Mercedes-Benz W 186

Mercedes-Benz
Mercedes-Benz 300 (1953)
Mercedes-Benz 300 (1953)
W 186
Verkaufsbezeichnung:300,
300 Cabriolet D,
300 mit verlängertem Radstand
Produktionszeitraum:11/1951–7/1957
Klasse:Oberklasse
Karosserieversionen:Limousine, Cabriolet
Motoren:Ottomotoren:
3,0 Liter
(85–92 kW)
Länge:4950–5155 mm
Breite:1838 mm
Höhe:1600–1640 mm
Radstand:3050 mm
Leergewicht:1770–1990 kg
NachfolgemodellMercedes-Benz W 189
Der 1951 an das Bundeskanzleramt gelieferte Dienstwagen von Konrad Adenauer steht heute im Haus der Geschichte in Bonn

Die Baureihe Mercedes-Benz W 186 der Marke Mercedes-Benz ist allgemein unter der Verkaufsbezeichnung Mercedes-Benz 300 bekannt. Die Daimler-Benz AG stellte ihren neuen Pkw der Oberklasse mit Sechszylinder-Reihenmotor im April 1951 auf der 34. Internationalen Automobil-Ausstellung in Frankfurt am Main vor. Der davon abgeleitete zweitürige Mercedes-Benz 300 S (W 188) folgte im Oktober 1951 auf dem Salon de l’Automobile in Paris. Der Typ W 186 wurde 1957 durch den verbesserten W 189 mit weitgehend gleicher Karosserie ersetzt.

Der Mercedes-Benz 300 war neben dem kleineren Mercedes-Benz 220 (W 187) die erste deutsche Repräsentationslimousine nach dem Zweiten Weltkrieg. Der anfangs 115 PS starke Mercedes 300 war zusammen mit dem 35 PS stärkeren 300 S und dem Porsche 356 1500 S (70 PS) das schnellste Serienfahrzeug deutscher Produktion. Nachdem sich der erste deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer für dieses Fahrzeug als Dienstwagen entschieden hatte,[1] bürgerte sich die Bezeichnung „Adenauer-Mercedes“ für den W 186-300er ein. Neben diesem Typ gab es noch andere 300er-Mercedes wie den W 188 oder den bekannten 300 SL „Flügeltürer“ (W 198).

Bis zur Einführung des Mercedes-Benz 600 (W 100) im Jahr 1964 war der W 186 bzw. sein Nachfolger W 189 „die“ deutsche Staatslimousine schlechthin, die auch von einigen Staatsoberhäuptern anderer Länder genutzt wurde. Ebenso war manch prominente Persönlichkeit Besitzer eines Mercedes-Benz 300.[2][3]

Typen

Es gab nacheinander die Typen 300 (W 186 II), 300 b (W 186 III) und 300 c (W 186 IV).

Typ 300/300 Cabriolet D

Der im November 1951 eingeführte Mercedes 300 hatte die konstruktiven Merkmale des Typs W 159, der kriegsbedingt nicht über das Prototypenstadium hinauskam. Der schon beim Mercedes 230 verwendete Ovalrohr-Rahmen in X-Form kam auch hier zum Einsatz. Die auf das Fahrgestell mit einem Radstand von 3050 mm aufgesetzte Karosserie griff in modernisierter Form die Designelemente des W 159 auf. Angetrieben wurde der 300er von einem 3-Liter-Sechszylindermotor mit 85 kW (115 PS) Leistung und zwei Vergasern. Auch dieser Motor ging konstruktiv auf das Vorkriegsaggregat M 159 zurück, eine Konstruktion mit 2,6 Liter Hubraum und hängenden Ventilen (OHV-Ventilsteuerung). Im Typ 300 wurde neben der Hubraumerhöhung die Nockenwelle in den Zylinderkopf verlegt (OHC-Ventilsteuerung). Die Kraft übertrug ein vollsynchronisiertes Vierganggetriebe, womit eine Höchstgeschwindigkeit von ca. 160 km/h erreicht wurde, damals ein beeindruckender Wert.

Das Fahrwerk entsprach konzeptionell den Typen 170 S und 220, war jedoch auf das höhere Gewicht und die Fahrleistungen des 300 abgestimmt. Bei schwerer Beladung sorgte die elektrisch zuschaltbare Drehstabfederung für den Niveauausgleich der Hinterräder. Es war auch ein Schiebedach bzw. Faltdach erhältlich. Eine technische Besonderheit der gesamten Baureihe 300 war die Zentralschmierung, die die damals noch üblichen Schmiernippel überflüssig machte. Was sonst einen Werkstattbesuch erforderte, konnte nun vom Fahrer ohne anzuhalten durch Tritt auf einen Stempel links oben neben der Pedalerie erledigt werden. Eine weiße Kontrollleuchte, die alle 100 km aufleuchtete, erinnerte den Fahrer daran, diesen für die Betriebssicherheit notwendigen Vorgang regelmäßig durchzuführen.

Typ 300 b/300 b Cabriolet D

Im März 1954 wurde das Fahrzeug überarbeitet. Die Bremsen wurden durch breitere Bremsbacken und einen damals als Bremshelf bezeichneten Bremskraftverstärker verbessert. Damit war der Mercedes 300 b neben dem 300 SL der erste PKW mit Bremskraftverstärker. Die Motorleistung wurde auf 92 kW (125 PS) gesteigert, ferner erhielt der 300 b auch vorne Ausstellfenster. Weitere Designmerkmale waren die verchromten Schutzbeschläge an den hinteren Kotflügeln und Stoßstangenhörner vorne und hinten.

Typ 300 c/300 c Cabriolet D/300 c mit verlängertem Radstand

Bei einer weiteren Überarbeitung im November 1955 wurde die Heckscheibe vergrößert. Außerdem wurden breitere Reifen verwendet. Eine weitere technische Neuheit stellt die sogenannte Eingelenk-Pendelachse dar. Der 300 c war zudem auf Wunsch erstmals für 1500 DM Aufpreis mit Automatic lieferbar. Er wurde als Limousine mit einem Basispreis von 22.000 DM und als Cabriolet D mit einem Basispreis von 24.700 DM gebaut. Cabriolet D bedeutet, dass das Fahrzeug vier Türen mit dazugehörigen vier Seitenscheiben hat. Hierin finden fünf bis sechs Personen Platz. Durch die Lenkradschaltung (später auch Wählhebel für das Automatikgetriebe) können vorn bis zu drei Personen sitzen. Zurückgehend auf einen Wunsch von Bundeskanzler Adenauer wurde eine verlängerte Version des 300 c fertiggestellt. Der neue Adenauer-Wagen hatte neben einem um 100 mm verlängerten Radstand eine Mittelwand.

Im November 1957 ersetzte der noch etwas größere und stärkere 300 d (W 189) den 300 c.

Technische Daten

300300 Cabriolet D300 b300 b Cabriolet D300 c300 c Cabriolet D300 c mit verlängertem Radstand
KonstruktionsbezeichnungW 186 IIW 186 IIIW 186 IV
Baumuster186.011 (mit Schiebedach: 186.015)186.014186.011 (mit Schiebedach: 186.015)186.014186.016 (mit Schiebedach: 186.017)186.033186.016 (mit Schiebedach: 186.017)
BauzeitVorserie 4/1951 / Hauptserie 11/1951–4/1954Vorserie 4/1951 / Hauptserie 3/1952–4/19543/1954–8/19554/1954–8/19559/1955–7/1957Vorserie 9/1955 / Hauptserie 12/1955–6/19565/1956–7/1957
Motor
ArbeitsverfahrenViertakt-Otto
Anordnung im Fahrzeugvorn, längs; stehend
Motor-Typ / -BaumusterM 186 I / 186.920M 186 II / 186.920M 186 II / 186.920, mit Automatik 186.921
Zylinderzahl / -anordnung6 / Reihe
Bohrung × Hub85 × 88 mm
Hubraum2996 cm³ (nach Steuerformel 2975 cm³)
Verdichtung (ε)6,47,4–7,5
Leistung / bei115 PS (85 kW) bei 4600/min125 PS (92 kW) bei 4500/min
Drehmoment / bei20 mkp (196 N·m) bei 2500/min22,5 mkp (221 N·m) bei 2600/min
Ventilanordnung / -anzahl1 Einlass, 1 Auslass / hängend
Ventilsteuerungobenliegende Nockenwelle
NockenwellenantriebDuplex-Rollenkette
Gemischbildung2 Fallstromvergaser Solex 40 PBJC2 Register-Fallstromvergaser Solex 32 PAIAT mit Startautomatik
Kraftstofftank: Anordnung / Fassungsvermögenim Heck / 65 l;
ab 2/1952: 72 l
im Heck / 72 l
Fahrwerk und Kraftübertragung
RahmenausführungX-förmiger Ovalrohr-Rahmen mit Mittelversteifung / Stahlblechkarosserie
Radaufhängung; vorneDoppel-Querlenker-Achse
Radaufhängung; hintenPendel-SchwingachseEingelenk-Pendelachse
Federung; vorneSchraubenfedern, Drehstab-Stabilisator
Federung; hintenDoppel-Schraubenfedern, elektrisch zuschaltbare Drehstabfederung
LenkungSchneckenlenkung,
ab 1952 Kugelumlauflenkung
Kugelumlauflenkung
Bremsanlage (Fußbremse)hydraulisch, auf Vorder- und Hinterräder wirkend; Trommelbremsen vorn und hintenhydraulisch, mit Unterdruck-Bremskraftverstärker, auf Vorder- und Hinterräder wirkend; Trommelbremsen vorn und hinten
Feststellbremse (Handbremse)mechanisch, auf Hinterräder wirkend
RäderScheibenräder
FelgenTiefbettfelge 5 K x 15Tiefbettfelge 5,50 K x 15
Reifen7,00-15 extra (6 PR)7,60 S 15 (6 PR)
Angetriebene RäderHinterräder
Kraftübertragunggeteilte Kardanwelle
Getriebe und Fahrleistungen
Getriebe4-Gang-Schaltgetriebe4-Gang-Schaltgetriebe,
auf Wunsch: 3-Gang-Automatikgetriebe
SchaltungLenkradschaltungLenkradschaltung;
Automatik: Wählhebel am Lenkrad
KupplungEinscheiben-TrockenkupplungEinscheiben-Trockenkupplung;
Automatik: hydraulischer Drehmomentwandler im Automatikgetriebe
GetriebeartZahnrad-WechselgetriebeZahnrad-Wechselgetriebe;
Automatik: Planetengetriebe
Getriebe-ÜbersetzungI. 3,68; II. 2,25; III. 1,42; IV. 1,0; R. 3,08I. 3,44; II. 2,30; III. 1,53; IV. 1,0; R. 3,08I. 3,44; II. 2,30; III. 1,53; IV. 1,0; R. 3,08;
Automatik: I. 2,303; II. 1,435; III. 1,0; R. 2,01
Achsantriebsübersetzung4,444,67
Höchstgeschwindigkeit155 km/h160 km/h160 km/h;
Automatik: 155 km/h
Beschleunigung 0–100 km/h18 s17 s17 s;
Automatik: 18 s
Kraftstoffverbrauch nach DIN 7003013,8 l12,5 l
Abmessungen und Gewichte
Radstand3050 mm3150 mm
Spur vorne / hinten1480 / 1525 mm
Länge4950 mm5055 mm5155 mm
Breite1838 mm
Höhe1600 mm1640 mm1600 mm1640 mm1600 mm
Gewicht des Fahrgestells1140 kg1160 kg1180 kg,
mit Automatik 1230 kg
k. A.
Leergewicht (Wagengewicht)1770 kg1820 kg1770 kg1820 kg1860 kg,
mit Automatik 1910 kg
1940 kg,
mit Automatik 1990 kg
k. A.
Zul. Gesamtgewicht2135 kg2185 kg2220 kg2360 kgk. A.
Allgemeine Daten
Stückzahl4.563 Limousinen,
2 Fahrgestelle
4551.639 Limousinen,
10 Fahrgestelle
1361.367 Limousinen,
3 Fahrgestelle
5162
Preise3/1951: DM 17.600 (ohne Bereifung)
2/1952: DM 19.900 (mit Bereifung)
3/1951: DM 21.600 (ohne Bereifung)
2/1952: DM 23.700 (mit Bereifung)
2/1954: DM 22.0002/1954: DM 24.7009/1955: DM 22.000 (mit Schaltgetriebe)
bzw. DM 23.500 (mit Automatikgetriebe)
9/1955: DM 24.700 (mit Schaltgetriebe)
bzw. DM 26.200 (mit Automatikgetriebe)
6/1956: DM 25.000 (mit Schaltgetriebe)
bzw. DM 26.500 (mit Automatikgetriebe)
Belege[4][5][6][7][8][9][10]

Bildergalerie

Literatur

  • Die neuen Mercedes-Benz-Typen 300 und 300 S in: Kraftfahrzeugtechnik 4/1952, S. 121–123

Weblinks

Commons: Mercedes-Benz W 186 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Mercedes 300 / Adenauer. Auto-Bild, abgerufen am 17. April 2014.
  2. Wolfram Nickel: Staatskarosse für Staatsmänner. RP Online, 17. Dezember 2011, abgerufen am 17. April 2014.
  3. Buying A Mercedes Benz 300. beverlyhillscarclub.com, abgerufen am 30. Januar 2017.
  4. 300. Abgerufen am 12. Februar 2021.
  5. 300 Cabriolet D. Abgerufen am 12. Februar 2021.
  6. 300 b. Abgerufen am 12. Februar 2021.
  7. 300 b Cabriolet D. Abgerufen am 12. Februar 2021.
  8. 300 c. Abgerufen am 12. Februar 2021.
  9. 300 c Cabriolet D. Abgerufen am 12. Februar 2021.
  10. 300 c mit verlängertem Radstand. Abgerufen am 12. Februar 2021.

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Mercedes-Benz W 186, 6-Zylinder-Motor mit obenliegender Nockenwelle, 2996 cm³, 115 PS bei 4600/min, vollsynchronisiertes Vierganggetriebe; Vorderradaufhängung an jeweils zwei Dreiecklenkern, hinten Pendelachse, Schraubenfedern und Teleskopstoßdämpfer, zuschaltbare Drehstabfedern; Erstzulassung 1. Juli 1953 (Kennzeichen verändert)
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Mercedes-Benz W 186, 6-Zylinder-Motor mit obenliegender Nockenwelle, 2996 cm³, 115 PS bei 4600/min, vollsynchronisiertes Vierganggetriebe; Vorderradaufhängung an jeweils zwei Dreiecklenkern, hinten Pendelachse, Schraubenfedern und Teleskopstoßdämpfer, zuschaltbare Drehstabfedern; Erstzulassung 1. Juli 1953 (Kennzeichen verändert)
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