Meir Dizengoff

Meir Dizengoff (1910)
Reiterstandbild Dizengoffs vor der Halle (links), in der David Ben-Gurion am 14. Mai 1948 die israelische Unabhängigkeitserklärung verlas
Ehemalige Weinflaschen-Fabrik im Kibbuz Nachscholim bei Tantura

Meir Dizengoff (hebräisch מאיר דיזנגוף, russisch Меер Янкелевич Дизенгоф; auch: Meir Diesengoff; geboren am 25. Februar 1861 in Jakimowitschi (heute Echimăuți) in Bessarabien; gestorben am 23. September 1936 in Tel Aviv) war Ingenieur und Kaufmann sowie Mitbegründer und erster Bürgermeister von Tel Aviv.

Leben

Meir Dizengoff diente als Freiwilliger[1] in Schytomyr in der russischen Armee und stieg zum Offizier auf. In dieser Zeit lernte er seine spätere Frau Zina-Haya Brenner kennen. Wegen seiner Beteiligung an der antizaristischen Untergrundbewegung Narodnaja Wolja war er 1885 acht Monate in Gefangenschaft, danach wandte er sich Chibbat Zion zu, einer Vorgängerbewegung des Zionismus, und studierte ab 1887[1] Chemie-Ingenieurwesen an der Sorbonne in Paris. 1892 gründete er eine von Baron Rothschild finanzierte, aber erfolglose Weinflaschen-Fabrik[1] im Ort Tantura in Palästina. Nach seiner Heirat mit Zina-Haya Brenner in Alexandria 1893,[1] kehrte er 1894 zurück nach Russland und wurde nach dem Auftreten Theodor Herzls ein Verfechter des Zionismus in Odessa. Als Delegierter der dortigen Zionisten reiste er 1903 an den 6. Zionistenkongress nach Basel, wo er sich gegen den Vorschlag einer jüdischen Staatsgründung in Uganda aussprach. 1904 gründete er in Odessa eine Landkaufgesellschaft für Palästina namens Geulah Company.

Im Auftrag der Geulah Company war Dizengoff 1905 erneut in Palästina, arbeitete aber auch als Privatkaufmann seiner eigenen Firma Dizengoff & Co., die im Fracht- und Import-Export-Geschäft tätig war. Am 11. April 1909 versammelten sich am Strand von Jaffa 66 Familien. Sie waren zusammengekommen, um im Losverfahren Siedlungsparzellen für ein neues jüdisches Viertel außerhalb von Jaffa zu verteilen. Das Los mit der Nummer 43[1] zogen die Eheleute Meir und Zina Dizengoff, die auf der damit ihnen zufallenden Parzelle mit der späteren Adresse Rothschild-Boulevard 16[1] ihr Wohnhaus errichteten (Lage).

Die neue Siedlung trug damals noch den Namen Achuzat Bayit und wurde 1910 von seinen Bewohnern in Tel Aviv umbenannt. Dizengoff wurde 1911 Vorsitzender des Eigentümerkomitees.[2] Aus der kleinen Siedlung wurde später die größte Stadt und das kulturelle Zentrum des Jischuw. Im Ersten Weltkrieg wurde Dizengoff mit anderen Juden nach Damaskus[1] evakuiert. Bei seiner Rückkehr 1917 wurde er als „Mister Tel Aviv“[1] gefeiert. Ab 1930[1] lebte Dizengoff als Witwer allein in seinem Haus, dessen ersten Stock er bewohnte, während das Erdgeschoss zum Kunstmuseum umgebaut wurde. Zwischen 1931 und 1938 stieg die Bevölkerungsanzahl in Tel Aviv von 46.000 auf 150.000 Einwohner. Nachdem Tel Aviv 1921 zur Stadt erklärt worden war, war er von 1921 (de facto als Vorsitzender des lokalen Rates seit 1911) bis zu seinem Tod (mit einer Unterbrechung von 1925 bis 1928) ihr Bürgermeister.

Sein Wohnhaus am Rothschild Boulevard sowie seinen gesamten Nachlass stiftete Dizengoff dem 1931 von ihm gegründeten Tel-Aviv-Museum (in dem 1948 die israelische Unabhängigkeit proklamiert wurde).

Ehrungen

Seit 1937 wird von der Stadt Tel Aviv der nach ihrem Gründer und ersten Bürgermeister benannte „Dizengoff-Preis“ an Maler und Bildhauer verliehen (= “The Dizengoff Prize for Painting and Sculpture”).

Nach Dizengoff ist die Dizengoffstraße, eine der größten Straßen Tel Avivs, benannt, und nach seiner 1930 verstorbenen Frau Zina einer der berühmtesten Plätze der Stadt, in den auch die Dizengoffstraße mündet,[3] zudem trägt auch das Einkaufszentrum Dizengoff Center seinen Namen.

Literatur

  • Dizengoff, Meir, in: Yaacov Shimoni: Biographical dictionary of the Middle East. Facts on File, New York 1991, S. 73.

Weblinks

Commons: Meir Dizengoff – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i Gisela Dachs: Ein Traum im Sand – Juden aus Europa gründeten 1909 an der Küste Palästinas Tel Aviv. Die Siedlung wird belächelt, von den Arabern bekämpft und steigt doch zur Keimzelle des jüdischen Staates auf. In: Christian Staas, Volker Ullrich (Hrsg.): DIE ZEIT Geschichte. Nr. 2/2023. Hamburg 2023, S. 36–41.
  2. Peter Abelow: On and Off the Beaten Track at… Independence Hall. In: Jewish Action. Abgerufen am 14. Juni 2023.
  3. Sabine Brandes: Alles auf Anfang – Das berühmte Tel Aviver Wahrzeichen wird in seinen alten Zustand zurückversetzt. In: Jüdische Allgemeine. 2. Januar 2017, abgerufen am 14. Juni 2023.

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MEIR DIZENGOFF, MAYOR OF TEL AVIV. ראש עיריית תל אביב, מאיר דיזינגוף.
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Ehemalige Glasfabrik im Kibbuz Nachscholim