Milzfarn

Milzfarn
© Hans Hillewaert, CC BY-SA 4.0

Milzfarn (Asplenium ceterach)

Systematik
Farne
Klasse:Echte Farne (Polypodiopsida)
Ordnung:Tüpfelfarnartige (Polypodiales)
Familie:Streifenfarngewächse (Aspleniaceae)
Gattung:Streifenfarne (Asplenium)
Art:Milzfarn
Wissenschaftlicher Name
Asplenium ceterach
L.
Wedeloberseite
Wedelunterseite
Milzfarn (Asplenium ceterach) im Spessart

Der Milzfarn (Asplenium ceterach, Synonym: Ceterach officinarum) wird auch Schriftfarn oder Apothekerfarn genannt und ist eine Art der Familie der Streifenfarngewächse (Aspleniaceae), die in Mitteleuropa anzutreffen ist. In Deutschland steht sie unter Naturschutz. Sie gehört zu den poikilohydren Pflanzen (Wechselfeuchte Pflanzen, so genannte „Auferstehungspflanzen“). Nach längerer Trockenheit sehen die Pflanzen eingerollt und vertrocknet aus; sobald es feucht wird, ergrünen sie.

Merkmale

Die Pflanze erreicht eine Wuchshöhe von 6 bis 20 cm. Die Spreite sind im Umriss linealisch bis lineal-lanzettlich, glanzlos, fiederschnittig, mit beiderseits jeweils neun bis zwölf halb-kreisrunden bis eiförmigen, ganzrandigen Abschnitten. Die Blattunterseite ist mit bleibenden, einander ziegeldachig deckenden, hellbraunen, eiförmigen Spreuschuppen bedeckt. Diese stehen am Blattrand etwas vor und verleihen so dem Wedel einen silbrigen Saum. Bei Trockenheit rollen sich die Blätter zusammen. Die spreuschuppige Seite schützt dann die Pflanze vor Verdunstung. Die Sporen erlangen ihre Reife zwischen Juni und August.

Die Chromosomenzahl ist 2n = 144, nur bei der Unterart subsp. bivalens ist sie 2n = 72.[1]

Vorkommen

Das Hauptverbreitungsgebiet des Milzfarns befindet sich in mediterranen Gebieten von der Ebene bis in höhere Gebirgslagen steigend. In Frankreich wurden mehrere interessante Fundstellen im Süden des Savoyen in Höhenlagen zwischen 1100 und 1600 m bestätigt. Ohne Schaden zu nehmen, widersteht die Pflanze in dieser Region Trockenheitsperioden und beträchtlichen Temperaturunterschieden. In Österreich ist sie sehr selten im Burgenland und vom Aussterben bedroht; in Vorarlberg gilt sie als ausgestorben. In Deutschland findet man sie in wintermilden Lagen und insbesondere in Weinbaugebieten der Flusstäler, wie z. B. dem Rheintal. Der Milzfarn gedeiht in Fels- und Mauerspalten. Im gemäßigten Europa werden diese eher in sonnigen Lagen, in Südeuropa vorzugsweise an schattigen Stellen besiedelt[2]. Er ist eine Charakterart der Klasse Asplenietea trichomanes.[3]

Ökologie

Als Xerophyt ist der Milzfarn in verschiedener Weise an trockene Standorte angepasst. Bei Wasserverlust schränkt diese wechselfeuchte Pflanze ihre Stoffwechselprozesse ein, stirbt jedoch nicht ab. Bei Trockenheit schrumpfen die Zellen auf der Wedeloberseite stärker ein, wodurch sich die mit Spreuschuppen besetzte Blattunterseite nach oben wendet und sich das Blatt schließlich nach innen einrollt. Die Verdunstungsrate wird hierdurch reduziert. Die rostbraunen Spreuschuppen reflektieren das einfallende Sonnenlicht in hohem Maße, wodurch das Chlorophyll geschützt wird. Sie unterstützen auch eine rasche Wasseraufnahme, da sie bereits bei kurzfristiger Feuchte, wie beispielsweise Nachttau, eine schnelle kapillare Wasserleitung fördern[2].

Systematik

Der Milzfarn wurde 1753 von Carl von Linné in Species Plantarum erstveröffentlicht.[4]

Es gibt drei Unterarten, die sich hauptsächlich durch ihre Chromosomenzahl und ihre Sporengröße unterscheiden:

  • Asplenium ceterach subsp. bivalens(D.E. Meyer) Greuter & Burdet, Syn. Asplenium javorkeanumVida, Ceterach javorkeanum(Vida) Soó. Diese Unterart ist mit 2n = 72 Chromosomen diploid, die Größe der Sporen reicht von 32 bis 39 µm[5]. Sie ist selten und kommt in Italien, Ungarn, Südosteuropa und in der Türkei vor.
  • Asplenium ceterachL. subsp. ceterach: Dies ist die verbreitete Unterart; sie ist tetraploid mit 2n = 144 Chromosomen, die Größe der Sporen reicht von 41 bis 48 µm[5]. Sie kommt in Europa (vor allem im Mittelmeergebiet), in Nordafrika, in Vorderasien bis Ostasien vor.
  • Asplenium ceterach subsp. mediterraneumPinter (Syn.: Asplenium cypriumViane & Van den heede): Sie kommt in Italien, Sizilien, Sardinien, Tunesien, Griechenland und auf Zypern vor.[6]

Besonderheiten

Im Mittelalter wurde der als ceterac und cetrac (von arabisch chet[e]rak)[7] bezeichnete Farn als Arznei gegen Milzerkrankungen und zum Austreiben von Fieber verwendet. Insbesondere in pulverisierter Form fand Milzfarn Anwendung, so etwa bei einer im 15. Jahrhundert tätigen Laienärztin namens Polhaimerin in Niederbayern, die sich auf die Austreibung von Harnsteinleiden spezialisiert hatte.[8]

Trivialnamen

Für den Milzfarn bestehen bzw. bestanden auch die weiteren deutschsprachigen Trivialnamen: Cetarad, Ceterac, Ceterrad, Cetrac, Kleine Hirschzunge (Thüringen), Milzfarn (Schlesien), Milzkraut, Nösselfahrn, Steinfarn und Zecht.[9]

Literatur

  • Gerhard K. F. Stinglwagner, Ilse E. Haseder, Reinhold Erlbeck: Das Kosmos Wald- und Forstlexikon, Kosmos, Stuttgart 2005, ISBN 3-440-10375-7.
  • Botanik im Bild – Flora von Österreich
  • Philippe Julve: Baseflor. Index botanique, écologique et chorologique de la flore de France. Zugriff: 23. April 2004 (online).
  • Tadeus Reichstein: Aspleniaceae. In: Karl Ulrich Kramer (Hrsg.): Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Pteridophyta, Spermatophyta. Begründet von Gustav Hegi. 3., völlig neubearbeitete Auflage. Band I. Teil 1 Pteridophyta. Paul Parey, Berlin/Hamburg 1984, ISBN 3-489-50020-2, S. 221–224.
  • Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. Ein botanisch-ökologischer Exkursionsbegleiter zu den wichtigsten Arten. 6., völlig neu bearbeitete Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2005, ISBN 3-494-01397-7.

Weblinks

Commons: Asplenium ceterach – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Tropicos. [1]
  2. a b Ruprecht Düll, Irene Düll: Taschenlexikon der Mittelmeerflora. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2007, ISBN 978-3-494-01426-5, S. 95f
  3. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 78–79.
  4. Carl von Linné: Species Plantarum. Band 2, Impensis Laurentii Salvii, Holmiae 1753, S. 1080, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fwww.biodiversitylibrary.org%2Fopenurl%3Fpid%3Dtitle%3A669%26volume%3D2%26issue%3D%26spage%3D1080%26date%3D1753~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D
  5. a b Sandro Pignatti (Hrsg.): Flora d'Italia. Vol. 1. Edagricole, Bologna 2003, ISBN 88-506-2449-2, S. 59 (Dritter unveränderter Nachdruck der 1. Auflage von 1982).
  6. Christenhusz, M. & Raab-Straube, E. von (2013): Lycopodiophytina. – In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity. Datenblatt Asplenium ceterach In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  7. Rudolf Schubert und Günther Wagner: Pflanzennamen und botanische Fachwörter. Botanisches Lexikon mit einer „Einführung in die Terminologie und Nomenklatur“ [...]. 6. Aufl. Melsungen u. a. 1975, S. 101.
  8. Wolfgang Wegner: Polhaimerin. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1173.
  9. Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, Seite 88. (online).

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