Michael Ostendorfer

Porträt eines jungen Fürsten, wahrscheinlich Herzog Albrecht V. von Bayern
Michael Ostendorfer, Beweinung Christi

Michael Ostendorfer (auch Michael Ostendorffer; * 1490 oder 1494 in München oder Straubing[1]; † Anfang Dezember 1559 in Regensburg) war ein deutscher Maler und Zeichner. Stilistisch stehen seine Werke im Einfluss der Donauschule, da er wahrscheinlich bei Albrecht Altdorfer gearbeitet hat.

Leben

Ostendorfer war am Hof von Kurfürst Friedrich II. in Neumarkt als Hofmaler beschäftigt. Wahrscheinlich erfolgte 1519 seine Übersiedlung nach Regensburg, wo er heiratete und 1528 ein Haus in der Steckgasse erwarb, das bis 1540 in seinem Besitz war. In der Zeit von ca. 1535 bis 1544 war Ostendorfer wieder in Neumarkt als Hofmaler von Friedrich II. tätig und wandte sich dann nach Amberg, wo sich seine Spur für einige Jahre verliert, bis er 1549 erneut das Bürgerrecht im protestantisch gewordenen Regensburg erwarb. Wegen Auftragsmangel lebte er mit seiner Familie in kärglichen Verhältnissen und geriet in Schulden, die er nur mühsam begleichen konnte, weil ihn eine Gicht beim Arbeiten hinderte und seine Frau und zwei Kinder starben. Der Rat der Stadt und auch die evangelische Gemeinde versorgten ihn mit Aufträgen zur Bemalung von Brunnen und zur Anfertigung von Stadtansichten und Stadtereignissen in Form von Holzschnitten. 1554 erteilte ihm der Rat der Stadt den bedeutenden Auftrag zur Anfertigung des Reformationsaltars in der Regensburger Neupfarrkirche, gewährte ihm aber nur einen Teil des angeforderten Vorschusses, weil dem Rat der sorglose Umgang des Künstlers mit Geld bekannt war. Der Altar wurde 1555 fertig gestellt, ohne dass sich die finanzielle Lage des Künstlers besserte. Schon ein Jahr später gab Ostendorfer seinen Haushalt auf und bezog ein vom Almosenamt der Stadt unterhaltenes Heim in der Bruderhausstiftung. Als er dort versuchte, Malunterricht zu geben, um seinen Schuldenstand zu verringern, kam es zu Streitereien. Ostendorfer starb Ende des Jahres 1559 und sein Nachlassverzeichnis ist ein Dokument bitterer Armut.[2]

Seine Gemälde finden sich heute in Prag, Budapest, London, München und in den Sammlungen des Historischen Museums. Nach Ostendorfer ist das Ostendorfer-Gymnasium in Neumarkt benannt. In Regensburg ist im Stadtteil Kumpfmühl eine Straße nach ihm benannt.[3]

Das Bildnis eines Malers, das seit einigen Jahrzehnten für ein Selbstbildnis Ostendorfers gehalten wurde, stammt nicht von diesem.[4]

Literatur

  • Joseph Rudolf Schuegraf: Lebensgeschichtliche Nachrichten über den Maler und Bürger Michael Ostendorfer in Regensburg, 1850
  • Wilhelm SchmidtMichael Ostendorfer. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 24, Duncker & Humblot, Leipzig 1887, S. 507 f.
  • Arnulf Wynen: Michael Ostendorfer (um 1492–1559). Ein Regensburger Maler der Reformationszeit. Phil. Diss. Freiburg 1961.
  • Max Geisberg: The German Single-Leaf Woodcut 1550–1550, Bd. 3. Hacker, New York 1974.
  • Tilman Frank (Hrsg.): Hollstein's German engravings, etchings and woodcuts, 1400–1700, Bd. 30: Nickel Nehrlich the Younger to Michael Ostendorfer. Hertzberger, Amsterdam 1991, ISBN 90-72658-13-2.
  • Martin Angerer (Red.): 450 Jahre Evangelische Kirche in Regensburg, 1542–1992. Eine Ausstellung der Museen der Stadt Regensburg in Zusammenarbeit mit der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Regensburg; Museum der Stadt Regensburg, 15. Oktober 1992 bis 19. Januar 1993. Museen der Stadt Regensburg, Regensburg 1992.
  • Volkmar GreiselmayerMichael Ostendorfer. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 19, Duncker & Humblot, Berlin 1999, ISBN 3-428-00200-8, S. 615 f. (Digitalisat).
  • Barbara Oettl: Michael Ostendorfer – Ein reformierter Katholik in Regensburg. In: Christoph Wagner und Klemens Unger (Hrsg.): Berthold Furtmeyr. Meisterwerke der Buchmalerei und die Regensburger Kunst in Spätgotik und Renaissance, Ausstellungskatalog des Historischen Museums Regensburg. Schnell und Steiner, Regensburg 2010, ISBN 978-3-7954-2313-1, S. 516–525.
  • Rosa Micus: Der Reformationsaltar von Michael Ostendorfer 1554/55, das Bildprogramm. In: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg, Bd. 151 (2011), S. 51–69.
  • Susanne Wegmann: Die Zeremonien der Kirche als gemalte Worte. Die Altarretabel von Lucas Cranach d. Ä. und Michael Ostendorfer in Wittenberg und Regensburg. In: Dominik Fugger, Benedikt Kranemann, Jenny Lagaude (Hrsg.): Ritual und Reflexion. Historische Beträge zur Vermessung eines Spannungsfeldes. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2015, ISBN 3-534-26708-7, S. 55–70.
  • Christoph Wagner u. a. (Hrsg.): Michael Ostendorfer und die Reformation in Regensburg, Begleitband zur Ausstellung im Historischen Museum. Schnell und Steiner, Regensburg 2017 (Regensburger Studien zur Kunstgeschichte; 27), ISBN 978-3-7954-3224-9.
  • Daniel Rimsl: Michael Ostendorfer. Leben und Werk. Schnell und Steiner, Regensburg 2020, ISBN 978-3-7954-3544-8.

Einzelnachweise

  1. Daniel Rimsl: Michael Ostendorfer. Leben und Werk. Schnell und Steiner, Regensburg 2020, ISBN 978-3-7954-3544-8, S. 13 f.
  2. Karl Bauer: Regensburg. Kunst-, Kultur- und Alltagsgeschichte. 6. Auflage. MZ-Buchverlag in H. Gietl Verlag & Publikationsservice GmbH, Regenstauf 2014, ISBN 978-3-86646-300-4, S. 170 f.
  3. Matthias Freitag: Regensburger Straßennamen. Mittelbayerische Verlagsgesellschaft mbH, Regensburg 1997, ISBN 3-931904-05-9, S. 101.
  4. Stephan Kemperdick (Bearb.): Das frühe Porträt. Aus den Sammlungen des Fürsten von und zu Liechtenstein und dem Kunstmuseum Basel. Ausst.-Kat. Liechtenstein und Basel. München u. a. 2006, S. 100–103.
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