Miguel da Fonseca

Miguel da Fonseca,[1] auch Manuel da Fonseca genannt,[2][3] (* im 15. oder 16. Jahrhundert; † im 16. Jahrhundert; aktiv zwischen 1540 und 1544) war ein portugiesischer Renaissance-Komponist.

Fonseca wirkte in der ersten Hälfte der 1540er Jahre als erster namentlich bekannter – wenn auch wohl nicht als erster – Kapellmeister der Kathedrale von Braga.[4] Auf diese Position war er wahrscheinlich von Erzbischof Henrique berufen worden. Vermutlich arbeitete er auch für dessen Nachfolgerbischöfe Diogo II. da Silva (1540/41) und Dom Duarte (1542/43),[3] den illegitimen Sohn des portugiesischen Königs Johann III. Durch einen Brief des Domkapitels an König Johann III. ist er noch 1544 dokumentarisch als Kapellmeister nachweisbar.[5] Fonseca bildet zusammen mit seinen Nachfolgern Pero de Gamboa und Lourenço Ribeiro die Komponistenschule von Braga in der portugiesischen Vokalpolyphonie.[3] Während der rund zehnjährigen Abwesenheit des Erzbischofs gestattete sich das Domkapitel große gestalterische Freiheit und beauftragte Fonseca und seine Nachfolger mit der Komposition von mehrstimmigen Proprien, nicht jedoch von Messordinarien.[6] In der modernen Rezeption steht die Schule von Braga freilich im Schatten der späteren Schule von Évora um Estêvão de Brito, Filipe de Magalhães, Duarte Lobo und Manuel Cardoso.[7]

Fonseca ist für sein im Liber Introitus überlieferten Kompositionen bekannt. Von den 85 Choralkompositionen in dieser Sammlung sind 33 namentlich Fonseca zugeordnet, doch stilistische Gründe sprechen dafür, dass auch der Rest der Sammlung mit Ausnahme eines Agnus Dei von Josquin Desprez ebenfalls von Fonseca stammen.[8] Von diesem Werk ist eine Kopie aus dem Jahr 1615 in Braga erhalten.[3] Sein Beata viscera ist wahrscheinlich ein Stück aus dem Introitus des nicht mehr praktizierten Ritus von Braga,[9] wie er in einem Missale von 1498 überliefert ist.[8] Stilistisch lassen seine Kompositionen den Einfluss des spanischen Musiktheoretikers Matheo de Aranda (um 1495–1548) erkennen.[8][10]

Weblinks

Einzelnachweise und Bemerkungen

  1. Die offenbar einzige zeitgenössische Nennung mit vollem Namen in einem Schreiben des Domkapitels von Braga (1544) lautet „Migel de FonSequa“, vgl. Robert Murrell Stevenson: Pedro de Escobar: Earliest Portuguese Composer in New World Colonial Music Manuscripts. In: Inter-American Music Review. Vol. 11, 1990, S. 3–24, hier S. 7, Fn. 22.
  2. LCCN nr96-011096
  3. a b c d Booklet-Text zur CD Portuguese Polyphony, Naxos 8.553310. Naxos, Juni 1995, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. Januar 2017; abgerufen am 7. August 2019 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.naxos.com
  4. Robert Murrell Stevenson: Pedro de Escobar: Earliest Portuguese Composer in New World Colonial Music Manuscripts. In: Inter-American Music Review. Vol. 11, 1990, ISSN 0195-6655, S. 3–24, hier S. 7 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. João Pedro d’Alvarenga, Rui Cabral Lopes: A polifonia na liturgia bracarense (primeira metade do século XVI). In: Ana Maria Rodrigues, Manuel Pedro Ferreira (Hrsg.): A Catedral de Braga: Arte, Liturgia e Música, dos fins do século XI à época tridentina. Centro de Estudos de Sociologia e Estética Musical, Lissabon 2009, ISBN 978-989-95983-2-4, S. 152–195 (online).
  6. Stefan Gasch: Das mehrstimmige Ordinarium Missae als „musikalisches Kunstwerk“? In: Andrea Ammendola, Daniel Glowotz, Jürgen Heidrich (Hrsg.): Polyphone Messen Im 15. Und 16. Jahrhundert: Funktion, Kontext, Symbol. V&R unipress, Göttingen 2012, ISBN 978-3-89971-822-5, S. 39–52, hier S. 46 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. João Pedro d’Alvarenga: Pero de Gamboa e Lourenço Ribeiro pelo Coro Gulbenkian. Secretariado nacional da pastoral da cultura, abgerufen am 7. August 2019 (portugiesisch).
  8. a b c João Pedro d’Alvarenga, Manuel Pedro Ferreira: The Liber Introitus of Miguel da Fonseca, and a Possible Improvisatory Model. In: David J. Burn, Stefan Gasch (Hrsg.): Heinrich Isaac and Polyphony for the Proper of the Mass in the Late Middle Ages and Renaissance. Brepols, Turnhout 2011, ISBN 978-2-503-54249-2, S. 81–121.
  9. Naxos. Manuel da Fonseca (Komponisteneintrag).
  10. Mateus de Aranda: Tractado de canto mensurable. German Galhard, Lissabon 1535 (online: Noten und Audiodateien im International Music Score Library Project); Faksimile: José Augusto Alegria (Hrsg.): Tractado de Canto Mensurable: de Mateus de Aranda. Fundação Calouste Gulbenkian, Lissabon 1978, OCLC 958957940.