Menedemos (Kyniker)

Menedemos (altgriechisch ΜενέδημοςMenédēmos, latinisiert Menedemus) war ein antiker griechischer Philosoph. Er wird zu den Kynikern gezählt. Da er ein Zeitgenosse des in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts v. Chr. tätigen Menippos von Gadara und Bions von Borysthenes war, ist anzunehmen, dass er im 4. Jahrhundert v. Chr. geboren wurde und im 3. Jahrhundert starb.

Schriften von Menedemos sind keine überliefert. Erhalten sind lediglich einige wenige antike Berichte zu seinem Leben und Werk, worüber trotzdem kaum etwas bekannt ist.

Diogenes Laertios[1] berichtet, Menedemos sei zunächst Schüler des Epikureers Kolotes von Lampsakos gewesen. Später habe er sich aber einem gewissen Echekles angeschlossen, einem Enkelschüler des Kynikers Metrokles.[2] Was Diogenes Laertios über Menedemos’ Auftreten und Charakter berichtet, wurde wahrscheinlich fälschlicherweise von Menippos auf Metrokles übertragen.[3]

Nachdem er zum Kynismus übergelaufen war, hat er sich mit seinem Lehrer Kolotes’ literarisch bekämpft. Das wissen wir aus einer entsprechenden Antwort Kolotes’, die auf einer Papyrusrolle[4] erhalten geblieben ist. Die Kritik an Menedmos beschränkt sich dabei auf Themen wie die Frage, ob – wie das Menedemos als Kyniker behauptete – ein Weiser mit einfachen Linsengerichten schmerzlos und gut leben könne. Aus derselben Quelle wissen wir, dass Menedemos bei vielen Stoikern nur wenig Ansehen genoss. Vielleicht ist das auf sein extravagantes Verhalten zurückzuführen.

Quellenausgaben und Übersetzungen

Ausgabe

  • Gabriele Giannantoni (Hrsg.): Socratis et Socraticorum Reliquiae, Band 2, Bibliopolis, Neapel 1990, S. 587–589 (= Abschnitt V-N; kritische Edition, online)

Übersetzung

  • Georg Luck (Hrsg.): Die Weisheit der Hunde. Texte der antiken Kyniker in deutscher Übersetzung mit Erläuterungen (= Kröners Taschenausgabe. Band 484). Kröner, Stuttgart 1997, ISBN 3-520-48401-3, S. 220 f.

Literatur

  • Klaus Döring: Menedemos. In: Hellmut Flashar (Hrsg.): Grundriss der Geschichte der Philosophie. Die Philosophie der Antike. Band 2/1, Schwabe, Basel 1998, ISBN 3-7965-1036-1, S. 305
  • Richard Goulet: Ménédème le Cynique. In: Richard Goulet (Hrsg.): Dictionnaire des philosophes antiques. Band 4, CNRS Éditions, Paris 2005, ISBN 2-271-06386-8, S. 455–456.

Fußnoten

  1. Diogenes Laertios, Leben und Lehren berühmter Philosophen 6,102.
  2. Diogenes Laertios, Leben und Lehren berühmter Philosophen 6,95.
  3. Klaus Döring: Menedemos. In: Hellmut Flashar (Hrsg.): Grundriss der Geschichte der Philosophie. Die Philosophie der Antike. Band 2/1, Schwabe, Basel 1998, S. 305. Diogenes Laertios berichtet (Leben und Lehren berühmter Philosophen 6,102), dass Menedemos im Gewand einer Furie herumgelaufen sei und sich als Abgesandter des Hades ausgab, beauftragt den Göttern des Hades von den Verfehlungen der Menschen zu berichten. Sein Kostüm habe aus einem dunklen Umhang mit rotem Gürtel bestanden. Sein Hut sei mit den zwölf Tierkreiszeichen geschmückt gewesen, in der Hand habe einen Knüppel aus Eschenholz getragen.
  4. Papyrus Herculanensis 208 und 1032.