Metzradt
Metzradt, auch Metzrad, ist der Name eines alten ursprünglich sächsischen Adelsgeschlechts. Die Familie, deren Zweige zum Teil bis heute bestehen, gehört zum Oberlausitzer Uradel.
Geschichte
Herkunft
Nach Ernst Heinrich Kneschke erscheint das Geschlecht bereits in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. So sollen Angehörige, zusammen mit weiteren Adelsfamilien, 1224 zu den Mitstiftern des Minoritenklosters zu Budissin (mit der Bautzner Mönchskirche) gehört haben, sowie 1322 der Kirche zu Milkel.[1]
Erstmals urkundlich und siegelnd erscheint die Familie am 14. September 1324 mit den Söhnen von Sibert de Meczinrod, Colmann, Fritzko und Johann und deren Söhnen.[2][3][4]
Ausbreitung und Persönlichkeiten
Melchior von Metzradt und Kringelsdorf war 1545 Marschall am Hofe der Herzöge von Brieg. Er war der Stammvater aller weiteren Metzradt in Oberschlesien.
Hans von Metzradt erscheint 1489 als Oberamtshauptmann in der Oberlausitz. Hannibal von Metzradt auf Doberschütz wurde 1541, Nicol auf Schönbach 1547, Hans auf Techritz 1548 und im gleichen Jahr Christoph von Metzradt auf Wülckwitz Landrichter in der Oberlausitz. Wilhelm von Metzradt war um 1530 kaiserlicher Oberst und zeichnete sich im Krieg gegen die Türken aus. Magaretha von Metzradt war 1537 Äbtissin im Kloster St. Marienstern. Nicolaus von Metzradt, kaiserlicher Rat, wurde 1549 Kommissar als das Kurfürstentum Sachsen Kaiser Karl V. das Herzogtum Sagan übergab. Christoph von Metzradt auf Schnallern befehligte 1566 alle 260 Reiter, welche die oberlausitzischen Stände Kaiser Maximilian II. im Kampf gegen die Türken zu Hilfe schickten. Hans Wolff von Metzradt auf Colmen war zunächst Oberschenk des sächsischen Kurfürsten Johann Georg I. und wurde später zum Hausmarschall ernannt. 1608 war ein Abraham von Metzradt auf Oppeln Teil einer Gesandtschaft nach Prag.[5] Einer seiner Nachkommen aus der meissenschen Linie war wahrscheinlich Wolff Heinrich von Metzradt, der 1699 herzoglich weißenfelsischer Hauptmann und Oberkammerjunker war.[1]
Die Linie in Böhmen ging vermutlich aus dem Hause Kleinbautzen hervor. Heinrich von Metzradt erscheint 1490 als königlich böhmischer und ungarischer Oberschenk. Von Christoph von Metzradt auf Kleinbautzen, der Anfang des 16. Jahrhunderts lebte, stammte Caspar, königlich böhmischer Hauptmann und Oberforstmeister des Schlosses Priglitz in Böhmen ab. Ein weiterer Nachkomme war Abraham auf Kleinbautzen, Amtshauptmann der Oberlausitz, der 1602 zu Chemnicz in Böhmen starb. Er hinterließ 18 Kinder. Von seinen Söhnen wurde Christoph († 1600) Domherr zu Magdeburg und Caspar auf Doberschütz kaiserlicher Rat, Oberamtsverwalter und Landeshauptmann in der Oberlausitz. Er starb kinderlos 1618. Abraham, ein weiterer Sohn von Abraham auf Kleinbautzen, war zunächst Rat der Grafen von Rosenberg in Böhmen und um 1620 Landesbestallter in der Oberlausitz. Sein Bruder Heinrich von Metzradt war Landesältester und später Administrator der Landvogtei in der Oberlausitz. Dieses Amt legte er wegen seines Alters 1648 nieder und starb als kursächsischer Rat ohne Erben 1662.
Die später in der Oberlausitz ansässige Linie stammte aus dem Hause Uhyst. Die Stammreihe beginnt mit Hans von Metzradt († 1569) auf Eselsberg und Dürrbach. Sein Enkel Caspar von Metzradt auf Uhyst und Eselsberg starb 1656 als Landesältester im Kreis Görlitz. Sein Sohn Hans Rudolph auf Uhyst († 1684) wurde ebenfalls Landesältester und kursächsischer Rat. Dessen gleichnamiger Sohn, Herr auf Uhyst, Lippen, Geislitz, Driewitz und Ratzen, war königlich polnischer und kurfürstlich sächsischer Rat. Er konnte die Linie mit drei Söhnen fortsetzen.
Ein aus dem Haus Räckelwitz stammender Zweig saß früher zu Milckwitz. Stammvater dieses Zweigs war Christoph von Metzradt auf Räckelwitz, der um 1567 verstarb und drei Söhne hinterließ. Sein Enkel Christoph (II.) von Metzradt, Sohn von Hans von Metzradt auf Rackelwitz und Hennersdorf, war Erbe der väterlichen Güter. Dessen Nachkomme Christoph (III.) von Metzradt wurde oberlausitzer Landrichter. Sein Sohn Seyfried (Siegfried) von Metzradt (1600–1668) auf Milckwitz war Klostervogt im Stift Marienstern und starb 1668 als kursächsischer Landrat und Amtshauptmann der Herrschaft Hoyerswerda.[1] Er war Rittergutsbesitzer von Ober-Spremberg, heute Stadt Neusalza-Spremberg. Sein Epitaph befindet sich an der Apsis (außen) der Dorfkirche Spremberg.
In neuerer Zeit dienten zahlreiche Angehörige der Familie in der kursächsischen bzw. königlich sächsischen Armee, so unter anderem Mitte des 19. Jahrhunderts Johann Carl Adolph von Metzradt als Oberstleutnant und Kommandant des 2. Infanterie-Bataillons (siehe auch Landhaus Mehlhorn). Ernst Caspar von Metzradt war Major im 13. Infanterie-Bataillon und Adolph Louis von Metzradt Hauptmann im 10. Infanterie-Bataillon.
Um 1869 ist Maximilliane von Metzradt, geborene Freein von Werthern, Stiftshofmeisterin zu Joachimstein Sachsen.[6] Des Weiteren ist ein Christoph Heinrich in der genealogischen Forschung aktenkundig, ohne dass direkt nähere Angaben vorliegen.[7] In einem Jahresbericht des Realgymnasiums Pirna von 1906 wird der Schüler Karl von Metzradt-Pirna erwähnt, als Beruf des Vaters wird Generalmajor deklariert.[8]
Mathilde von Metzradt[9] trat zwischen 1936 und 1954 als Schriftstellerin auf, mit historisierenden, germanentümelnden Exotismen als Sujet.[10]
Wappen
Das Wappen ist durch sechs schrägrechts aneinandergereihte goldene Rauten von Silber und Rot geteilt. Auf dem Helm mit rot-silbernen Helmdecken ein geschlossener, wie der Schild bezeichneter Flug.
Literatur
- J. T. Flössel: Beitrag zur Familiengeschichte derer von Metzradt, Görlitz 1771. (f. Oberlausitzer Nachlese 1771, 1772.)
- Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon. Band 6. Friedrich Voigt’s Buchhandlung, Leipzig 1865, S. 268–269. (Digitalisat)
- N. N. Gerlach: Genealogie Metzradianae Familiae, 1599.[11] in: Hans von Prittwitz und Gaffron: Verzeichniss gedruckter Familiengeschichten Deutschlands und der angrenzenden Länder und Landestheile, Julius Sittenfeld, Berlin 1882, S. 87.
- Hermann Knothe: Die von Metzradt in der Oberlausitz. In: Neues Lausitzisches Magazin. Band 48., 1871, S. 161–170. (Digitalisat).
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon. Band IX, Band 116 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1998, S. 13. ISSN 0435-2408
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon. Band 6, Friedrich Voigt’s Buchhandlung, Leipzig 1865, S. 268–269.
- ↑ Ratsarchiv Bautzen. 1. Or. (Original) Ratsarchiv Bautzen. 1324 Sept. 14.
- ↑ Metzradt. 1. Or. (Original) Ratsarchiv Bautzen. 1324 Sept. 14. vgl. Königlich Sächsische Staatsregierung: Die Siegel des Adels der Wettiner Lande bis zum Jahre 1500, A. Adel der Wettiner Lande, Band IV, Buchstabe M. Nr. 1063. Hrsg. Otto Posse, Wilhelm und Bertha v. Baensch Stiftung, Dresden 1911, S. 113.
- ↑ Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon. Band IX, Band 116 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1998, S. 13. ISBN 3-7980-0816-7.
- ↑ Abraham von Metzradt erhielt am 16. Dezember 1608 die Zusicherung des kaiserlichen Vertrauens.
- ↑ Karl Franieck: Wochenblatt für Karlsbad und die Umgegend. IX. Auflage. Ancommende Curgäste. 6., 15. Samstag 10. April 1869. Selbstverlag Franieck & Co., Karlsbad 1869, S. 140 (google.de [abgerufen am 16. März 2023]).
- ↑ 4243. von Metzradt, Christoph Heinrich. in: Zettel-Katalog des 'Roland', Verein zur Förderung der Stammkunde. Gegründet am 18. Januar 1902. Nach dem Stande vom 1. August 1904. Bearbeitet von Konrad Neefe. z. Z. Bücherwart. 1904.
- ↑ Klasse 5 A (Quinta). v. Metzradt, Karl, Juli 1892, Pirna. (Vater) Generalmajor. in: Jahresbericht der Städtischen Realschule mit Realprogymnasium in Pirna bon Ostern 1905 bis Ostern 1906 erstattet von Prof. Dr. phil. G. A. Müller, 1906. Progr. Nr. 721. Druck F. J. Eberlein, Pirna 1906.
- ↑ Mathilde von Metzradt (Porträt). Monacensia im Hildebrandhaus. Literaturarchiv München.
- ↑ Viel Italien, Napoleon Bonaparte, Dschingis Khan, die Staufer, Melisende. Zum Bsp. Die schwarze Rose, Velhagen & Klasings Feldpost-Lesebogen, Bielefeld 1943.
- ↑ Verzeichniss Gedruckter Familiengeschichten Deutschlands und der angrenzenden Länder und Landestheile, Julius Sittenfeld, Berlin 1882, S. 87.
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Dorfkirche Spremberg April 2017 (13)
Wappen der Freiherrn von Metzradt(Metzrode) nach Siebmacher