Merry Christmas (Film)

Film
Deutscher TitelMerry Christmas
OriginaltitelMerry Christmas (GBR)
Joyeux Noël (FRA)
ProduktionslandFrankreich, Deutschland, Vereinigtes Königreich, Belgien, Rumänien, Norwegen
OriginalspracheFranzösisch, Englisch, Deutsch
Erscheinungsjahr2005
Länge115 Minuten
Altersfreigabe
Stab
RegieChristian Carion
DrehbuchChristian Carion
ProduktionChristophe Rossignon
MusikPhilippe Rombi
KameraWalther van den Ende
SchnittJudith Rivière Kawa,
Andrea Sedláčková
Besetzung

Merry Christmas (französischer Titel Joyeux Noël, zu deutsch: Frohe Weihnachten) ist ein Antikriegsfilm über Verbrüderungen im Ersten Weltkrieg zu Weihnachten 1914.

Handlung

Dezember 1914 in Frankreich. In eisiger Kälte liegen sich auf engstem Raum französische, schottische und deutsche Kampfverbände gegenüber. Am Weihnachtsabend ertönt in beiden Lagern Weihnachtsmusik (Stille Nacht, heilige Nacht). Ein Berliner Operntenor, der in der Armee des deutschen Kronprinzen (V. Armee) dient, beschließt, für seine Kameraden zu singen. Zur Verwunderung der gegnerischen Einheiten besteigt er hierzu den Rand des Schützengrabens und schreitet singend ins Niemandsland. Daraufhin kommt es zu Beifallsbekundungen aller Parteien und Verbrüderungsszenen. Die drei Kommandeure beider Seiten beschließen, für eine kurze Zeit die Kampfhandlungen einzustellen, um das Weihnachtsfest zu feiern. Im Anschluss werden alle drei beteiligten Bataillone von ihren Vorgesetzten für ihr eigenmächtiges Handeln bestraft.

Hintergrund

Der Film beruht auf tatsächlichen Vorfällen im Ersten Weltkrieg, welche unter dem Namen Weihnachtsfrieden oder Weihnachtsverbrüderung bekannt wurden. Wirklich hatte der Kammersänger Walter Kirchhoff, der als Ordonnanzoffizier zum Stab des Oberkommandos der V. Armee kommandiert war, im vordersten Graben des Regiments 130 seine Weihnachtslieder gesungen:

„[…] Er berichtete mir nächsten Tages, daß einzelne Franzosen auf ihre Brustwehren geklettert wären und so lange Beifall geklatscht hätten, bis er noch eine Zugabe hinzufügte. Hier hatte das Weihnachtslied mitten im bitteren Ernst des heimtückischen Grabenkrieges ein Wunder gewirkt und von Mensch zu Mensch eine Brücke geschlagen.“

Kronprinz Wilhelm[3]

Als die Heeresleitungen aus abgefangenen Briefen von den „Verbrüderungen mit dem Feind“ erfuhren, wurden die Soldaten an andere Fronten versetzt und Maßnahmen ergriffen, um weitere freundschaftliche Annäherungen zu verhindern. Anders jedoch als im Film dargestellt stand Kronprinz Wilhelm den Vorfällen billigend gegenüber.

Der Regisseur Christian Carion war so fasziniert von der Lektüre des Buches Batailles de Flandres et d’Artois 1914–1918 von Yves Buffetaut, dass er dem Buch folgend diesen Film drehte.

Auch Der kleine Frieden im großen Krieg, ein Buch von Michael Jürgs, behandelt diese Vorfälle, allerdings teilweise historisch ungenau (siehe Bunnenberg, 2006).

Kritiken

„[…] manchmal sind die Dialoge etwas hölzern, weil hier die üblichen Antikriegsthesen abgearbeitet werden. Dann bleiben die Gespräche an der Oberfläche.“

zelluloid.de[4]

„Regisseur Christian Carion […] inszeniert diese Verbrüderung mit Understatement und untergründigem Humor als die einzig mögliche menschliche Reaktion und führt dabei alle kriegerische Rhetorik ad absurdum.“

RP Online[5]

„Bildgewaltig, anrührend und in der Unmenschlichkeit menschlich“

Filmreporter[6]

„Merry Christmas ist sicherlich ein Weihnachtsfilm der besonderen Art, der fernab vom üblichen Zuckerwattenkitsch eine authentische, einfühlsame Geschichte über einen kleinen Frieden im großen Krieg erzählt.“

Filmstarts.de[7]

„Die Leistung des Films ist es, die Ereignisse zu Weihnachten im Ersten Weltkrieg einer breiteren Masse bewusst zu machen bzw. ins Gedächtnis zu rufen. Obwohl die Geschichte eigentlich notwendigerweise zu einer emotionalen Vereinnahmung des Zuschauers führen müsste, werden Gefühle durch die mangelhafte Umsetzung auf Distanz gehalten.“

filmrezension.de[8]

„Die kinogerechte Dramatisierung eines historisch verbürgten Ereignisses, das auf den weiteren Verlauf des Ersten Weltkriegs keinen Einfluss hatte. Die biedere Inszenierung greift auf nationale Klischees zurück und schielt auf publikumswirksame Effekte, was die wichtige Friedensbotschaft deutlich schmälert.“

Auszeichnungen

Der Film war 2006 als „bester fremdsprachiger Film“ sowohl für den Oscar als auch für den Golden Globe Award nominiert, erhielt jedoch keine der beiden Auszeichnungen. Neben weiteren Nominierungen wurde der Film mit dem Zuschauerpreis des Leeds International Film Festival (2005) geehrt.

Literatur

  • Christian Bunnenberg: Dezember 1914: Stille Nacht im Schützengraben – Die Erinnerung an die Weihnachtsfrieden in Flandern. In: Tobias Arand (Hrsg.): Die „Urkatastrophe“ als Erinnerung – Geschichtskultur des Ersten Weltkriegs. ZFL, Münster 2006, ISBN 3-934064-67-1, (= Geschichtskultur und Krieg I) S. 15–60
  • Michael Jürgs: Merry Christmas. Goldmann, München 2005, ISBN 3-442-46226-6 (Film-Tie-in)
  • Yves Buffetaut: Batailles de Flandres et d’Artois 1914–1918. Tallandier, Paris 1992, ISBN 2-235-02090-9
  • Christian Carion: Joyeux noël. Perrin, Paris 2005 ISBN 2-262-02400-6 (französische Ausgabe)
  • Michael Jürgs: Der kleine Frieden im großen Krieg. Goldmann, München 2005, ISBN 3-442-15303-4

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Freigabebescheinigung für Merry Christmas. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, Oktober 2005 (PDF; Prüf­nummer: 103 957 K).
  2. Alterskennzeichnung für Merry Christmas. Jugendmedien­kommission.
  3. Kronprinz Wilhelm: „Meine Erinnerungen aus Deutschlands Heldenkampf“ Mittler & Sohn, Berlin 1923, Seite 115.
  4. Martin Zopick: Merry Christmas. In: Zelluloid.de. Archiviert vom Original am 29. Dezember 2016; abgerufen am 22. August 2018.
  5. https://rp-online.de/kultur/film/kinokritiken/merry-christmas-pause-vom-krieg_aid-16992027
  6. Archivierte Kopie (Memento vom 25. August 2010 im Internet Archive)
  7. http://www.filmstarts.de/kritiken/38042-Merry-Christmas.html
  8. http://www.filmrezension.de/+frame.shtml?/filme/merry_christmas.shtml
  9. Merry Christmas. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 26. Mai 2021.