Mengersdorf (Mistelgau)

Mengersdorf
Gemeinde Mistelgau
Koordinaten: 49° 54′ 19″ N, 11° 22′ 31″ O
Höhe: 377–402 m ü. NHN
Einwohner:111 (25. Mai 1987)[1]
Eingemeindung:1. Januar 1969
Eingemeindet nach:Truppach
Postleitzahl:95490
Vorwahl:09206
Mengersdorf in der Gemeinde Mistelgau
Ehemaliges Gesindehaus des Ritterguts

Mengersdorf ist ein Gemeindeteil von Mistelgau im Landkreis Bayreuth (Oberfranken, Bayern).

Geografie

Das Pfarrdorf liegt an der Truppach und am Leimbach, der dort als linker Zufluss in die Truppach mündet. Einen Kilometer südlich befindet sich die bewaldete Anhöhe Lehenberg (472 m ü. NHN), östlich schließt sich die bewaldete Anhöhe Streiter Berg (482 m ü. NHN) an. Im Westen liegt die Flur Mittlere Au. Eine Gemeindeverbindungsstraße führt nach Truppach zur Staatsstraße 2186 (0,4 km nordwestlich) bzw. an Außerleithen und Äußerer Graben vorbei nach Wohnsgehaig (2,2 km südöstlich).[2]

Geschichte

Seit 1383 ist das Adelsgeschlecht Mengersdorf urkundlich nachweisbar. Otto von Mengersdorf hatte im gleichnamigen Ort ein Rittergut als Stammsitz errichtet. Die Bedeutung des Ortsnamens bleibt unklar. Entweder leitet sich Menger von der mittelhochdeutschen Bezeichnung für Händler ab oder von einem Personennamen (Meinger, Enger oder Mengingoz). Die Endung –dorf wurde vor allem im 9./10. Jahrhundert für eine Ansiedlung verwendet, weist aber nicht zwingend darauf hin, dass der Ort in dieser Zeit gegründet wurde.[3]

Das Rittergut wurde 1525 im Bauernkrieg niedergebrannt und im Zweiten Markgrafenkrieg (1552–1554) offenbar nochmals zerstört. Mit dem Aussterben des Geschlechts 1601 wurde das Gut an die Familie von Aufseß verkauft, die bereits längere Zeit einen Sitz in dem benachbarten Schloss Truppach hatte.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Mengersdorf 24 Anwesen (1 Schlossgut mit Bräu- und Malzhaus, 1 Mühle, 1 Schenkstatt, 1 Gut mit Schmied- und Schenkgerechtigkeit, 1 Sölde mit Schenke, 7 Söldengüter, 12 Tropfhäuser). Die Hochgerichtsbarkeit stand dem bayreuthischen Stadtvogteiamt Bayreuth zu. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft war strittig zwischen dem Rittergut Mengersdorf und dem Hofkastenamt Bayreuth. Die Grundherrschaft über sämtliche Anwesen hatte das Rittergut Mengersdorf.[4]

Von 1797 bis 1808 unterstand der Ort dem Justiz- und Kammeramt Bayreuth. Infolge des Gemeindeedikts wurde Mengersdorf dem 1812 gebildeten Steuerdistrikt Truppach zugewiesen. Zugleich entstand die Ruralgemeinde Mengersdorf. Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Bayreuth zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Bayreuth (1919 in Finanzamt Bayreuth umbenannt). In der freiwilligen Gerichtsbarkeit unterstand der gesamte Ort von 1820 bis 1848 dem Patrimonialgericht Aufseß. 1854 kamen Außerleithen, Bärnreuth und Pensenleithen hinzu. Ab 1862 gehörte Mengersdorf zum Bezirksamt Bayreuth (1939 in Landkreis Bayreuth umbenannt). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Bayreuth (1879 in Amtsgericht Bayreuth umgewandelt).[5] Die Gemeinde hatte eine Fläche von 4,074 km².[6] Am 1. Januar 1969 schloss sie sich der Gemeinde Truppach an, die am 1. Januar 1972 im Zuge der Gebietsreform in Bayern in die Gemeinde Mistelgau eingegliedert wurde.[7]

Baudenkmäler

  • St. Otto, evangelisch-lutherische Pfarrkirche
  • Pfarrhaus
  • Ehemaliges Gesindehaus

Einwohnerentwicklung

Gemeinde Mengersdorf

Jahr182218401852185518611867187118751880188518901895190019051910191919251933193919461950195219611970
Einwohner177168149225203206196206199171159157140135135130129135106176184198156146
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Quelle[5][9][9][9][10][9][11][9][9][12][9][9][13][9][9][9][14][9][9][9][15][9][6][16]

Ort Mengersdorf

Jahr001819001822001861001871001885001900001925001950001961001970001987
Einwohner10817712013913210498155131137111
Häuser[8]25242524222734
Quelle[17][5][10][11][12][13][14][15][6][16][1]

Sonstiges

  • Kindererlebnisweg im Zauberwald

Söhne und Töchter des Orts

  • Heinrich II. von Mengersdorf († 1545), Abt von Kloster Theres (1532–1545)
  • Ernst von Mengersdorf (bis 1591), Fürstbischof von Bamberg (1583–1591)
  • Margot Drechsel (auch Drexler, Drechsler; * 17. Mai 1908 in Mengersdorf; † Juni 1945 in Bautzen hingerichtet), Aufseherin in verschiedenen Konzentrationslagern
  • Hans Gerhard Behringer (* 1952), Diplom-Psychologe, Theologe, Psychotherapeut, Seminartrainer und Schriftsteller

Literatur

Weblinks

Commons: Mengersdorf (Mistelgau) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 296 (Digitalisat).
  2. Mengersdorf im BayernAtlas
  3. C. Schimpf: Busbach, S. 262.
  4. R. Winkler: Bayreuth, S. 373.
  5. a b c R. Winkler: Bayreuth, S. 476.
  6. a b c Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 656 (Digitalisat).
  7. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 432.
  8. a b Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. Von 1871 bis 1987 werden diese als Wohngebäude bezeichnet.
  9. a b c d e f g h i j k l m n o Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, S. 138, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
  10. a b Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 845, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  11. a b Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1017, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  12. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 963 (Digitalisat).
  13. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1008 (Digitalisat).
  14. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1030 (Digitalisat).
  15. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 891–892 (Digitalisat).
  16. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 150 (Digitalisat). Gemeinde existierte zum Stichtag bereits nicht mehr.
  17. A. H. Hoenig (Hrsg.): Topographisch-alphabetisches Handbuch über die in dem Ober-Mainkreise befindlichen Städte, Märkte, Dörfer, Weiler, Mühlen und Einöden. Bayreuth 1820, S. 75 (Digitalisat).

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Autor/Urheber: PeterBraun74, Lizenz: CC BY 3.0
Rittergut Mengersdorf (bei Mistelgau, Oberfranken), ehemaliges Gesindehaus, jetzt Gasthaus
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Autor/Urheber: Roehrensee, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Mengersdorf in der Gemeinde Mistelgau