Mikindani

Blick auf die Meeresbucht

Mikindani ist eine Küstenstadt im Süden Tansanias mit etwa 10.000 Einwohnern (Schätzung 2005) und heute ein Vorort der Distriktshauptstadt Mtwara mit etwa 100.000 Einwohnern (Schätzung 2005). Der Name leitet sich von Swahili Mikinda (Palme) ab und bedeutet auf deutsch etwa: „Bei den Palmen“.

Geschichte

Gedenktafel am Livingstone-Haus

Arabische Gründung

Eine Siedlung bestand am Nordende der Bucht vermutlich bereits im 9. Jahrhundert. Der Ort selbst wurde von den Arabern aus Oman gegründet, die von hier aus vom 16. bis ins 19. Jahrhundert Handelsrouten ins Landesinnere betrieben. Handelsgüter waren hauptsächlich Sklaven, wodurch das Hinterland stark entvölkert wurde und Elfenbein. Das ursprüngliche Zentrum war die Siedlung Pemba (nicht zu verwechseln mit der Insel gleichen Namens) etwa 2 km im Norden der jetzigen Stadt. Erstmals wird der Ort auf Seekarten aus dem Jahr 1796 angegeben und 1824 von der britischen Küstenexpedition unter Lt. Boteler beschrieben. Am 24. März 1866 ging David Livingstone hier an Land um seine letzte Forschungsreise ins Landesinnere anzutreten. Etwa 1870 wurde der Ort durch Überfälle benachbarter Stämme fast verwüstet, mit der Gründung von Plantagen zur Kautschuk-Gewinnung begann einige Jahre später ein deutlicher Aufschwung. Der Siedlungsschwerpunkt wurde an die heutige Stelle verlegt.

Deutsche Kolonialzeit

Mikindani zur deutschen Kolonialzeit, vor 1910

Nach der Gründung der Kolonie Deutsch-Ostafrika wurde Mikindani 1890 zur Bezirksnebenstelle erhoben, es wurde 1895 ein Verwaltungsgebäude (sog. Boma) errichtet, daneben Hafen- und Zollgebäude (wegen der nahen Grenze zu Portugiesisch-Ostafrika). Robert Koch führte hier für etwa 1 Jahr verschiedene Forschungsarbeiten durch. 1916 wurden die Gebäude am Hafen durch einen britischen Angriff im Ersten Weltkrieg schwer beschädigt.

Britische Kolonialzeit und Unabhängigkeit

Nach 1948 verlagerte die Britische Kolonialbehörde ihre Haupttätigkeit in das neu gegründete Mtwara, 10 km weiter östlich. Da Mtwara erst seit 60 Jahren, Mikindani jedoch schon seit Jahrhunderten besteht, hat die Stadtverwaltung von Mtwara vor einigen Jahren nach der Eingemeindung die Umbenennung in „Mtwara-Mikindani City Council“ beschlossen.

Wirtschaft

In Mikindani gibt es zwei europäischen Ansprüchen entsprechende Hotels, eines davon sogar mit Pool (vermutlich dem einzigen im Umkreis von über 200 km), ein einfaches Restaurant, eine Tauchbasis und einige Läden. Alle Überlandbusse von Mtwara nach Dar es Salaam halten in der Mitte des Ortes. Zum Flughafen Mtwara mit täglich mindestens einem Linienflug nach Dar es Salaam und mehreren Flügen pro Woche nach Pemba, Beira und Maputo in Mosambik sind es etwa 10 km. Zahlreiche Fischerboote ankern in der geschützten Bucht.

Weblinks

Koordinaten: 10° 17′ S, 40° 7′ O

Auf dieser Seite verwendete Medien

Mikindani, Deutsch-Ostafrika.jpg
Autor/Urheber:

Fotograf im einzelnen unbekannt: Dr. Robert Lohmeyer (geb. 1879), Bruno Marquardt (1878-1916) und Eduard Kiewning (?)

, Lizenz: PD-alt-100

siehe Fototitel – Beachte: die Titel sind weitgehend original und können zeitgenössische Begriffe oder Ansichten wiedergeben, sie sollten nicht unreflektiert in Texte übernommen werden.

Mikindani livingstone house.jpg
Autor/Urheber: Ajoh198, Lizenz: CC BY-SA 2.5
The plaque commermorating Dr. Livingstone's last journey that left from Mikindani.
Mikindani bay from boma.jpg
(c) Ajoh198 aus der englischsprachigen Wikipedia, CC-BY-SA-3.0
Looking down the path from the Boma, towards the North. You can see the mouth of Mikindani bay and at the bottom of the path to the left is the Livingstone house and to the right is the slave market. This Photo was taken in Dec 2000.