Milchlieferservice

Eines der typischen Pferdefuhrwerke, das Milch und Milchprodukte auf Berlins Straßen am Ende des 19. Jahrhunderts verkaufte
Britischer Milchlieferwagen (milk float) im Jahr 2008

Ein Milchlieferservice ist ein Lieferdienst, der vorrangig Milch und Milchprodukte ausliefert. Die Lieferanten von Milch wurden auch als Milchmann, Milchjunge, Milchfrau[1] oder Milchmädchen bezeichnet. Die tägliche Dienstleistung durch diese Personen, die mit Lieferwagen zu Wohngebäuden fuhren und die Milch auslieferten, gehörte lange Zeit insbesondere in England und den USA zur Alltagskultur. Nötig war dies, da Milchprodukte vor der Erfindung und Verbreitung von Kühlschränken bzw. Konservierungsverfahren wie der Pasteurisierung schnell verdarben. Daher wurde meist nur der Bedarf für ein oder zwei Tage angeliefert bzw. gekauft.

Bis heute gibt es in einigen Orten, etwa in London oder Basel, eine tägliche Anlieferung von Milch.[2] Der Marktanteil sinkt jedoch kontinuierlich: 1980 lieferten Milchmänner 89 % der in britischen Haushalten verbrauchten Milch, dieser Anteil sank bis zum Jahr 2000 auf 27 % und betrug 2015 nur noch 3 %.[3] In Deutschland wird zum Teil mit öffentlicher Förderung Schulmilch an Schulen geliefert.[4]

Die Nahversorgung mit Milch geschieht ansonsten heutzutage in westlichen Ländern meist im Selbsteinkauf sowie, zu einem wesentlich kleineren Teil, im Rahmen des Angebots von Lieferservice-Angeboten von Supermärkten und Online-Supermärkten. Zudem vertreiben vereinzelt, beispielsweise in Deutschland, landwirtschaftliche Betriebe Milch als Direktvermarktung.[5] Zu einem großen Teil wird Milch in Einwegpackungen vertrieben, wenn auch unter dem Gesichtspunkt der Umweltfreundlichkeit oft Vorteile der Mehrweg-Milchflasche hervorgehoben werden. Verbraucher bevorzugen vielfach Einwegbehälter, weil sie leichter als gläserne Flaschen und somit leichter zu tragen sind.[6]

Im 21. Jahrhundert werden Milchlieferungen an Privatwohnungen teils, etwa in Manhattan oder in Basel[7] als Teil einer neuen Bewegung für Nachhaltigkeit und Ökologie vermarktet oder als neue Art des Unternehmertums interpretiert.[8][9][10]

Ein indischer Milchmann unterwegs mit Milchkannen auf seinem Motorrad

In Indien ist es auch heutzutage üblich, die Milch vom Milchmann geliefert zu bekommen. Gerade im warmen indischen Klima ist die Frische besonders wichtig, zumal gekühlte Fahrzeuge kaum verbreitet sind.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Milkmen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Milchfrau, die. In: Duden. Abgerufen am 5. Dezember 2021.
  2. Der Milchmann kommt bei uns in London täglich. Abgerufen am 2. Januar 2008.
  3. On duty with the last of the milkmen. auf: telegraph.co.uk, 14. Jan 2015.
  4. Erlass Nr. 13/2001. Schulmilch Freiportionen. (PDF) Abgerufen am 2. Januar 2008.
  5. Norman Zellmer: Edgar mit der Milch ist da. In: Frankfurter Neue Presse. 14. Juni 2012.
  6. Zurück zur Milchflasche – aber ohne Milchmann? (Memento vom 28. Juli 2014 im Webarchiv archive.today) In: Hamburger Abendblatt. Nr. 184, 9. August 1979.
  7. Der Milchmaa | Milchmann Basel. Abgerufen am 26. März 2020 (Schweizer Hochdeutsch).
  8. Gottlieb Duttweiler Institute: Überleben im "Age of Less". (Memento vom 19. August 2010 im Internet Archive)
  9. Milchmann in Manhattan. In: Lifestyle-Ticker. Welt Online, abgerufen am 2. Januar 2008.
  10. Den Milchmann: Es gibt ihn noch! Abgerufen am 1. Januar 2023.

Auf dieser Seite verwendete Medien

MilkManCrop.JPG
Autor/Urheber: Arne Hückelheim, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Der Milchmann unterwegs mit den Milchkannen auf seinem Motorrad. Aufgenommen in Karnal, Haryana, Indien.
Dairy Crest Ex Unigate Wales And Edwards Rangemaster Milk Float.jpg
Autor/Urheber: Unisouth, Lizenz: CC BY-SA 3.0
A Dairy Crest ex-Unigate Wales & Edwards Rangemaster Milk Float.