Miknasa

Die Miknasa (marokkanisches Tamazight ⵉⵎⴽⵏⴰⵙⵏ) sind ein Berberstamm in Marokko und Westalgerien.

Sie stammten ursprünglich aus Tripolitanien und dem südlichen Tunesien, zogen aber noch in der vorislamischen Zeit nach Westen und siedelten sich im westlichen Algerien und dem zentralen Marokko an. Dort bezeugt u. a. der Name der heutigen Stadt Meknes/Miknas ihre Anwesenheit.

Nach der Unterwerfung durch die Muslime nahmen die Miknasa den Islam an. Schon 711 beteiligten sich Mitglieder dieses Stammes an der Eroberung des Westgotenreichs unter Tariq ibn Ziyad. Sie siedelten sich nördlich von Córdoba in Andalusien an und begründeten im 11. Jahrhundert die Dynastie der Aftasiden in Badajoz.

Eine weitere Gruppe der Miknasa nahm am Aufstand des Maysara (739–742) teil, übernahm den Islam der Charidschiten und gründete am Nordrand der Sahara das Emirat Sidschilmasa (771–980). Dieses erlangte als Endpunkt des westlichen Transsaharahandels mit dem Sudan großen wirtschaftlichen Wohlstand. Es konnte im Bündnis mit dem Kalifat von Córdoba auch die Angriffe der Fatimiden abwehren. Als Fürst al-Mutazz sich aber mit den Fatimiden verbündete, wurden die Miknasa 980 von den umayyadentreuen Magrawa aus Sidschilmasa vertrieben. Diese beherrschten Sidschilmasa noch bis 1054, bevor die Stadt durch die Almoraviden zerstört wurde.

Ein weiterer Teil der Miknasa-Berber war im 10. Jahrhundert ein treuer Verbündeter der Fatimiden im Kampf gegen die Umayyaden und ihre Verbündeten in Marokko. Sie stürzten 912 die Rustamiden von Tahert und vertrieben 917 zeitweise die Salihiden aus dem nördlichen Marokko. Allerdings konnten sie sich gegen den Widerstand der Magrawa nicht dauerhaft in Nordmarokko festsetzen. Die durch die Kämpfe mit den Magrawa geschwächten Miknasa wurden im 11. Jahrhundert von den Almoraviden unterworfen.

Literatur

  • Stephan Ronart, Nandy Ronart: Lexikon der Arabischen Welt. Ein historisch-politisches Nachschlagewerk. Artemis Verlag, Zürich u. a. 1972, ISBN 3-7608-0138-2.
  • Ulrich Haarmann: Geschichte der Arabischen Welt. Herausgegeben von Heinz Halm. 4. überarbeitete und erweiterte Auflage. C. H. Beck, München 2001, ISBN 3-406-47486-1 (Beck's historische Bibliothek).