Melphalan

Strukturformel
Allgemeines
FreinameMelphalan
Andere Namen
  • (2S)-2-Amino-3-{4-[bis(2-chlorethyl)­amino]phenyl}propansäure (IUPAC)
  • (S)-3-{4-[Bis(2-chlorethyl)amino]­phenyl}alanin
  • L-PAM
  • Sarkolysin
SummenformelC13H18Cl2N2O2
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer148-82-3
EG-Nummer205-726-3
ECHA-InfoCard100.005.207
PubChem460612
ChemSpider405297
DrugBankDB01042
WikidataQ2298283
Arzneistoffangaben
ATC-Code

L01AA03

Wirkstoffklasse

Zytostatikum

Wirkmechanismus

Alkylans

Eigenschaften
Molare Masse305,2 g·mol−1
Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[1]

Gefahr

H- und P-SätzeH: 300​‐​317​‐​340​‐​350​‐​361
P: 201​‐​280​‐​301+310+330​‐​302+352[1]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Melphalan (Handelsname Alkeran; Hersteller Aspen Pharma) ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Zytostatika. Die Substanz ist zur chemotherapeutischen Behandlung des multiplen Myeloms und des fortgeschrittenen Ovarialkarzinoms zugelassen, wird aber auch bei verschiedenen anderen Krebserkrankungen eingesetzt.

Chemisch handelt es sich bei Melphalan um ein Phenylalaninderivat des Mechlorethamins.

Wirkmechanismus

Melphalan ist ein Alkylans aus der Gruppe der Stickstoff-Lost-Verbindungen (zu der unter anderem auch Cyclophosphamid oder Bendamustin gehören). Diese Verbindungen übertragen Alkylgruppen auf die DNA-Base Guanin und führen zu chemischen Bindungen zwischen den DNA-Strängen. So veränderte Nucleinsäuren werden durch zelleigene Mechanismen an der weiteren Teilung und Proteinbiosynthese gehindert. Diese zytotoxischen Vorgänge finden in allen Zellen statt, vermindern aber insbesondere die Vermehrung der sich schnell teilenden Tumorzellen.

Anwendung

Melphalan kann intravenös oder oral verabreicht werden. Die verwendete Dosis ist abhängig von der Indikation und der Nierenfunktion sowie dem Körpergewicht des Patienten. Ggf. muss die Dosis individuell angepasst werden.

Melphalan wird bei multiplem Myelom verwendet, wenn eine initiale Stammzelltransplantation nicht möglich ist. Dabei kommt üblicherweise eine Kombination mit anderen Zytostatika wie Thalidomid, Bortezomib oder Cyclophosphamid zum Einsatz.[2]

Außerdem ist die Anwendung bei malignem Melanom[3] und AL-Amyloidose[4] möglich.

Im Rahmen einer Perfusion isolierter Extremitäten bei lokal fortgeschrittenen Weichteilsarkomen wird Melphalan in Kombination mit Tumornekrosefaktor Alpha (TNF-α) verwendet.

Da das Medikament nur noch von einem Hersteller produziert wird, kam es zwischen 2014 und 2016 mehrfach zu Lieferengpässen.[5]

Nebenwirkungen

Wie die meisten Zytostatika kommt es unter der Melphalan-Einnahme sehr häufig zu Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoen und – in höherer Dosierung – Haarausfall.

Da der Wirkstoff das Knochenmark supprimiert, kann es während der Therapie zu einem Abfall der Leukozyten und Thrombozyten im Blut kommen. Mögliche Folge ist das vermehrte Auftreten von Infektionen bzw. Blutungen.

Melphalan wirkt erbgutschädigend. Daher ist die Einnahme während Schwangerschaft und Stillzeit kontraindiziert. Bei Frauen kann eine Ovarialinsuffizienz mit Amenorrhoe die Folge sein, bei Männern ist eine irreversible Unfruchtbarkeit möglich. Auch bei der Behandlung von Kindern besteht ein Risiko für eine spätere Unfruchtbarkeit. Maßnahmen zur Erhaltung der Fruchtbarkeit sollten daher rechtzeitig vor Beginn der Behandlung besprochen werden.[6]

Aufgrund der mutagenen Wirkung besteht überdies die Gefahr von Zweitmalignomen. In Kombination mit Thalidomid und Prednisolon wurde ein vermehrtes Auftreten von akuter lymphatischer Leukämie und myelodysplastischem Syndrom beobachtet.[7]

Melphalanflufenamid

Das Prodrug Melphalanflufenamid[8] (Melflufen) passiert Zellmembranen besser als Melphalan selbst. Intrazellulär wird es durch die Aminopeptidase N, die von vielen Tumorzellen überexprimiert wird, unter Freisetzung von Melphalan gespalten.[9] Chemisch handelt es sich um den Ethylester eines Dipeptids aus Melphalan und der in para-Stellung fluorierten Aminosäure L-Phenylalanin (L-Melphalanyl-L-p-fluorphenylalanin-Ethylester). Seit Februar 2021 ist Melphalanflufenamid als Pepaxto in den USA zugelassen zur Behandlung des rezidivierten oder refraktären multiplen Myeleoms,[10] seit August 2022 als Pepaxti auch in der EU (Viertlinientherapie).[11] Es wird dazu mit Dexamethason kombiniert.

Einzelnachweise

  1. a b Datenblatt Melphalan bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 29. Juni 2021 (PDF).
  2. DGHO-Leitlinie zum multiplen Myelom. onkopedia.com; abgerufen am 2. August 2015.
  3. AWMF-Leitlinie zum malignen Melanom. (Memento vom 23. November 2015 im Internet Archive) awmf.org; abgerufen am 14. August 2015.
  4. Dennis L. Kasper, Eugene Braunwald, Anthony S. Fauci, Stephen L. Hauser, Dan L. Longo, J. Larry Jameson: Harrison’s Principles of Internal Medicine. 16. Auflage. McGraw-Hill, New York 2005, S. 2028.
  5. Wieder Lieferengpass für Krebsmedikament Melphalan. In: aerzteblatt.de. 4. Mai 2016, abgerufen am 26. Mai 2016.
  6. Fertilitätserhalt bei onkologischen Erkrankungen. S2k-Leitlinie der AWMF, Version 1.0. (PDF) AWMF, September 2017, abgerufen am 2. Juni 2021.
  7. Roter Hand Brief von Celgene. 8. April 2013, abgerufen am 2. August 2015.
  8. Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu Melphalanflufenamid: CAS-Nummer: 380449-51-4, PubChem: 9935639, ChemSpider: 8111267, Wikidata: Q27277739.
  9. Eintrag zu Melphalan-flufenamid. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 6. April 2021.
  10. FDA-Approved Drugs, NDA 214383, abgerufen am 6. April 2021.
  11. Eintrag EU/1/22/1669 im EU-Register für Humanarzneimittel. Europäische Kommission; abgerufen am 19. August 2022.

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Globales Harmonisiertes System zur Einstufung und Kennzeichnung von Chemikalien (GHS) Piktogramm für gesundheitsgefährdende Stoffe.
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