Michał Drzymała

Grabstein von Michał Drzymała in Miasteczko Krajeńskie, Polen
Michał Drzymała mit seinem Wagen in Grodzisk Wielkopolski, 1908

Michał Drzymała anhören (* 13. September 1857 in Dorf und Rittergut Zdroj bei Grätz im Kreis Grätz, Provinz Posen; † 25. April 1937 in Grabówno bei Miasteczko Krajeńskie (Friedheim), Polen) war ein polnischer Bauer, der zur Symbolfigur polnischer Einwohner im „Kampf um den Boden“ in den preußischen Provinzen Posen und Westpreußen wurde.

Am 26. August 1904 kaufte Drzymała ein Grundstück im Dorf Kaisertreu, Kreis Bomst, Provinz Posen[1] und beantragte eine Baugenehmigung für ein neues Wohnhaus.

Die preußischen Behörden verhinderten das Bauvorhaben. Grundlage war das kurz vorher novellierte „Gesetz, betr. die Gründung neuer Ansiedlungen“[2], welches benutzt wurde, um die weitere Ansiedlung von ortsfremden Polen in den preußischen Provinzen Posen und Westpreußen zu verhindern.[3]

Drzymała bewohnte deshalb alte Nebengebäude, aber die Behörden verboten ihm dort eine Feuerstätte zu betreiben.[4]

Daraufhin kaufte Drzymała einen ausrangierten, heizbaren Zirkuswagen und ließ sich dort mit seiner Familie nieder. Um die Bauvorschriften zu umgehen, verschob er den Wagen regelmäßig geringfügig innerhalb des Grundstückes. Das brachte ihm ein großes Aufsehen im damals dreigeteilten Polen ein. Bald wurde ein durch Spenden finanzierter neuer Wohnwagen gekauft. Nach einigen Jahren ständiger Rechtsstreitigkeiten musste Drzymała jedoch kapitulieren und das Grundstück 1909 wieder verkaufen.[5]

Von den Spenden konnte er sich einen Hof samt Wohngebäude in einem Nachbardorf kaufen, denn auf bereits bestehende Gebäude fand das Ansiedlungsgesetz keine Anwendung. Später verließ er die Provinz Posen und siedelte nach Galizien über.

Sein zweiter Wagen wurde nach Krakau gebracht, 1910 im Krakauer Rondell ausgestellt, und 1922 zur Verschrottung verkauft. Mehrere Nachbauten wurden später angefertigt und jeweils als authentisch ausgestellt. Auch wurde das Gerücht in Umlauf gebracht, der Originalwagen sei 1939 von den deutschen Nationalsozialisten zerstört worden.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Drzymała vom wiedergegründeten polnischen Staat in Grabówno in Großpolen angesiedelt und mit einer Ehrenrente ausgestattet.

Zu Ehren Drzymałas wurde das Dorf Podgradowice (Podgradowitz, Kaisertreu) nach seinem Tode in Drzymałowo umbenannt.

Die polnische Stadt Rakoniewice hat Drzymała ein Denkmal gesetzt: am dortigen Marktplatz steht ein Nachbau seines Wagens.

Literatur

  • Zbigniew Dworzecki: Michał Drzymała 1857–1937. Krajowa Agencja Wydawnicza, Poznań 1988, ISBN 83-03-02308-X.
  • Martin Sprungala: Das Leben des polnischen "Helden" Michel Drzymała (1857–1937), in: Jahrbuch Weichsel-Warthe 2007, Wiesbaden 2006, S. 152–161.
  • Norman Davies: Im Herzen Europas – Geschichte Polens. München 2000, ISBN 3-406-46709-1.
Commons: Michał Drzymała – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Deutsch-polnische Beziehungen im 19. Jahrhundert, Deutsches Polen-Institut (Youtube-Video); http://www.historiarakoniewic.pl/michal-drzymala/ (poln.), abgerufen am 23. Januar 2021.
  2. Gesetz, betr. die Gründung neuer Ansiedlungen in den Provinzen Ostpreußen, Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Posen, Schlesien, Sachsen und Westfalen. Vom 10. August 1904 (GS S. 227), online@digitalesammlungen.uni-weimar.de, abgerufen am 23. Januar 2021.
  3. „...Insgesamt steigt der polnische Bevölkerungsanteil in der Provinz Posen sogar leicht an auf fast 60 Prozent. Die Siedlungspolitik der preußischen Regierung ist gescheitert. Im Frühsommer 1904 versucht sie nun per Gesetzesnovelle der Bautätigkeit ihrer polnischsprachigen Bürger einen Riegel vorzuschieben...er hat das gekauft, aber selbstverständlich er hat keine Genehmigung bekommen, um ein Haus zu bauen...“ Mit List und Gesetz DeutschlandRadio Berlin 2004, abgerufen am 23. Januar 2021.
  4. „... Darum er wohnt jetzt in Schweinestall oder in einer Scheune. Und hier ausbrach eine Kampf mit den Behörden um eine kleine Ofen, weil er möchte heizen und kochen...“ Mit List und Gesetz DeutschlandRadio Berlin 2004, abgerufen am 15. Dezember 2018.
  5. ...Drzymała erhebt gegen das Verbot Einspruch beim Regierungspräsidenten in Posen und klagt schließlich vor dem Königlich-Preußischen Oberverwaltungsgericht in Berlin. Das entscheidet im Mai 1909 letztinstanzlich ... gibt Michał Drzymała Recht, indem es über den Wagen befindet: ‚Er ist ein Transportmittel, aber kein Bauwerk im Sinne der Bauordnung...‘ Andererseits wendet es die Ansiedlungsnovelle von 1904, in der nur von Wohnhäusern die Rede ist, auf Drzymałas Wagen an, in dem es sie interpretiert: ‚Damit hat nicht jede andere Art wohnlicher Besiedelung freigegeben werden sollen, vielmehr bedarf es nach der Absicht des Gesetzes der darin vorgeschriebenen Genehmigung auch da, wo eine ...Wohnstätte ...in anderer Weise als durch bauliche Anlagen beschafft wird.‘ Drzymała darf sich endgültig nicht auf seinem Grundstück niederlassen. Weder in der Scheune noch in seinem Wohnwagen.Mit List und Gesetz (Memento desOriginals vom 12. Oktober 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dradio.de DeutschlandRadio Berlin 2004, abgerufen am 15. Dezember 2018.

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The grave of Michał Drzymała in Miasteczko Krajeńskie, Poland.
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(c) Koperczak, CC BY-SA 3.0
Text "Michał Drzymała" gesprochen
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Michał Drzymała in Grodzisk Wielkopolski (Poland)