Mercure Hotels

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Hotel Mercure in Potsdam (2017)

Mercure ist eine internationale Hotelkette. Sie wurde 1973 gegründet und zwei Jahre später vom französischen Accor-Konzern übernommen.[1][2] Im Geschäftsjahr 2015 gehörten 741 Hotels mit drei bis vier Sternen zu Mercure. Dazu kommen 46 Häuser der Marke Grand Mercure im gehobenen Bereich. Mercure ist damit nach Ibis die zweitwichtigste Marke von Accor. Die meisten Häuser befinden sich in Europa, der Schwerpunkt von Grand Mercure liegt im asiatisch-pazifischen Raum.[3]

Geschichte

Das erste Mercure Hotel eröffnete in Saint-Witz im Department Val-d'Oise im Norden Frankreichs.[1] Zum Zeitpunkt der Übernahme durch Accor hieß das Unternehmen noch „Société d'investissement et d'exploitation hôteliers“, kurz SIEH.[4] Es war mit Hotels der Marke Novotel bereits auf dem französischen Markt aktiv.[5] Nachdem 1974 das erste Ibis Hotel eröffnet hatte,[6] entwickelte sich Mercure in den 1970er Jahren zum dritten Standbein des Konzerns im Bereich zwischen Ibis und Novotel.[5] Fünf Jahre nach der Gründung umfasste die Hotelkette Mercure bereits über 30 Häuser alleine in Frankreich.[7] Mitte der 1980er Jahre expandierte man dann nach Deutschland und in weitere Länder, einschließlich Österreich. Dabei positionierte Accor die Hotelkette in der Mittelklasse für Häuser mit drei oder vier Sternen, das sich sowohl an Urlauber als auch Geschäftsreisende richten.[8] Ein wesentliches Merkmal der Hotelkette Mercure war seit den 1980er Jahren die Weinkarte.[9][10]

Ende der 1980er Jahre hatte die Hotelkette weltweit rund 100 Häuser, davon befanden sich zehn Prozent in Deutschland.[11] Ungeachtet des scharfen Wettbewerbs unter den Hotels der Mittelklasse setzte Mercure seinen Expansionskurs fort.[11][12] Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs pachtete man die ehemaligen Interhotels in Chemnitz, Dresden und Potsdam.[13][14] Es kamen weitere Standorte in Osteuropa hinzu, beispielsweise öffnete 1993 das erste Mercure-Hotel in Warschau.[15] Neben neuen Häusern übernahm Mercure auch bestehende Standorte anderer Ketten: darunter zum Beispiel das Pullman in Saarbrücken, das zuvor bereits zu Accor gehörte,[16] sowie das Holiday Inn in Koblenz oder das Steigenberger in Passau.[17] Mitte der 1990er Jahre überarbeitete Mercure seinen Markenauftritt, zusätzlich investierte man erstmals in Fernsehwerbung auf breiter Front.[18][19] Die Kampagne wurde später unter dem Motto „Der Schlüssel zur Stadt“ auf weitere Medien ausgeweitet.[20]

2000 eröffnete das 75. Mercure Hotel in Deutschland.[21] Die Position im Markt für Mittelklasse-Hotels wurde vor allem durch eine Kooperation mit der Baumhögger-Gruppe aus Dortmund nennenswert gestärkt.[22][23] Im Rahmen dieser kamen 27 neue Hotels in Deutschland mit über 3.000 Zimmern unter das Dach von Mercure.[24] Nachdem der Accor-Konzern 2004 in die Hotelkette Dorint investiert und das Management der deutschen Häuser übernommen hatte,[25][26] wurde Mercure im gehobenen Bereich positioniert.[27] Einzelne Hotels übernahmen komplett die Marke Mercure, beispielsweise das Parkhotel in Bad Neuenahr oder ein Hotel in Neu-Isenburg.[28][29] Ferner wechselten im Laufe der Jahre einige Hotels der Konzernmarke Novotel zu Mercure, etwa das Haus in Saarbrücken.[30] Für die weitere Expansion setzte Mercure verstärkt auf Franchise-Partner, die schon rund ein Drittel der Hotels betrieben.[31] Von 2007 bis 2010 kamen in Deutschland jedes Jahr 20 bis 25 neue Häuser hinzu.[32]

International erhielt Mercure unter anderem durch Einführung des Business Clubs für Geschäftsreisende Aufmerksamkeit. Dieser begrüßte zum Beispiel in Österreich 2006 sein zweitausendstes Mitglied.[33] Mit dem Start der Marke Grand Mercure für Häuser im gehobenen Bereich feierte Accor vor allem in Asien Erfolge, etwa in China oder Vietnam.[34][35] Da der Wettbewerb unter den Hotels der Mittelklasse unverändert hoch blieb, kündigte Accor 2013 auch einen Relaunch seiner Kernmarke Mercure an.[36] Neben der Aktualisierung der Technik und einer Modernisierung der Zimmer wurden beispielsweise die Lobbys der Häuser umgebaut.[37] Sie entwickelten sich zu einem zentralen Element der Marke, da sie für jeden Standort individuell entworfen wurden.[38] 2013 verfügte Mercure über mehr als 730 Hotels weltweit, durchschnittlich öffnete jede Woche ein neues Haus.[39]

Charakterisierung

© AccorHotels Germany, CC BY-SA 3.0 de
Mercure Hotel am Wittenbergplatz in Berlin-Schöneberg (2017)

Die Hotels der Marke Mercure befinden sich meist in der Innenstadt, in der Nähe von Bahnhöfen oder Flughäfen. Sie sind regional verwurzelt, weisen aber einen internationalen Qualitätsstandard auf. Das bedeutet, dass sich Aussehen und Zuschnitt der Häuser unterscheiden, während Ausstattung und Service vereinheitlicht sind.[40] Die Einrichtung entspricht der oberen Mittelklasse, die Mehrzahl der Häuser verfügt über ein eigenes Restaurant mit lokaler und internationaler Küche.[41] Häufig ist eine Hotelbar vorhanden, typisch für Mercure ist außerdem eine umfangreiche Weinkarte („Mercure Weinlese“).[42][43] Die Hotels der Marke Mercure haben meist drei oder vier Sterne,[1] bei Grand Mercure handelt es sich hingegen um Fünf-Sterne-Häuser.[44] Während man Mitte der 2000er Jahre bereits in rund der Hälfte der Zimmer nicht rauchen durfte, führte Mercure als erste deutsche Hotelkette im Jahr 2006 rauchfreie Häuser ein.[45][46]

Weblinks

Commons: Mercure Hotels – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b c Joachim Friedl: Ein Hauch französischen Lebensstils. In: Heilbronner Stimme. 8. Januar 2015, S. 31.
  2. Company information. In: Infogreffe. Abgerufen am 9. Januar 2017 (englisch).
  3. Annual Report 2015. (PDF) Accor, S. 6, abgerufen am 20. März 2017 (englisch).
  4. Florence Renard-Gourdon: SAGA Accor, un géant né en 1967. In: Les Échos. 29. Juni 2010, abgerufen am 9. Januar 2017 (französisch).
  5. a b Accor. In: French Company Handbook. International Herald Tribune, Paris 1992, S. 14 (englisch).
  6. Seit 30 Jahren in der Erfolgsspur. In: Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung. 4. Dezember 2004, abgerufen am 9. Januar 2017.
  7. Guide to Hotel Brands in Europe. Martin Information, Croydon, Surrey 2001, S. 126–128 (englisch).
  8. Mercure-Gruppe mit acht neuen Hotels. In: Handelsblatt. 25. Juli 1986, S. 6.
  9. Hans Pleininger: Der Wein lockt Gäste ins Mercure-Hotel. In: WirtschaftsBlatt. 24. Februar 1998, S. 4.
  10. Mercure sucht edle Tropfen aus. In: Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung. 1. Juni 2013, S. 31.
  11. a b Mercure-Hotel will Kapazitäten verdoppeln. In: Handelsblatt. 18. September 1990, S. 13.
  12. Mercure Hotels. Vor roten Zahlen. Deutlicher Erlösverfall. In: Handelsblatt. 27. September 1994, S. 19.
  13. Bettina Seipp: Was aus den Hotels des Sozialismus wurde. In: Die Welt. 26. Oktober 2009, abgerufen am 17. März 2017.
  14. Was machen die DDR-Interhotels? (Nicht mehr online verfügbar.) In: Sächsische Zeitung. 7. November 2009, ehemals im Original; abgerufen am 17. März 2017.@1@2Vorlage:Toter Link/www.sz-online.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  15. Eine Prise Frankreich. Jetzt auch ein Mercure in Warschau. In: Handelsblatt. 27. August 1993, S. 5.
  16. „Pullman“ jetzt „Mercure“. In: Saarbrücker Zeitung. 18. Dezember 1993.
  17. Egon M. Binder: Über dem ehemaligen Steigenberger-Hotel weht nun die Flagge der Mercure-Hotelkette. In: Passauer Neue Presse. 21. September 2000.
  18. Vom Hotel zur Botschaft. In: Absatzwirtschaft. 10. Juli 1995, S. 10.
  19. Accor forciert Hotelwerbung. In: Horizont. 28. April 1995, S. 6.
  20. Mercure Hotels starten Kampagne in Deutschland. In: Horizont. 7. Mai 1998, S. 17.
  21. Mit neuem Direktor und neuem Hotelketten-Namen in die Zukunft. In: Passauer Neue Presse. 16. Oktober 2000.
  22. Schwergewicht der Mittelklasse. Hotelgruppe Accor strebt mit Mercure Marktführerschaft an. In: Frankfurter Rundschau. 22. Dezember 1999, S. 15.
  23. Roland Pimpl: Accor-Marke Mercure erweitert Hotel-Portfolio. In: Horizont. 6. Januar 2000, S. 18.
  24. Die Mercure-Kette wächst um 27 Hotels. In: Passauer Neue Presse. 22. Dezember 1999.
  25. Dorint treibt Sanierung voran. In: fvw. 6. Februar 2004, S. 11.
  26. Accor führt deutsche Dorint Hotels. In: Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung. 27. März 2004, abgerufen am 20. März 2017.
  27. Accor bringt Premium-Marken auf Trab. In: Horizont. 10. Juni 2004, S. 19.
  28. „Mercure“: Der neue Name fürs Dorint. Hotelgruppe Accor übernimmt Haus an der Ahr. In: Rhein-Zeitung. 22. Juni 2004.
  29. Das Dorint wird jetzt zum Mercure Hotel. In: Frankfurter Neue Presse. 3. Februar 2005, S. 20.
  30. Auf Novotel folgt Mercure. In: Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung. 13. Januar 2007, S. 35.
  31. Mercure will auf 200 Häuser wachsen. In: Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung. 25. August 2007, S. 9.
  32. Nicolas Katzung: Mercure will Hotelbestand in Deutschland aufstocken. In: Immobilien-Zeitung. 20. August 2007.
  33. Accor/Mercure: 2000. Gast im Business Club. In: Medianet. 4. Juli 2006, S. 6.
  34. Dino Silvestre: Maßgeschneiderte Hotelmarke. In: Medianet. 9. März 2012, S. 53.
  35. Accor opens Grand Mercure. Hand of luxury to touch up Phu Quoc island. In: Vietnam Investment Review. Nr. 771, 2006, S. 18 (englisch).
  36. Hans-Jürgen Klesse: Neues Konzept für Mittelklasse-Marke Mercure. In: WirtschaftsWoche. 1. Juli 2013, abgerufen am 20. März 2017.
  37. Karin Gabler: Mercure gibt Gas. Relaunch: Die Accor-Marke gestaltet ihre Häuser neu. In: Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung. 29. Juni 2013, S. 7.
  38. Michael Bornemann: Mercure zeigt sich erfrischt. In: Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung. 20. September 2014, S. 2.
  39. Mercure : Accor accélère développement. In: Luxemburger Tageblatt. 27. Juni 2013 (französisch).
  40. Hans Thurn: Emotionen vermitteln. In: Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung. 14. Dezember 2013, S. 13.
  41. Our Brands & Services: Mercure. (Nicht mehr online verfügbar.) Accor, archiviert vom Original am 8. Mai 2017; abgerufen am 21. März 2017 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.accorhotels.group
  42. Volkmar Pfaff: Editorial: 40 Jahre Mercure Hotels. In: Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung. 14. Dezember 2013, S. 13.
  43. Über Mercure Weinlese. (Nicht mehr online verfügbar.) Vorlo, archiviert vom Original am 2. Juni 2017; abgerufen am 26. April 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mercure-wine.de
  44. Our Brands & Services: Grand Mercure. (Nicht mehr online verfügbar.) Accor, archiviert vom Original am 8. Mai 2017; abgerufen am 21. März 2017 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.accorhotels.group
  45. Frische Luft in den Mercure-Hotels. In: Allgemeine Hotel- und Gaststätten-Zeitung. 3. Juni 2006, S. 7.
  46. In Stuttgart und München präsentiert Mercure die ersten rauchfreien deutschen Markenhotels. In: Dagusta Magazin. 24. Juni 2006, abgerufen am 19. März 2017.

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