Mikroblogging

Mikroblogging ist eine Form des Bloggens, bei der Nutzer kurze Textmitteilungen im Internet veröffentlichen. Die Länge dieser Mitteilungen ist begrenzt und beträgt je nach Dienst oft weniger als 200 Zeichen, manchmal bis zu 1000 Zeichen. Die einzelnen Postings sind entweder privat oder öffentlich zugänglich und werden auf dem Nutzerprofil chronologisch dargestellt. Im Deutschen werden entsprechende Dienste häufig auch als Kurznachrichtendienste bezeichnet.

Dienste

Ein typischer Mikroblogging-Dienst ist Marktführer X (ehemals Twitter), das 2006 startete, ursprünglich mit einer Zeichenbegrenzung auf SMS-ähnliche 140 Zeichen, heute 280 Zeichen.

Freie und dezentrale Microblogging-Dienste sind beispielsweise das in Jena gegründete Mastodon, Pleroma im Fediverse, identi.ca und Twister.[1]

Die freie Software GNU Social benutzt das OStatus-Protokoll, welches die Kommunikation zwischen Benutzern verschiedener Dienste, auch Mikroblogging-Dienste, ermöglicht.

2018 wurde die US-amerikanische Mikroblogging-Plattform Parler gegründet.[2] 2021 gründete US-Präsident Donald Trump die Mikroblogging-Plattform Truth Social, um eine eigene Alternative zu Twitter zu etablieren, nachdem er dort dauerhaft gesperrt wurde.[3] Parler und Truth Social werden hauptsächlich von libertären, rechtskonservativen und rechtsextremen Nutzern genutzt.[2] Truth Social basiert auf dem quelloffenen Programmcode von Mastodon.[4]

Da X seit 2009 in der gesamten Volksrepublik China blockiert ist, erfreuen sich dort stattdessen chinesische Dienste wie Sina Weibo, Sohu Weibo und Tencent Weibo großer Beliebtheit.[5] Weibo ist das chinesische Wort für Microblogging.

Es gibt auch Mikroblogging-Dienste, welche speziell für den Einsatz in Unternehmen entwickelt wurden. Zu diesen zählen Yammer, Communote, Chatter, Present.ly und Funktionen innerhalb von SharePoint.[6]

Ein früher Mitbewerber von Twitter war Jaiku aus Finnland, das 2007 von Google übernommen wurde.[7] Die Entwicklung wurde 2012 eingestellt. Die Software wurde auf die Google App Engine portiert und als freie Software unter der Apache-Lizenz veröffentlicht.[8]

Aktivität in Deutschland

Nach Eigentümerwechsel und Umbenennung verzeichnete X in Deutschland einen Rückgang; Erhebungen zufolge sank die Zahl der wöchentlichen Nutzer von rund 8 Mio. (2022) auf etwa 5 Mio. (2024). Die Alternativen konnten seitdem bei der Aktivität zulegen. 2025 war das zweitaktivste Netzwerk das in Deutschland gegründete Mastodon, gefolgt von der US-amerikanischen Plattform Bluesky.[9]

Auch Institutionen passten ihre Plattformstrategie an. 2025 beispielsweise kündigten verschiedene Bundesministerien an, ihre Öffentlichkeitsarbeit von X wegzuverlagern. Außerdem verließen über 60 Hochschulen und Forschungseinrichtungen gemeinsam den Dienst.[10][11][12]

Einzelnachweise

  1. Lalon Sander: Dezentrales soziales Netzwerk „Twister“: Etwas Bitcoin, etwas Twitter. In: Die Tageszeitung – taz. 25. Januar 2014, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 3. Juli 2024]).
  2. a b Danielle Abril: Parler is a haven for extremists, anti-hate group says. In: fortune.com. 13. November 2020, abgerufen am 8. September 2025 (englisch).
  3. Jeanine Santucci: Donald Trump announces new social media platform, Truth Social, after being banned from major apps. In: USA Today. 20. Oktober 2021, abgerufen am 8. September 2025 (amerikanisches Englisch).
  4. Trump's Social Media Site Quietly Admits It's Based on Mastodon. In: PC Mag. 1. Dezember 2021, abgerufen am 8. September 2025 (englisch).
  5. Twivolution – Welchen Einfluss haben Mikroblogs auf das gesellschaftliche Leben in China? | Doppelpod - Deutschland und China. 27. Februar 2011, archiviert vom Original; abgerufen am 3. Juli 2024.
  6. Chris Weldon:SharePoint 2013 Tagging – Social Tags, Hashtags, and Keywords (Memento vom 17. Oktober 2013 im Internet Archive), 18. Dezember 2012, abgerufen am 11. September 2013.
  7. „We’re joining Google“ (Memento vom 11. Oktober 2007 im Internet Archive) Jaiku Official Blog.
  8. Mike Marchak: The Google Code Blog: Changes for Jaiku and Farewell to Dodgeball and Mashup Editor. In: The Google Code Blog. 14. Januar 2009, abgerufen am 3. Juli 2024.
  9. Ergebnisse der ARD/ZDF-Medienstudie 2024. ARD/ZDF-Medienstudie, 17. September 2024, abgerufen am 22. September 2025.
  10. Verteidigungsministerium und Bundeswehr lassen X-Kanäle ruhen. Spiegel, 17. September 2024, abgerufen am 15. Januar 2025.
  11. Bundesumweltministerium will X nicht mehr nutzen. Tagesschau, 17. September 2024, abgerufen am 17. Januar 2025.
  12. Viele deutsche Unis verlassen Plattform X. Tagesschau, 17. September 2024, abgerufen am 10. Januar 2025.