Meteor I–V

Meteor IV

Meteor war der Name von fünf kaiserlichen Segelyachten, die für Regatten erworben oder gebaut waren. Mit ihnen wollte Wilhelm II. auf nationalen und internationalen Regatten den damals führenden Nationen im Seesegeln (Großbritannien, USA) Paroli bieten und deutsche Seegeltung durch sportliche Leistungen untermauern. Erst mit der Meteor IV konnte er seinen Anspruch „Deutsch vom Kiel bis zum Flaggenknopf“ einlösen.[1]

Daten der Meteor-Yachten

Abmessung[2]Meteor IMeteor IIMeteor IIIMeteor IVMeteor V
Konstrukteur:George Lennox WatsonGeorge Lennox WatsonArchibald Cary SmithMax OertzMax Oertz
Werft:D. & W. Henderson & Company, SchottlandD. & W. Henderson & Company, SchottlandTownsend & Downey Shipbuilding Co., New York CityGermaniawerft, KielGermaniawerft, Kiel
Baujahr:1886/18871896190219091914
Takelung:1-Mast-RennkutterRennkutter Britannia-TypSchonerSchonerSchoner
Länge über alles (Lüa):33,05 m37,06 m49,10 m47,14 m47,60 m
Länge (Wasserlinie):26,35 m27,02 m36,60 m33,05 m32,13 m
Breite über alles (Büa):6,20 m7,27 m8,23 m8,27 m7,68 m
Tiefgang:4,16 m5,50 m4,57 m5,49 m5,48 m
Segelfläche:1.245 m²1.045 m²1.079 m²1.371 m²1.410 m²

Meteor I

Die Meteor I (ex Thistle; Gemälde von Fritz Stoltenberg, ca. 1893)
Die Meteor I (ex Thistle) im Trockendock

Die von George Lennox Watson entworfene und auf der Werft D. & W. Henderson & Company in Partick (1912 in Glasgow eingemeindet) am Fluss Clyde in Schottland gebaute Meteor I lief 1887 unter dem Namen Thistle („Diestel“) vom Stapel. Nach ein paar Jahren erfolgreichen Regattasegelns im Royal Clyde Yacht Club und einer Atlantiküberquerung als Herausforderer im America’s Cup wurde die Thistle 1891 für 90.000 Goldmark an den deutschen Kaiser verkauft, der das Boot in Meteor umtaufte. Die Yacht wurde nach Kiel zum Kaiserlichen Yacht Club, der nach Kaiser Wilhelm II. benannt worden war und in dem er den Titel Kommodore trug, feierlich überführt und stand ihm dort für Regatten zur Verfügung.

Mit der Meteor I nahm der Kaiser auch zum ersten Mal mit einem eigenen Boot an der internationalen Regatta von Cowes, der Cowes Week, teil. Als 1896 die Meteor II ihren Dienst aufnahm, wurde die Meteor I der Kaiserlichen Marine in Wilhelmshaven als Ausbildungsschiff übergeben und in Comet umbenannt.

Meteor II

1896 gab Wilhelm II. dem renommierten schottischen Yachtkonstrukteur George Lennox Watson, der bereits die Meteor I entworfen hatte, den Auftrag, eine neue, schnellere kaiserliche Rennyacht zu entwerfen, die dann wiederum von der D. & W. Henderson-Werft am Clyde in Schottland gebaut und ausgerüstet wurde. Bis 1902 diente sie dem ehrgeizigen Kaiser für Segelregatten. 1939 war sie in Kalifornien als Aldebaron registriert.[3]

Meteor III

Stapellauf der Meteor III
Prinz Heinrich und Theodore Roosevelt während der Taufe der Meteor III, 1902

1902 wurde diese Schoneryacht, entworfen von Archibald Cary Smith, auf Shooters Island bei New York City fertiggestellt. Der Bau in den USA war ein Bruch mit der britischen Segeltradition des Kaisers. Zur Schiffstaufe am 25. Februar 1902 war der Bruder des Kaisers, Prinz Heinrich, nach New York angereist.

Meteor IV

Meteor IV in Travemünde (1910)

So sehr der Kaiser die Meteor III auch mochte, die Niederlagen gegen die Germania von Krupp veranlassten ihn zum Kauf der vierten Meteor. Diese wurde von Max Oertz entworfen und auf der Germania-Werft in Kiel gebaut, wo auch die Yacht Krupps entstand. Die Meteor IV. war die erste, die komplett von deutschen Konstrukteuren entworfen und gebaut und mit deutscher Besatzung ausgestattet wurde. Die Meteor IV. war mit einer Länge über Alles von 47,14 m, einer Breite von 8,27 m und einer Segelfläche von 1371 m² größer als die Meteor III.

Meteor V

1914 lief die letzte, ebenfalls von Max Oertz konstruierte, kaiserliche Yacht Meteor V in Kiel vom Stapel. Als mit 47,6 m Länge und 1410 m² Segelfläche die größte Kaiser-Yacht, gewann sie kurz nach der Schiffstaufe bereits die Elbregatta 1914. Am 21. Juni 1914 trat die Meteor ihre Reise zur alljährlichen Segelregatta von Cowes an. Schlechtes Wetter ließ sie jedoch nur langsam vorankommen, so dass sie mehrere Tage in holländischen Gewässern zubringen musste. Als endlich eine Wetterbesserung eintrat, wurde die Fahrt aufgrund der drohenden Kriegsgefahr abgesagt und die Yacht verlegte zurück nach Kiel.[4] Nach Kriegsende wurde sie 1919 nach Ägypten verkauft und in den 1920er Jahren fuhr sie unter ungarischer Flagge als Minnekoi. 1929 gelangte sie in englische Hände. Sie wurde in Marseille zur Motorjacht umgebaut und brannte im Januar 1930 aus.[5]

Literatur

  • Kristin Lammerting: Meteor – die kaiserlichen Segelyachten. DuMont Reiseverlag 1999, ISBN 978-3-7701-4783-0
  • Matthias Kripp: Die Einrichtungen der Kaiseryachten, Magisterarbeit der Universität Bonn, Tilmann Buddensieg, 1989, publiziert in:
  • Klaus Kramer: Vom Gondelcorso zum Ocean-Race. Klaus Kramer Verlag, ISBN 3-9805874-4-4.
  • Detlef Jens: Die „Meteore“ des Kaisers, in: ders.: Die klassischen Yachten, Bd. 3: Rennschiffe im Wandel der Zeit, S. 42–61. Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg 2007, ISBN 978-3-7822-0958-8.
  • Klaus Kramer: Max Oertz – Genie, Yachtkonstrukteur, Aeronaut und Erfinder. Klaus Kramer Verlag 2001. ISBN 3-9805874-3-6.

Weblinks

Commons: SMY Meteor – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Klaus Kramer: Max Oertz – Genie, Yachtkonstrukteur, Aeronaut und Erfinder, S. 38 ff.
  2. Website: yachtemoceans.com Meteor – The German Royal Yachts, englisch, abgerufen am 20. September 2016
  3. https://www.clydeships.co.uk/view.php?year_built=&builder=&a1Page=2&ref=9663&vessel=METEOR
  4. Klaus Kramer (GoogleBooks)
  5. Erich Gröner: Die deutschen Kriegsschiffe 1815–1945, Bd. 6: Hafenbetriebsfahrzeuge (II: Bagger, Bergungs- und Taucherfahrzeuge, Eisbrecher, Schlepper, Verkehrsfahrzeuge), Yachten und Avisos, Landungsverbände (I), Koblenz 1989, ISBN 3-7637-4805-9, S. 204f.

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Prinz Heinrich Theodore Roosevelt.jpg
Prinz Heinrich von Preußen (1862-1929) und Theodore Roosevelt (1858-1919) am 25. Februar 1902 während der Taufe der in den USA gebauten kaiserlichen Schoneryacht Meteor III auf Shooters-Island/New York.
Meteor (1902) Stapellauf.jpg
Der Stapellauf der Meteor, Privatyacht Kaiser Wilhelms II., in New York.
Meteor 01.jpg
Die Meteor
KielerWoche1A1.png
postcard of theMeteor IV (Max Oertz design, 1908) racing during Kiel Week
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die Meteor I. im Trockendock
Ulrich Hübner - Travemünde 1910.jpg
Die Kaiseryacht Meteor IV liegt am Ufer des Priwalls in Travemünde. Blick über die Trave auf das alte Travemünde.