Michelnau
Michelnau Stadt Nidda | |
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Koordinaten: | 50° 25′ N, 9° 3′ O |
Höhe: | 171 (170–199) m ü. NHN |
Fläche: | 5,29 km²[1] |
Einwohner: | 242 (31. Dez. 2019)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 46 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Dezember 1970 |
Postleitzahl: | 63667 |
Vorwahl: | 06043 |
Blick auf Michelnau (Aufn. 2023) |
Michelnau ist ein Stadtteil von Nidda im hessischen Wetteraukreis.
Geografie
Die Ortschaft liegt in der nördlichen Wetterau (175 m über NN), östlich von Nidda, inmitten des Vulkangebiets Vogelsberg. Rings um die Ortslage steigt die hügelige Landschaft sanft an und bildet in Richtung Klippe im Hohenstein einen schmalen felsigen Einschnitt durch dessen Öffnung der Hohensteiner Bach fließt. Überregional bekannt ist ein Basalt-Schlackenvulkan, dessen rotbraun gefärbtes Lavagestein (Eisenoxid) im Steinbruch Michelnau über 150 Jahre abgebaut wurde.[3] Das anstehende Gestein ist relativ weich und wird wegen seiner guten Bearbeitbarkeit auch heute noch von Bildhauern geschätzt. Die leicht sauren, kalkfreien Böden rund um die Abbaustätte, beherbergen eine spezielle Pflanzengesellschaft. Im Steinbruchgelände selbst finden sich Zauneidechsen und Blindschleichen.
Geschichte
Ortsgeschichte
Als Michelenowa wird der Ort erstmals im Jahre 1187 erwähnt, und zwar in einer Schenkungsurkunde an den Johanniterorden.[4] Pest und Dreißigjähriger Krieg (1618–1648) verursachten Zerstörung und unzähliges Leid.
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Michelnau:
„Michelnau (L. Bez. Nidda) evangel. Filialdorf; liegt 1⁄2 St. von Nidda, hat 33 Häuser und 185 Einwohner, die evangelisch sind. Unter den Einwohnern befinden sich 23 Bauern und 8 Handwerker.“[5]
Im Jahr 1905 wurde eine evangelische Volksschule erbaut.
- Hessische Gebietsreform (1970–1977)
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen fusionierten zum 1. Dezember 1970 die bis dahin selbständigen Gemeinden Bad Salzhausen, Borsdorf, Fauerbach bei Nidda, Geiß-Nidda, Harb, Kohden, Michelnau, Ober-Lais, Ober-Schmitten, Ober-Widdersheim, Stornfels, Ulfa, Unter-Schmitten, Wallernhausen und die Stadt Nidda zur neuen Stadt Nidda.[6][7] Für die ehemals eigenständigen Gemeinden sowie für die Kernstadt Nidda wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.[8]
Verwaltungsgeschichte im Überblick
Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Michelnau angehört(e):[1][9][10]
- Vor 1450: Heiliges Römisches Reich, Grafschaft Ziegenhain, Amt Nidda, Gericht Nidda
- 1450–1495: Erbstreit zwischen der Landgrafschaft Hessen und den Grafen von Hohenlohe
- ab 1450: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, Amt Nidda, Gericht Nidda[11]
- ab 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Marburg, Amt Nidda, Gericht Nidda[12]
- 1604–1648: Heiliges Römisches Reich, strittig zwischen Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und Landgrafschaft Hessen-Kassel (Hessenkrieg)
- ab 1604: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Amt Nidda, Gericht Nidda[13]
- 1787: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Oberfürstentum Hessen, Amt Nidda und Lißberg, Gericht Nidda[14]
- ab 1806: Großherzogtum Hessen,[Anm. 2] Fürstentum Oberhessen, Amt Nidda[15][16]
- ab 1815: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Nidda[17]
- ab 1821: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Nidda[18][Anm. 3]
- ab 1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Nidda
- ab 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Nidda
- ab 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Nidda
- ab 1867: Norddeutscher Bund,[Anm. 4] Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Nidda
- ab 1874: Deutsches Reich, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Büdingen
- ab 1918: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Büdingen
- ab 1938: Deutsches Reich (Weimarer Republik), Volksstaat Hessen, Landkreis Büdingen[19][Anm. 5]
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone,[Anm. 6] Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Büdingen
- ab 1946: Amerikanische Besatzungszone, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Büdingen
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Büdingen
- ab 1970: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Büdingen, Stadt Nidda
- ab 1972: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Wetteraukreis, Stadt Nidda
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Michelnau 258 Einwohner. Darunter waren 3 (1,2 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 42 Einwohner unter 18 Jahren, 111 waren zwischen 18 und 49, 66 zwischen 50 und 64 und 42 Einwohner waren älter.[20] Die Einwohner lebten in 102 Haushalten. Davon 21 Singlehaushalte, 33 Paare ohne Kinder und 42 Paare mit Kindern, sowie 3 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 15 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 69 Haushaltungen leben keine Senioren/-innen.[20]
Im Jahr 1961 wurden 255 evangelische (92,73 %) und 19 katholische (6,91 %) Christen gezählt.[1]
Einwohnerentwicklung
• 1791: | 142 Einwohner[14] |
• 1800: | 142 Einwohner[21] |
• 1806: | 147 Einwohner, 32 Häuser[16] |
• 1829: | 185 Einwohner, 33 Häuser[5] |
• 1867: | 209 Einwohner, 42 bewohnte Gebäude[22] |
• 1875: | 187 Einwohner, 45 bewohnte Gebäude[23] |
Michelnau: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2019 | ||||
---|---|---|---|---|
Jahr | Einwohner | |||
1791 | 142 | |||
1800 | 142 | |||
1806 | 147 | |||
1829 | 185 | |||
1834 | 168 | |||
1840 | 205 | |||
1846 | 225 | |||
1852 | 248 | |||
1858 | 216 | |||
1864 | 215 | |||
1871 | 205 | |||
1875 | 206 | |||
1885 | 212 | |||
1895 | 204 | |||
1905 | 211 | |||
1910 | 237 | |||
1925 | 240 | |||
1939 | 219 | |||
1946 | 374 | |||
1950 | 351 | |||
1956 | 312 | |||
1961 | 275 | |||
1967 | 280 | |||
1970 | 275 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
1996 | 289 | |||
2000 | 294 | |||
2006 | 295 | |||
2010 | 290 | |||
2011 | 258 | |||
2016 | 244 | |||
2019 | 242 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; Stadt Nidda[24][2]; Zensus 2011[20] |
Politik
Derzeitiger Ortsvorsteher ist Timo Franz (Stand: Mai 2018).
Kulturdenkmäler
Die kleine Ortslage Michelnau verfügt über mehrere Kultur- bzw. Baudenkmale, siehe: Liste der Kulturdenkmäler in Michelnau
Infrastruktur
- Südlich des Ortes verläuft die Landesstraße 3185.
- Den öffentlichen Personennahverkehr stellt die Regionalverkehr Kurhessen GmbH sicher.
- Im Ort gibt es einen stillgelegten Steinbruch, in dem von 1863 bis in die Mitte der 1990er Jahre der Michelnauer Schlackenbasalt abgebaut wurde. Das rötliche Gestein wurde für Massivbauten als Mauerstein, für Brückenbauwerken, Kirchenbauten und Grabmale in der näheren Umgebung von Nidda verwendet. Der Steinbruch ist seit 2010 als bedeutendes Geotop ausgewiesen und im Rahmen von Führungen für die Öffentlichkeit zugänglich.
- Außerdem gibt es in Michelnau ein Bürgerhaus.
Anmerkungen und Einzelnachweise
Anmerkungen
- ↑ Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
- ↑ Infolge der Rheinbundakte.
- ↑ Trennung zwischen Justiz (Landgericht Nidda) und Verwaltung.
- ↑ Der Norddeutsche Bund war der erste deutsche Bundesstaat unter der Führung Preußens. Er war die geschichtliche Vorstufe des Deutschen Reichs. Infolge des Deutschen Krieges wurde die Provinz Oberhessen dort zwangsweise Mitglied.
- ↑ Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Oberhessen aufgelöst.
- ↑ Infolge des Zweiten Weltkriegs.
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Michelnau, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- ↑ a b Nidda in Zahlen. (Memento vom 1. Mai 2020 im Internet Archive) In: Webauftritt der Stadt Nidda, abgerufen im Mai 2020.
- ↑ Steinbruch Michelnau, abgerufen am 18. Juni 2023
- ↑ Karl Christian Eigenbrodt, Urkunden. in: AHG 2, Darmstadt 1841, S. 117–139, Nr. 32.
- ↑ a b Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 174 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Zusammenschluß der Stadt Nidda und der Gemeinden Bad Salzhausen, Borsdorf, Fauerbach, Geiß-Nidda, Harb, Kohden, Michelnau, Ober-Lais, Ober-Schmitten, Ober-Widdersheim, Stornfels, Ulfa, Unter-Schmitten, Wallernhausen im Landkreis Büdingen zur neuen Stadt „Nidda“ vom 24. November 1970. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1970 Nr. 49, S. 2290, Punkt 2281 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,3 MB]).
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 351.
- ↑ Hauptsatzung. (PDF; 101 kB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Nidda, ehemals im ; abgerufen im März 2021. (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) (nicht mehr online verfügbar)
- ↑ Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- ↑ Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Martin Röhling: Niddaer Geschichtsblätter. Heft 9. Die Geschichte der Grafen von Nidda und der Grafen von Ziegenhain. Hrsg.: Niddaer Heimatmuseum e. V. Im Selbstverlag, 2005, ISBN 3-9803915-9-0, S. 75, 115.
- ↑ Die Zugehörigkeit des Amtes Nidda anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567-1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604-1638. und Hessen-Darmstadt 1567-1866.
- ↑ Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 13 ff., § 26 Punkt d) IX. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ a b Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 203 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
- ↑ Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 9 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ a b Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 268 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
- ↑ Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 421 (online bei Google Books).
- ↑ Georg W. Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt 1830, S. 181 ff. (online bei Google Books).
- ↑ Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
- ↑ a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 54 und 106, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2021 .
- ↑ Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 222 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
- ↑ Wohnplätze 1867. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, OCLC 162730484, S. 121 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Wohnplätze 1875. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 15. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, OCLC 162730484, S. 14 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Nidda in Zahlen. In: Webauftritt. Stadt Nidda, archiviert vom am 4. Oktober 2011; abgerufen im November 2011.
Weblinks
- Webauftritt der Stadt Nidda
- Michelnau, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
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Nidda Michelnau altes Schulhaus
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Michelnau, ein Ortsteil von Nidda in der nördlichen Wetterau (Hessen)