Midland F1 Racing

Midland
MF1 Racing Logo.png
NameMidland F1 Racing
UnternehmenMidland F1 Racing Limited
UnternehmenssitzSilverstone, Großbritannien
TeamchefDeutschlandDeutschland Colin Kolles
Statistik
Erster Grand PrixBahrain 2006
Letzter Grand PrixBrasilien 2006
Gefahrene Rennen18
Konstrukteurs-WM0
Fahrer-WM0
Rennsiege0
Pole Positions0
Schnellste Runden0
Punkte0

Midland F1 Racing (kurz Midland oder MF1) war ein kurzlebiges Motorsportteam, das 2006 unter eigenem Namen an der Formel-1-Weltmeisterschaft teilnahm. Das Team gehörte zur Midland Group, einer auf der Kanalinsel Guernsey ansässigen Holding des russischen Unternehmers Alexander Shnaider. Midland F1 war unmittelbarer Nachfolger des traditionsreichen Formel-1-Teams Jordan Grand Prix und zugleich einer der Vorgänger des bis 2018 in der Formel 1 engagierten Rennstalls Force India. Midland F1 war der erste Formel-1-Rennstall, der mit russischer Lizenz an den Start ging.[1]

Geschichte

Im Oktober 2004 erklärte die Midland-Gruppe ihre Absicht, ab 2006 mit einem eigenen, in Großbritannien ansässigen Team an der Formel-1-Weltmeisterschaft teilzunehmen. Mit der Chassisentwicklung sollte der italienische Rennwagenhersteller Dallara beauftragt werden.[2] Anfänglich erwogen Midland und Shnaider, einen eigenen Rennstall komplett neu aufzubauen;[3] später gab es Überlegungen, ein bestehendes Team zu übernehmen. Midland war einer der Interessenten für die Übernahme des in Milton Keynes ansässigen Teams Jaguar Racing,[4] das im November 2004 allerdings von Dietrich Mateschitz gekauft und zu Red Bull Racing umstrukturiert wurde.

Im Januar 2005 übernahm Midland stattdessen auf Vermittlung Bernie Ecclestones[5] die Anteilsmehrheit an Jordan Grand Prix für angeblich 60 Mio $ von dessen Gründer Eddie Jordan. Shnaider installierte ein neues Management, zu dem der Enkel von Boris Jelzin,[6] Colin Kolles sowie zeitweise auch Trevor Carlin[7] gehörten. Unter Carlins und später Kolles' Leitung wurde der Rennstall 2005 noch unter der Bezeichnung Jordan weitergeführt, bevor zum Beginn der Saison 2006 die Umbenennung in Midland F1 Racing erfolgte. Das Team fuhr in diesem Jahr mit russischer Lizenz.

Bereits nach den ersten Rennen war das Team vielfach Gegenstand negativ konnotierter Medienberichte,[5] die Midland unter anderem als „den unsympathischsten Rennstall der Formel 1“ bezeichneten; insbesondere Kolles stand in der Kritik. Midland begegnete dieser Entwicklung, indem es den ehemaligen Rennfahrer Johnny Herbert zum Kommunikationsdirektor ernannte.[8] Ab April 2006 hielten sich darüber hinaus Berichte über finanzielle und sportliche Krisen,[9] die durch wiederholte Umstrukturierungen im Team weiteren Nährboden fanden.[5] Entgegen anderslautenden Absichtserklärungen[10] verhandelte Shnaider bereits seit März 2006 mit unterschiedlichen Interessenten über einen Verkauf des Teams. Seit Mai 2006 lag Shnaider, vermittelt durch den Manager seines Stammfahrers Christijan Albers,[11] das Angebot eines Konsortiums um den niederländischen Fahrzeughersteller Spyker Cars N.V. und den Unternehmer Michiel Mol vor, dessen Annahme sich bis in den Spätsommer 2006 hinzog. Anlässlich des Großen Preises von Italien in Monza am 10. September 2006 übernahm Spyker schließlich den Rennstall. Der Kaufpreis wurde mit 106 Mio $ angegeben.[12] Das Team behielt für den Rest der Saison 2006 die russische Lizenz bei und trat bei den letzten drei Rennen des Jahres unter der Bezeichnung Spyker MF1 Racing an. Zu Beginn der Saison 2007 erfolgte die Umbenennung in Spyker F1.

Die Saison 2006

Tiago Monteiro im Midland F1 M16
Kollision beider Midland-Piloten beim Großen Preis von Kanada 2006

Midland F1 hatte in der Saison 2006 ein Budget von 80 Mio €. Es war in diesem Jahr damit der finanzschwächste Rennstall.[5] In technischer und organisatorischer Hinsicht setzte Midland die Arbeit des Jordan-Teams weitgehend unverändert fort. Der Motorsportmanager Colin Kolles, der schon im Vorjahr Teamchef bei Jordan gewesen war, blieb auch 2006 in dieser Funktion. Auch der Motorenvertrag mit Toyota, dessen Kundenteam Jordan seit 2005 war, übernahm Midland für die neue Saison. Einsatzfahrzeug war der Midland M16, der entgegen ursprünglicher Planung nicht von Dallara, sondern im eigenen Werk unter der Leitung von James Key entwickelt worden war.[13] Konzeptionell orientierte sich der MF16 an dem Jordan EJ15 von 2005.[1]

Der letztjährige Jordan-Pilot Tiago Monteiro erhielt eines der Midland-Cockpits. Das zweite Auto fuhr der Niederländer Christijan Albers, der Narain Karthikeyan ersetzte. Darüber hinaus beschäftigte Midland eine Reihe von sogenannten dritten Fahrern, die nach dem seinerzeitigen Reglement berechtigt waren, für das Team an den Freitagstrainings teilzunehmen. Zu ihnen gehörten Giorgio Mondini, Alexandre Prémat, Adrian Sutil, Ernesto Viso und Markus Winkelhock. Als reine Testfahrer wurden außerdem Fabrizio del Monte, Ronnie Quintarelli, Roman Russinow und Adrián Vallés verpflichtet, die für ihre Einsätze zu zahlen hatten und damit zum Budget des Teams beitrugen.[5] Eine reine PR-Aktion war schließlich die einmalige Testfahrt des Motorradrennfahrers Max Biaggi in einem Midland im Januar 2006.[14]

Die beiden Midland-Fahrer erzielten keine Rennerfolge. Das Team lag zwar bei den Rennen im Regelfall vor dem neu gegründeten Rennstall Super Aguri. An die Leistungen der anderen Teams kam Midland allerdings nicht heran. Im Qualifikationstraining kamen die Midland-Fahrer zumeist nicht über den ersten Block hinaus; nur achtmal erreichte einer von ihnen die Teilnahme am Q2. Das beste Qualifikationsergebnis war ein 14. Startplatz. Das beste Rennergebnis war Monteiros 9. Platz beim dreizehnten Saisonrennen in Ungarn. In Kanada kollidierten beide Midland-Piloten miteinander, woraufhin Albers vorzeitig ausschied. Beim Großen Preis von Deutschland wurden Albers und Monteiro disqualifiziert, weil ihre Autos regelwidrig flexible Flügel trugen.

Am Saisonende belegte Midland den 10. und – vor Super Aguri – vorletzten Platz der Konstrukteurswertung.

Zahlen und Daten

Alle Fahrer in der Formel 1

NameJahreGrand PrixPunkteSiegeZweiterDritterPolesSRbeste WM-Pos.
NiederlandeNiederlande Christijan Albers20061822.
PortugalPortugal Tiago Monteiro20061821.

Ergebnisse in der Formel 1

SaisonChassisFahrerNr.123456789101112131415161718PunkteRang
2006Midland M16  Flag of Bahrain.svgFlag of Malaysia.svgFlag of Australia.svgFlag of San Marino (1862–2011).svgFlag of Europe.svgFlag of Spain.svgFlag of Monaco.svgFlag of the United Kingdom.svgFlag of Canada.svgFlag of the United States.svgFlag of France.svgFlag of Germany.svgFlag of Hungary.svgFlag of Turkey.svgFlag of Italy.svgFlag of the People's Republic of China.svgFlag of Japan.svgFlag of Brazil.svg10.
PortugalPortugal T. Monteiro181713DNF161216151614DNFDNFDNF9DNFDNFDNF1615
NiederlandeNiederlande C. Albers19DNF1211DNF13DNF1215DNFDNF15DSQ10DNF1715DNF14
Legende
FarbeAbkürzungBedeutung
GoldSieg
Silber2. Platz
Bronze3. Platz
GrünPlatzierung in den Punkten
BlauKlassifiziert außerhalb der Punkteränge
ViolettDNFRennen nicht beendet (did not finish)
NCnicht klassifiziert (not classified)
RotDNQnicht qualifiziert (did not qualify)
DNPQin Vorqualifikation gescheitert (did not pre-qualify)
SchwarzDSQdisqualifiziert (disqualified)
WeißDNSnicht am Start (did not start)
WDzurückgezogen (withdrawn)
HellblauPOnur am Training teilgenommen (practiced only)
TDFreitags-Testfahrer (test driver)
ohneDNPnicht am Training teilgenommen (did not practice)
INJverletzt oder krank (injured)
EXausgeschlossen (excluded)
DNAnicht erschienen (did not arrive)
CRennen abgesagt (cancelled)
 keine WM-Teilnahme
sonstigeP/fettPole-Position
1/2/3Platzierung im Sprint-/Qualifikationsrennen
SR/kursivSchnellste Rennrunde
*nicht im Ziel, aufgrund der zurückgelegten
Distanz aber gewertet
()Streichresultate
unterstrichenFührender in der Gesamtwertung

Weblinks

Commons: MF1 Racing – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b N.N.: „MF1 launch first Russian F1 car“. autosport.com, 6. Februar 2006, abgerufen am 11. Dezember 2015.
  2. N.N.: „Midland F1 confirmed“. grandprix.com, 8. Oktober 2004, abgerufen am 11. Dezember 2015.
  3. N.N.: „New Team Plan to Make F1 Debut in 2006“. autosport.com, 8. Oktober 2004, abgerufen am 11. Dezember 2015.
  4. N.N.: „Midland considers Jag buy-out“. (Nicht mehr online verfügbar.) autosport.com, 21. Oktober 2004, archiviert vom Original am 22. Dezember 2015; abgerufen am 11. Dezember 2015.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.autosport.com
  5. a b c d e Christian Nimmervoll: „Midland-Boss Shnaider hat die Nase voll“. motorsport-total.com, 21. April 2006, abgerufen am 11. Dezember 2015.
  6. N.N.: „Yeltsin Jr Joins Midland F1 Team“. autosport.com, 15. Dezember 2004, abgerufen am 11. Dezember 2015.
  7. N.N.: „Carlin Set to Run Midland F1 Team“. autosport.com, 14. Oktober 2004, abgerufen am 11. Dezember 2015.
  8. Fabian Hust: „Kein Platz für Johnny Herbert“. motorsport-total.com, 28. September 2006, abgerufen am 11. Dezember 2015.
  9. Fabian Hust: „MF Racing: Nur noch Geld für wenige Wochen?“ motorsport-total.com, 12. April 2006, abgerufen am 11. Dezember 2015.
  10. Jonathan Noble: „Midland in F1 for the long-term“. autosport.com, 3. Februar 2006, abgerufen am 11. Dezember 2015.
  11. Christijan Nimmervoll: „Warum zögert Shnaider noch immer?“ motorsport-total.com, 27. Juli 2006, abgerufen am 11. Dezember 2015.
  12. Nachricht vom 11. September 2006 auf der Internetseite der Times of Malta (abgerufen am 9. Dezember 2015).
  13. Michele Lostia: „Dallara won't build Midland's car“. autosport.com, 14. Juli 2005, abgerufen am 11. Dezember 2015.
  14. Michele Lostia: „Biaggi says MF1 test was a one-off“. autosport.com, 19. Januar 2006, abgerufen am 11. Dezember 2015.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Flag of Portugal.svg
Flagge Portugals, entworfen von Columbano Bordalo Pinheiro (1857-1929), offiziell von der portugiesischen Regierung am 30. Juni 1911 als Staatsflagge angenommen (in Verwendung bereits seit ungefähr November 1910).
Flag of Europe.svg
Die Europaflagge besteht aus einem Kranz aus zwölf goldenen, fünfzackigen, sich nicht berührenden Sternen auf azurblauem Hintergrund.

Sie wurde 1955 vom Europarat als dessen Flagge eingeführt und erst 1986 von der Europäischen Gemeinschaft übernommen.

Die Zahl der Sterne, zwölf, ist traditionell das Symbol der Vollkommenheit, Vollständigkeit und Einheit. Nur rein zufällig stimmte sie zwischen der Adoption der Flagge durch die EG 1986 bis zur Erweiterung 1995 mit der Zahl der Mitgliedstaaten der EG überein und blieb daher auch danach unverändert.
Flag of the United Kingdom.svg
Flagge des Vereinigten Königreichs in der Proportion 3:5, ausschließlich an Land verwendet. Auf See beträgt das richtige Verhältnis 1:2.
Tiago Monteiro 2006 USA (crop).jpg
Autor/Urheber: Tinou Bao from San Francisco, USA, Lizenz: CC BY 2.0
Tiago Monteiro driving for MF1 Racing at the 2006 United States Grand Prix.
MF1 Racing Logo.png
Autor/Urheber:

unbekannt

, Lizenz: Logo

Das frühere Logo von Spyker MF1 Racing, als dieses Team noch Midland F1 hieß.

Flag of San Marino (1862–2011).svg
The flag of San Marino, before the 2011 standardization
MF1 Collision (crop).PNG
Autor/Urheber: TMWolf
Cropped by Diniz., Lizenz: CC BY-SA 2.0
The MF1 Racing drivers, Christijan Albers and Tiago Monteiro, collide on the first lap of the 2006 Canadian Grand Prix.