Melchior Wyrsch

Melchior Wyrsch
Johann Melchior Wyrsch: Bildnis des Jean Baptiste Joseph Bolard, 1771, Kunstmuseum Basel
Statue von Melchior Wyrsch in Buochs

Johann Melchior Joseph Wyrsch (* 21. August 1732 in Buochs; † 9. September 1798 ebenda) war ein Schweizer Porträtmaler des 18. Jahrhunderts.

Leben

Johann (Jean) Melchior Wyrsch begann seine Ausbildung zum Maler 1745 bei Johann Michael Suter in Luzern und Franz Anton Kraus in Einsiedeln. Zwischen 1753 und 1754 hielt er sich auf der obligaten Studienreise in Italien auf, hierbei vor allem in Rom und Neapel. Anschliessend kehrte er in die Schweiz zurück und nahm seine Tätigkeit als Porträt- und Kirchenmaler auf. 1767 wurde er Freimaurer.[1] Im Sommer 1768 zog er nach Besançon, wo er zahlreiche Porträts malte, so 1769 den General Le Michaud d’Arçon (heute im Musée Municipal de Pontarlier)[1] und Schweizer Söldnerführer in französischen Diensten.[1] Zusammen mit dem Bildhauer Luc Breton, den er in Rom kennengelernt hatte, gründete er 1773 eine Akademie für Malerei und Zeichnen (Académie de peinture et de dessin) in Besançon.

1777 reiste er nach Paris und kehrte nach Besançon zurück, wo er 1784 zum Ehrenbürger ernannt wurde. Im selben Jahr zog er nach Luzern und gründete dort wiederum eine Schule für Kunstmaler, deren Nachfolger heute die Fachklasse Grafik Luzern und die Hochschule Luzern – Design & Kunst sind. Infolge einer zunehmenden Erblindung, die er dem Grauen Star zuschrieb, zog er sich nach Buochs zurück, wo er bei der Eroberung Nidwaldens durch die Truppen Napoleon Bonapartes ermordet wurde.

Im Übergang von Barock und Rokoko einerseits zu Klassizismus und Romantik andererseits vollzog Wyrsch die Entwicklung vom Standesporträt zur differenzierten Charakterisierung eines einzelnen Individuums. Er war im „aufgeklärten Patriarchalismus“ der Alten Eidgenossenschaft verankert, sein Werk weist jedoch bereits auf das liberale bürgerliche Zeitalter. Als Sakralmaler – zahlreiche Altäre in der Innerschweiz und in der Franche-Comté sind heute noch mit seinen Gemälden geschmückt – blieb der Innerschweizer Maler der spätbarocken Tradition verhaftet. Dennoch ist ihm in seiner Heimat kein zeitgenössischer Kirchenmaler als gleichwertig an die Seite zu stellen.

Ehrungen

Als Ehrenbürger der Stadt Besançon wurde eine Strasse nach ihm (Rue Jean Wyrsch) benannt.

Literatur

  • Tapan Bhattacharya: Melchior Wyrsch. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 22. Januar 2018.
  • Johann Melchior Wyrsch. Ausstellungskatalog, Nidwaldner Museum, Stans 1998, ISBN 3-7965-1085-X.
  • Johann Kaspar Fuessli: Johann Melchior Joseph Würsch. In: Geschichte der besten Künstler in der Schweiz. Orell, Gessner, Füsslin, Zürich 1779, S. 102–109.
  • Matthias Vogel, Regine Helbling, Marianne Baltensperger (Hrsg.): Gepudert und geputzt. Johann Melchior Wyrsch 1732–1798. Porträtist und Kirchenmaler. Schwabe, Basel 1998, ISBN 3-79651085-X.
  • F. Marbach: Beiträge zum Werk des Malers Johann Melchior Wyrsch von Buchs. In: Zeitschrift für schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte, Bd. 1, 1939, Heft 3, S. 176–178 (Digitalisat).
  • Karl Jost (Hrsg.): Biographisches Lexikon der Schweizer Kunst. Neue Zürcher Zeitung, Zürich 1998, S. 1150 f.
  • Paul Fischer: Der Maler Johann Melchior Wyrsch von Buochs, 1732–1798. Sein Leben und Werk. Kommissions-Verlag, Buchhandlung C. Bachmann, Zürich 1938.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Frédéric Künzi: L’art dans la Franc-maçonnerie. Éditions Favre, Lausanne 2011, ISBN 978-2-8289-1226-0, S. 108 f.

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Melchior Wyrsch, Lithographie in Alfred Hartmann: Gallerie berühmter Schweizer der Neuzeit. Bd. 1, Zürich 1868, Nr. 47.
Johann Melchior Wyrsch, Bildnis des Jean Baptiste Joseph Bolard.jpg
Autor/Urheber: Johann Melchior Wyrsch, Lizenz: CC0
Johann Melchior Wyrsch: Bildnis des Jean Baptiste Joseph Bolard, 1771. HxB: 92 x 71.5 cm;Öl auf Leinwand. Kunstmuseum Basel, Inv. 1692.