Michelrieth

Michelrieth
Koordinaten: 49° 49′ 35″ N, 9° 31′ 29″ O
Höhe: 335 m ü. NN
Einwohner:536 (31. Dez. 2021)[1]
Eingemeindung:1. Juli 1972
Eingemeindet nach:Altfeld
Postleitzahl:97828
Michelrieth von Südosten

Michelrieth ist ein Ortsteil der Stadt Marktheidenfeld im Landkreis Main-Spessart in Bayern.

Geographie

Ortseingang von Westen

Lage

Der topographisch höchste Punkt des Ortsteils befindet sich auf 379 m ü. NN (Lage) auf der Bundesautobahn 3 am Autobahnparkplatz Kohlsberg, der niedrigste liegt im Haslochbach bei der Nickelsmühle auf 193 m ü. NN (Lage).

Nachbargemarkungen

Nachbargemarkungen im Uhrzeigersinn im Norden beginnend sind Kredenbach, Altfeld, Oberwittbach, Röttbach, Schollbrunn und Esselbach.

Gemarkung Michelrieth

Gewässer

Im Süden der Gemarkung entspringen der Klingenbach, der im Westen der Gemarkung in den Haslochbach mündet, heute südlich der Ortschaft.

Geschichte

Gasthof zum Stern, Fachwerkhaus neben der Kirche

Das ursprüngliche Straßendorf Michelrieth wurde seit dem 9. Jahrhundert von der Abtei Fulda und der dazugehörigen Propstei Holzkirchen beherrscht. Ab dem 12. Jahrhundert verleibten die Grafen von Wertheim als Vögte auch Michelrieth ihrem Herrschaftsgebiet ein. Nach deren Aussterben im Mannesstamm und den folgenden Erbauseinandersetzungen wurden die Grafen von Löwenstein-Wertheim bestimmende Macht. Zeugnis davon gibt der rote Löwe im Wappen. Michelrieth war Sitz des Zentgerichtes Cent Michelrieth. Bis 1848 blieben die Löwenstein bestimmende Kraft in Michelrieth. Seit 1814 gehörten die Grafschaftsorte zum Königreich Bayern.

Im Jahre 1862 wurde das Bezirksamt Marktheidenfeld gebildet, auf dessen Verwaltungsgebiet Michelrieth lag. 1939 wurde wie überall im Deutschen Reich die Bezeichnung Landkreis eingeführt. Michelrieth war nun eine der 47 Gemeinden im Landkreis Marktheidenfeld (Kfz-Kennzeichen MAR). Mit Auflösung des Landkreises Marktheidenfeld im Jahre 1972 kam Michelrieth in den neu gebildeten Landkreis Main-Spessart (Kfz-Kennzeichen damals KAR, heute MSP).

Am 1. Juli 1972 wurde die Gemeinde Michelrieth aufgelöst und nach Altfeld eingemeindet.[2] Seit dem 1. Januar 1976 ist Michelrieth ein Stadtteil von Marktheidenfeld.[3]

Universelles Leben

Von den zwischenzeitlich knapp 600 Einwohnern des Ortes sind heute etwa die Hälfte Anhänger der Glaubensgemeinschaft Universelles Leben (UL).[4] Nach erfolglosen und von Widerstand begleiteten Ansiedlungsversuchen der Glaubensgemeinschaft durch ihre Anhänger im Heuchelhofgebiet (Würzburg) und in Hettstadt Mitte der 1980er Jahre gelang es in Michelrieth, zahlreiche Grundstücke im Neubaugebiet westlich des Ortskerns teils durch überhöhte Preise aufzukaufen. Der ortsansässige Pfarrer nennt als typischen Baustil dieser Häuser Rundungen an Mauerwerk und Fenstern, die bei älteren Häusern auch nachträglich angebracht wurden.[5]

Das ehemalige Sanatorium Südspessart ist seitdem als HG Naturklinik in der Hand von Sektenanhängern, in unmittelbarer Nachbarschaft wurden eine Seniorenresidenz, Wohngemeinschaften und weitere Betriebe eingerichtet. Rund 10 Betriebsstätten, die dem UL zugerechnet werden, sind in der Gemarkung angesiedelt.[6] Weitere Betriebe sind aufgrund fehlender Gewerbeflächen in der unmittelbaren Umgebung angesiedelt, darunter in Altfeld, Kredenbach, Esselbach und Marktheidenfeld selbst. Auch Barbara Rütting siedelte sich nach einer Behandlung in der HG Naturklinik im Ort an.[7] Thomas Müller, Vorsitzender der örtlichen Bürgerinitiative, die damals gegen die Ansiedlung auf die Straße ging, erzählt in einem Interview im Cicero von einem Klima der Angst im Ort, die dazu führe, dass sich kaum noch jemand traut, das Universelle Leben zu kritisieren. Eine Art Bürgerwehr des UL, die „Gewappneten“, patrouilliere mit Autos oder Schäferhunden im Ort.[4][8]

Bekannte Bewohner

Weblinks

Commons: Michelrieth – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Zahlen, Daten, Wissenswertes. Stadt Marktheidenfeld, archiviert vom Original am 16. Oktober 2020; abgerufen am 16. Oktober 2020.
  2. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 518.
  3. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 762.
  4. a b Im Friedensreich der Öko-Sekte. Cicero, unbekanntes Datum, abgerufen am 1. Oktober 2022
  5. Die Sekte "Universelles Leben" in der Pfarrei Michelrieth. Evang.-lutherische Kirchengemeinde Michelrieth, 11. Januar 1999, im Webarchiv vom 20. Oktober 2017
  6. vgl. Adressverzeichnis der Tierrechtsorganisation Maqi, Stand August 2002, abgerufen am 1. Oktober 2022
  7. Ich leide mit allen Geschöpfen. Interview mit Barbara Rütting im Neuen Deutschland, 15. Dezember 2012, abgerufen am 1. Oktober 2022
  8. Andreas Brachs: Kompromissloser Kampf. Mainpost, Redaktion Main-Spessart, 11. Dezember 2003, aktualisiert 3. Dezember 2006

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Gemarkung Michelrieth
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Michelrieth: Gasthof zum Stern, Fachwerkhaus