnet. 18. September 2023, abgerufen am 19. September 2023.
  9. The Golden Cubes Awards, 5th Edition. In: International Union of Architects. Abgerufen am 19. September 2023 (britisches Englisch).

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