Melody Amber
Das Amber Turnier (offiziell: Amber Blindfold and Rapid tournament, zuvor: Melody Amber) war ein Schachturnier, in dem die Teilnehmer, die gewöhnlich zur Weltspitze gehörten, ausschließlich durch Einladung[1] bestimmt wurden. Das Turnier wurde 1992 begründet und bis 2011 jährlich von dem niederländischen zweimaligen Fernschachweltmeister, Unternehmer und Karambolage- und Schachmäzen Joop van Oosterom gesponsert. Es ist nach seiner ersten Tochter benannt, seiner zweiten Tochter widmete er das Crystal Kelly Turnier, ein ebenso hoch dotiertes wie angesehenes Karambolageturnier in der Disziplin Dreiband. Es fand von 1994 bis 2011 statt.
Die Kontrahenten beim Melody Amber traten dabei in zwei Disziplinen gegeneinander an: bei der ersten Austragung im Schnellschach und im Blitzschach, ab der zweiten Auflage 1993 war die zweite Disziplin eine Schnellvariante des Blindschachs.
Von 1992, dem Geburtsjahr der namensgebenden Tochter, bis 2007 fand es jährlich in einem Luxushotel in Monte Carlo und meist in der zweiten Hälfte des März statt.[2] 2008 bis 2010 fand das Turnier im Hotel Palais de la Mediterranee in Nizza statt. Die 20. und letzte Auflage des Turniers wurde wieder in Monaco im Monte-Carlo Bay Hotel & Resort ausgetragen.[3] Gesamtsieger des Turniers war der Spieler mit den meisten Punkten aus beiden Disziplinen; daneben gab es auch für die Sieger der einzelnen Disziplinen Preisgeldhonorare.
Pro Tag wurden jeweils eine Schnellschach- und eine Blindschachpartie gespielt, und zwar gegen denselben Gegner mit vertauschten Farben. Nicht nur die Schnellschach-, auch die Blindpartien wurden im Schnellschachmodus absolviert; jedem Spieler standen pro Partie 25 Minuten plus für jeden gemachten Zug 10 Sekunden Zeitgutschrift beim Schnellschach bzw. 20 Sekunden Zeitgutschrift beim Blindschach zur Verfügung.
Während 1993 und 1994 zuerst die Schnellschach- und anschließend die Blindpartie ausgetragen wurde, wurde – wegen der mit einer hohen Fehlerquote beim Blindschach einhergehenden Ermüdung – seit 1995 in der umgekehrten Reihenfolge gespielt.[4]
Als ein Schnell- und Blindschachturnier wurde es von der FIDE nicht für die Elo-Zahl der Weltrangliste ausgewertet.
Der erfolgreichste Spieler beim Amber Turnier war Wladimir Kramnik, der das Turnier sechsmal gewinnen konnte.
Turniersieger
Teilnehmerlisten
9. Amber 2000
ausgetragen vom 16. bis 28. März 2000
- Anatoli Karpow
- Alexei Schirow, Schnellschach- und Gesamtsieger
- Wassyl Iwantschuk
- Boris Gelfand
- Wesselin Topalow
- Wladimir Kramnik, Blindschachsieger
- Jeroen Piket
- Loek van Wely
- Ljubomir Ljubojević
- Viswanathan Anand
- Predrag Nikolić
- Joël Lautier
10. Amber 2001
ausgetragen vom 17. bis 29. März 2001
- Alexei Schirow
- Péter Lékó
- Wassyl Iwantschuk
- Boris Gelfand, geteilter Schnellschachsieger
- Wesselin Topalow, Blindschach- und geteilter Gesamtsieger
- Wladimir Kramnik, geteilter Schnellschach- und geteilter Gesamtsieger
- Zoltán Almási
- Jeroen Piket
- Loek van Wely
- Ljubomir Ljubojević
- Viswanathan Anand
- Anatoli Karpow
11. Amber 2002
ausgetragen vom 16. bis 28. März 2002
- Alexander Morosewitsch, Blindschachsieger und Gesamtsieger
- Alexei Schirow
- Péter Lékó
- Wassyl Iwantschuk
- Boris Gelfand, Schnellschachsieger
- Wesselin Topalow
- Jewgeni Barejew
- Wladimir Kramnik
- Zoltán Almási
- Jeroen Piket
- Loek van Wely
- Ljubomir Ljubojević
12. Amber 2003
ausgetragen vom 15. bis 27. März 2003
- Viswanathan Anand, Gesamtsieger
- Alexander Morosewitsch
- Alexei Schirow
- Péter Lékó
- Wassyl Iwantschuk
- Boris Gelfand
- Wesselin Topalow
- Jewgeni Barejew, Schnellschachsieger
- Wladimir Kramnik, Blindschachsieger
- Zoltán Almási
- Loek van Wely
- Ljubomir Ljubojević
13. Amber 2004
ausgetragen vom 20. März bis 1. April 2004 Preisfonds: € 193.250
- Viswanathan Anand
- Evgeny Bareev
- Boris Gelfand
- Wassyl Iwantschuk
- Wladimir Kramnik, geteilter Gesamt-, Schnell- und Blindschachsieger
- Péter Lékó
- Alexander Morosewitsch, geteilter Gesamt-, Schnell- und Blindschachsieger
- Alexei Shirov
- Peter Swidler
- Wesselin Topalow
- Francisco Vallejo Pons
- Loek Van Wely
14. Amber 2005
ausgetragen vom 19. März bis 31. März Preisfonds: € 193.250
- Viswanathan Anand, Gesamt-, Blind- und Schnellschachsieger
- Evgeny Bareev
- Boris Gelfand
- Wassyl Iwantschuk
- Wladimir Kramnik
- Péter Lékó
- Alexander Morosewitsch
- Alexei Shirov
- Peter Swidler
- Wesselin Topalow
- Francisco Vallejo Pons
- Loek Van Wely
15. Amber 2006
(damalige Weltranglistenposition in Klammern)
- Wesselin Topalow (2)
- Viswanathan Anand (3), Schnellschachsieger und geteilter Gesamtsieger
- Peter Swidler (4)
- Lewon Aronjan (5)
- Péter Lékó (7)
- Wassyl Iwantschuk (8)
- Boris Gelfand (9)
- Alexander Morosewitsch (11), Blindschachsieger und geteilter Gesamtsieger
- Alexander Grischtschuk (12)
- Francisco Vallejo Pons (54)
- Wladimir Kramnik (59)
- Peter Heine Nielsen (66)
16. Amber 2007
(damalige Weltranglistenposition in Klammern)
- Viswanathan Anand (2), Schnellschachsieger und Gesamtzweiter
- Wladimir Kramnik (3), Blindschachsieger und Gesamtsieger
- Wassyl Iwantschuk (5)
- Péter Lékó (6)
- Lewon Aronjan (7)
- Alexander Morosewitsch (8)
- Boris Gelfand (10)
- Teymur Rəcəbov (11)
- Peter Swidler (12)
- Magnus Carlsen (24)
- Loek van Wely (26)
- Francisco Vallejo Pons (29)
17. Amber 2008
ausgetragen vom 15. bis 27. März 2008
(damalige Weltranglistenposition in Klammern)
- Wladimir Kramnik (1), geteilter Blindschachsieger
- Viswanathan Anand (2)
- Wesselin Topalow (3), geteilter Blindschachsieger
- Alexander Morosewitsch (4), geteilter Blindschachsieger
- Şəhriyar Məmmədyarov (6)
- Péter Lékó (8)
- Wassyl Iwantschuk (9)
- Lewon Aronjan (10), Schnellschach- und Gesamtsieger, geteilter Blindschachsieger
- Boris Gelfand (11)
- Magnus Carlsen (13)
- Serhij Karjakin (14)
- Loek van Wely (35)
18. Amber 2009
ausgetragen vom 14. bis 26. März 2009
(damalige Weltranglistenposition in Klammern)
- Wesselin Topalow (1)
- Viswanathan Anand (2), geteilter Schnellschachsieger
- Wassyl Iwantschuk (3)
- Magnus Carlsen (4), geteilter Blindschachsieger
- Alexander Morosewitsch (5)
- Teymur Rəcəbov (6)
- Wladimir Kramnik (8), geteilter Blindschachsieger
- Péter Lékó (9)
- Lewon Aronjan (11), Gesamtsieger, geteilter Blind- und Schnellschachsieger
- Wang Yue (13)
- Gata Kamsky (17), geteilter Schnellschachsieger
- Serhij Karjakin (27)
19. Amber 2010
ausgetragen vom 13. bis 25. März 2010
(Weltranglistenposition in Klammern)
- Magnus Carlsen (1), geteilter Gesamtsieger und geteilter Schnellschachsieger
- Wladimir Kramnik (3)
- Lewon Aronjan (5)
- Alexander Grischtschuk (7), Blindschachsieger
- Peter Swidler (8)
- Boris Gelfand (9)
- Wassyl Iwantschuk (11), geteilter Gesamtsieger und geteilter Schnellschachsieger
- Wugar Gaschimow (12)
- Ruslan Ponomarjow (15)
- Serhij Karjakin (21)
- Leinier Domínguez (27)
- Jan Smeets (87)
Ursprünglich war Alexander Morosewitsch als Teilnehmer vorgesehen, er wurde nach einer kurzfristigen Absage durch Alexander Grischtschuk ersetzt. Der Preisfonds des Turniers betrug 216.000 Euro.
20. Amber 2011
ausgetragen vom 11. bis 24. März 2011
(Weltranglistenposition in Klammern)
- Viswanathan Anand (1)
- Magnus Carlsen (2), Schnellschachsieger
- Levon Aronian (3), Blindschachsieger und Gesamtsieger
- Vladimir Kramnik (4)
- Vasily Ivanchuk (5)
- Sergey Karjakin (6)
- Veselin Topalov (7)
- Hikaru Nakamura (8)
- Alexander Grischtschuk (10)
- Vugar Gashimov (11)
- Boris Gelfand (16)
- Anish Giri (43)
Der Preisfonds des Turniers betrug 227.000 Euro.
Einzelnachweise
- ↑ Beim ebenfalls von Joop van Oosterom von 2007 bis 2010 jährlich durchgeführten NH Chess Tournament wurde der Spezialpreis ausgelobt, dass der beste Spieler des sogenannten Rising Stars Team, sofern er mehr als 50 Prozent der Punkte erspielt, sich für das jeweils nächste Amber Melody 'qualifiziert'. Dies gelang 2007 Serhij Karjakin, 2008 Wang Yue, 2009 Jan Smeets und 2010 Hikaru Nakamura.
- ↑ Die Premiere 1992 war im Vista Palace, in dem – wegen Renovierungsarbeiten im Metropole Palace, das von 1993 bis 2002 als Austragungsort fungierte – auch die 12. Auflage 2003 veranstaltet wurde (siehe Tischbierek 2003, S. 17). Von 2004 bis 2006 fand das Turnier im Monte Carlo Grand Hôtel statt, während die 16. Auflage 2007 im Fairmont Monte Carlo Hotel abgehalten wurde.
- ↑ Amber Chess - General Info, abgerufen am 2. Juli 2015.
- ↑ Nicht alle Teilnehmer begrüßten diese Änderung; Wladimir Kramnik, Alexei Schirow und Ljubomir Ljubojević befürworteten die alte Regelung (siehe van der Wiel 2005, S. 27).
Turnierbücher
- Melody Amber Rapid Chess Tournament, Schaaknieuws, ISBN 90-73216-08-7.
- Guido den Broeder und Fred van der Vliet: Second Amber Rapid and Blindfold Chess Tournament, Magnana Mu Publishing & Research, ISBN 90-5518-103-X.
- Guido den Broeder und John van der Wiel: Third Amber Rapid and Blindfold Chess Tournament, Magnana Mu Publishing & Research, ISBN 90-5518-104-8.
- Guido den Broeder und John van der Wiel: Fourth Amber Rapid and Blindfold Chess Tournament, Magnana Mu Publishing & Research, ISBN 90-5518-105-6.
- Guido den Broeder und John Nunn: Fifth Amber Rapid and Blindfold Chess Tournament, Magnana Mu Publishing & Research, ISBN 90-5518-106-4.
- Dagobert Kohlmeyer und John Nunn: Chess Roulette in Monte Carlo. 6th Amber Chess Tournament, Bock & Kübler, 1997, ISBN 3-86155-085-7.
- Dagobert Kohlmeyer und John Nunn, Chess Rallye in Monte Carlo 98. 7th Amber Chess Tournament, Bock & Kübler, 1998, ISBN 3-86155-094-6.
Literatur
- John Nunn: Anand's one-horse Amber race, in: New in Chess 2005, Nr. 3, S. 64–75.
- Wassili Iwantschuk: Fehler im Feuer des Kampfes (Turnierbericht), in: Schach, 2001, Nr. 5, S. 18–22.
- John van der Wiel: Im Reich der Reichen ist der Blinde König. Blindschach in Monaco, in: KARL. Das kulturelle Schachmagazin, 2005, Nr. 2, S. 26–31.
- Loek van Wely: Der Blick vom Ende der Tabelle (Turnierbericht), in: Schach, 2007, Nr. 5, S. 46–49.
- o.A.: Anand war der Vielseitigste. 12. Melody Amber Turnier in Monaco: Kramnik gewinnt den Blindschachwettbewerb, Barejew das Schnellschachturnier, Anand Bester der Gesamtwertung (Turnierbericht), in: Schach-Magazin 64, 2003, Nr. 7, S. 191–192.
- Raj Tischbierek: Den Wolken ein Stück näher (Turnierbericht), in: Schach, 2003, Nr. 5, S. 17–19.
- o.A.: Ein neuer Name auf dem Siegerpokal. Alexander Morosewitsch gewinnt das 11. Melody-Amber-Turnier (Turnierbericht), in: Schach-Magazin 64, 7, 2002, S. 176–178.
- Anna Dergatschowa: Start-Zielsieg für Vishy Anand (Turnierbericht), in: Schach, 2005, Nr. 5, S. 41–47.
- o.A.: Aronian, der 'Kombinationskönig von Nizza'. Melody Amber Weltklassevergleich im Blind- und im Schnellschach (Turnierbericht), in: Schach-Magazin 64, 5, 2008, S. 13–15.
- Mark Crowther: „The Eighth Amber Blindfold and Rapid Chess Tournament“, in: The Week in Chess, Nr. 229 vom 29. März 1999, London: The London Chess Center [1]
Weblinks
- Melody Amber 2010 (Memento vom 7. Juli 2011 im Internet Archive)
- 9. Melody Amber 2000 (Memento vom 17. April 2002 im Internet Archive)
- 10. Melody Amber 2001 (Memento vom 1. März 2003 im Internet Archive)
- Melody Amber 2011
- 12. Melody Amber 2003 (Memento vom 8. April 2003 im Internet Archive)
- 11. Melody Amber 2002 (Memento vom 4. Juni 2003 im Internet Archive)
- Melody Amber 2009 (Memento vom 7. Februar 2011 im Internet Archive)