Michaela May

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Michaela May, 2019

Michaela May (* 18. März 1952 als Gertraud Elisabeth Berta Franziska Mittermayr in München) ist eine deutsche Schauspielerin und Hörbuch- sowie Hörspielsprecherin.

Ihren Durchbruch hatte sie 1974 als Susi Hillermeier in der Fernsehserie Münchner Geschichten. Weitere Bekanntheit erlangte sie in den 1970er Jahren durch die Eurochequekarten-Werbung und zwischen 2001 und 2009 als Kriminalhauptkommissarin Jo „Josephine“ Obermaier in der Krimireihe Polizeiruf 110. Seit 1964 wirkte sie bislang in über 145 Film- und Fernsehproduktionen mit.

Leben

Herkunft und Ausbildung

Gertraud Elisabeth Berta Franziska Mittermayr wurde im März 1952 als Tochter eines Oberstudiendirektors in München geboren, wo sie auch aufwuchs.[1] Vom siebten Lebensjahr an nahm die Münchnerin Ballettunterricht und schon als Zehnjährige stand sie in einem Kinderballett auf der Bühne. Nach dem Fachabitur absolvierte sie eine Ausbildung zur Kindergärtnerin und nahm zeitgleich bei Ilse Hofmann de Boer Schauspielunterricht.

Film und Fernsehen

Noch als Gertraud Mittermayr stand sie 1964 als Franziska Freytag für die Krimiserie Kommissar Freytag erstmals vor der Kamera. 1965 gab sie ihr Leinwanddebüt in Géza von Radványis Filmdrama Onkel Toms Hütte und unter der Regie von Werner Jacobs übernahm sie im Kinderfilm Heidi die Rolle der gehbehinderten Frankfurterin Klara Sesemann. 1967 trat sie auf den Rat ihrer Agentur seit dem Film Flucht ohne Ausweg unter dem Künstlernamen Michaela May auf. Dabei handelt es sich bei „Michaela“ um einen von ihr frei gewählten Vornamen, der ihr gut gefallen habe, und bei „May“ um einen Bestandteil ihres bürgerlichen Namens. Im selben Jahr war sie in einer Fernsehserie als Tänzerin zu sehen.

Mit ihrer Rolle der Susi Hillermeier in Helmut Dietls neunteiliger Fernsehserie Münchner Geschichten etablierte sich May 1974 an der Seite von Günther Maria Halmer als vielbeschäftigte Seriendarstellerin. Zudem wurde sie dem Fernsehpublikum durch die um 1975 aufkommende Eurochequekarten-Werbung bekannt, bei der ihr Name auf übergroßen Scheckkarten in allen Post- und Bankfilialen zu finden war. Von 2001 bis 2009 spielte May neben Edgar Selge die selbstbewusste und heimatverbundene Kriminalhauptkommissarin Jo „Josephine“ Obermaier in den vom BR produzierten Folgen der ARD-Krimireihe Polizeiruf 110. Für diese Rolle wurde sie 2004 zusammen mit Schauspielkollege Selge zum Ehrenkommissar der bayerischen Polizei gekürt. 2006 wurde sie für ihre darstellerische Leistung in der Folge Der scharlachrote Engel mit dem Adolf-Grimme-Preis in Gold ausgezeichnet. May spielte hierneben in zahlreichen Spielfilmen für Kino und Fernsehen mit. In der im Oktober 2015 in den deutschen Kinos angelaufenen Tragikomödie Familienfest von Lars Kraume übernahm sie neben Hannelore Elsner die Rolle der zweiten Ehefrau des sturen Pianisten Hannes Westhoff, der von Günther Maria Halmer dargestellt wurde, mit dem sie 1974 in Münchner Geschichten gemeinsam ihren Durchbruch hatte. Maria von Heland besetzte sie 2019 in einer ähnlich angelegten Rolle für ihre Fernsehproduktion So einfach stirbt man nicht an der Seite von Michael Gwisdek.

Theater

1970 gab May an der Komödie am Kurfürstendamm in Berlin ihr Bühnendebüt. 1972 trat sie dort in dem Stück Eine Handvoll Brennnesseln von Sauvajon auf. In München spielte sie unter anderem in dem Psychothriller Gaslicht in der Komödie im Bayerischen Hof. 2022 stand sie an der Komödie im Bayerischen Hof für die Inszenierung Der Sittich auf der Bühne.

Sprechtätigkeiten

Michaela May bei einer Lesung in Dießen aus den Weihnachts­geschichten im Dezember 2012

Neben ihren Arbeiten am Theater und in Film und Fernsehen sprach May zahlreiche Hörbuch- und Hörspielproduktionen ein. 2009 erschien das Hörbuch Weihnachtsgeschichten erzählt von Michaela May. Plätzchen backen und zuhören, in welchem sie von Joachim Ringelnatz, Charlotte Link, Selma Lagerlöf, Heinrich Böll, Herbert Rosendorfer und Oscar Wilde Gedichte und Anekdoten vorträgt.

Soziales Engagement

  • Seit 1990 engagiert sich May als Schutzengel und Botschafterin für Mukoviszidose-Patienten. 2014 wurde sie Ehrenmitglied der Patientenorganisation Mukoviszidose e. V.[2]
  • Seit mehreren Jahren unterstützt sie die Welthungerhilfe, u. a. besuchte May 2010 in Indien und 2016 in Madagaskar Projekte der Hilfsorganisation.[3]
  • Seit 2019 ist May gemeinsam mit ihrem Schauspieler-Kollegen Elmar Wepper Schirmherrin beim gemeinnützigen Verein Retla e. V., der in der Senioren-Hilfe tätig ist.[4] Dort engagiert sie sich bei der Aktion „Telefon-Engel“ gegen die Einsamkeit älterer Menschen.[5]

Privates

May hatte drei Geschwister, die im Alter von 28, 34 bzw. 22 Jahren jeweils infolge einer Depression durch Suizid starben.[6]

Michaela May heiratete 1980 den Rechtsanwalt Jack Schiffer, mit dem sie zwei Töchter hat. Alexandra Schiffer (* 1982) und Lilian Schiffer (* 1988) sind ebenfalls Schauspielerinnen. Seit 2006 ist sie in zweiter Ehe mit dem Regisseur Bernd Schadewald verheiratet. Das Paar lebt in München.

Filmografie

Kinofilme

Fernsehfilme

  • 1963: Robinson soll nicht sterben
  • 1967: Der Tod läuft hinterher (Dreiteiler)
  • 1967: Flucht ohne Ausweg (Dreiteiler)
  • 1979: Fallstudien
  • 1989: Die unsterblichen Fälle des Franz Josef Wanninger, Folge 42. Ein Abend mit Connery
  • 1980: Weekend
  • 1980: Der falsche Pass für Tibo
  • 1987: Das Hintertürl zum Paradies
  • 1992: Der Struppi ist weg
  • 1993: Klippen des Todes
  • 1995: Lovers
  • 1995: Wozu denn Eltern?
  • 1996: Prinzessin Fantaghirò V
  • 1999: Liebe und weitere Katastrophen
  • 2001: Hochzeit zu viert
  • 2003: Auch Erben will gelernt sein
  • 2006: Kurhotel Alpenglück
  • 2006: Der Traum ihres Lebens
  • 2008: Vier Tage Toskana
  • 2009: Die göttliche Sophie
  • 2009: Eine Liebe in Venedig
  • 2010: Eine Sennerin zum Verlieben
  • 2011: Die göttliche Sophie – Das Findelkind
  • 2014: Unterwegs mit Elsa
  • 2015: Frau Roggenschaubs Reise
  • 2017: Ein Sommer im Allgäu
  • 2019: So einfach stirbt man nicht
  • 2021: Zum Glück zurück
  • 2024: Ich will mein Glück zurück

Fernsehserien und -reihen

Theatrografie (Auswahl)

  • 1972: Eine Handvoll Brennesseln
  • 1975: Der Mann, der sich nicht traut
  • 1976: Das verflixte siebente Jahr
  • 1976: Die Kinder Edouards
  • 1977: Hinter dem Vorhang oder Genosse Veygond
  • 1977: Meine Frau erfährt kein Wort
  • 1981: Der Spiegel
  • 1982: Ein besserer Herr
  • 1992: Honigmond
  • 1999–2000: Gaslicht
  • 2002–2004: Gefallene Engel
  • 2011: TouTou
  • 2016: Die Wunderübung
  • 2016: Rose und ihr hilfreicher Geist
  • 2022: Der Sittich (Komödie im Bayerischen Hof)

Hörbücher und Hörspiele (Auswahl)

Auszeichnungen

Michaela May, Bayerischer Poetentaler 2018

Literatur

  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 5: L–N. Rudolf Lettinger – Lloyd Nolan. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 354.
  • Hermann J. Huber: Langen Müller’s Schauspielerlexikon der Gegenwart. Deutschland. Österreich. Schweiz. Albert Langen • Georg Müller Verlag GmbH, München • Wien 1986, ISBN 3-7844-2058-3, S. 647.

Weblinks

Commons: Michaela May – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Michaela May im Munzinger-Archiv, abgerufen am 26. Juli 2016 (Artikelanfang frei abrufbar)
  2. Prominente Schutzengel: Michaela May. muko.info. Abgerufen am 24. April 2018.
  3. Starke Frauen. Janina Hartwig, Michaela May und Gesine Cukrowski unterstützen die Welthungerhilfe. Welthungerhilfe. Abgerufen am 9. Oktober 2017.
  4. Retla e. V. gewinnt Michaela May und Elmar Wepper als Schirmherren. In: Retla e. V. 21. April 2020, abgerufen am 30. November 2020.
  5. Kathrin Aldenhoff: Wenn Michaela May und Elmar Wepper ans Telefon gehen. In: Süddeutsche Zeitung. 15. April 2020, abgerufen am 30. November 2020.
  6. Artikel: Michaela May –„Hinter dem Lächeln“ : Ihre drei Geschwister starben durch Suizid. In: bild.de. 16. Februar 2022, abgerufen am 17. Februar 2022.
  7. Das sind die neuen Münchner Ehrenbürger. Abendzeitung, 29. März 2019, abgerufen am 26. März 2022.
  8. Bayerischer Fernsehpreis: Ministerpräsident Dr. Markus Söder verleiht Ehrenpreis an Schauspielerin Michaela May. In: bayern.de. 1. Oktober 2021, abgerufen am 5. Oktober 2021.

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Autor/Urheber: Dieter Schnöpf, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Michaela May, Poetentaler 2018
Maischberger - 2019-04-03-7300.jpg
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MAISCHBERGER am 3. April 2019 in Köln. Produziert vom WDR. Thema der Sendung: „Ernährung als Religion: Kann denn Essen Sünde sein?“
Foto: Michaela May (Schauspielerin)
Michaela May.JPG
Autor/Urheber: Richard Huber, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Die Schauspielerin Michaela May bei der Weihnachtsgeschichten-Lesung in der Gaststätte Zum Kirchsteig in Dießen am Ammersee im Dezember 2012