Meine kleinen Geliebten

Film
Deutscher TitelMeine kleinen Geliebten
OriginaltitelMes petites amoureuses
ProduktionslandFrankreich
OriginalspracheFranzösisch
Erscheinungsjahr1974
Länge123 Minuten
Stab
RegieJean Eustache
DrehbuchJean Eustache
ProduktionPierre Cottrell
KameraNéstor Almendros
SchnittFrançoise Belleville, Vincent Cottrell, Alberto Yaccelini
Besetzung
  • Martin Loeb: Daniel
  • Jacqueline Dufranne: die Großmutter
  • Ingrid Caven: die Mutter
  • Dionys Mascolo: José Ramos
  • Henri Martinez: Henri Ramos
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Meine kleinen Geliebten (französischer Originaltitel: Mes petites amoureuses) ist ein französischer Spielfilm von 1974. Der Titel entstammt einem Gedicht von Arthur Rimbaud.

Handlung

Der Junge Daniel lebt auf dem Land bei seiner Großmutter und spielt oft mit den Kindern des Dorfes. Einmal verliert er eine kleine Rangelei mit einem Mädchen, am Ende kniet sie auf ihm und drückt ihn auf den Boden. Er freut sich, als er ins Collège aufgenommen wird, doch nachdem er ein Jahr das Collège besucht hat, holt ihn seine Mutter zu sich. Sie lebt in Narbonne mit ihrem Geliebten, dem schweigsamen Spanier José, und arbeitet als Schneiderin. Daniel muss zu ihnen ziehen, und obwohl er sehr ruhig ist und sich nie offen beklagt, bemerkt man, dass er sich bei seiner Großmutter viel wohler gefühlt hat. Als die Sommerferien sich dem Ende nähern, teilt die Mutter ihm mit, dass er nicht weiter das Collège besuchen darf, sondern stattdessen in der Fahrrad- und Motorradwerkstatt von Josés Bruder Henri arbeiten soll. Dort langweilt er sich oft und wird sehr schlecht bezahlt.

Daniel beginnt, sich für Mädchen zu interessieren, schaut ihnen auf der Straße nach und beobachtet regelmäßig ein Liebespaar, das sich immer in einer Gasse gegenüber der Werkstatt trifft. Er findet Anschluss an eine Gruppe älterer Jugendlicher und junger Männer, die er oft in einem Straßencafé trifft. Er imitiert deren Verhalten, fängt z. B. an zu rauchen, und versucht auch über den Umgang mit Mädchen und Frauen von ihnen zu lernen – allerdings erfolglos. Im Kino beobachtet er einmal, wie ein Junge sich zu einem vor ihm sitzenden Mädchen beugt und anfängt sie zu küssen. Daniel tut mit dem vor ihm sitzenden Mädchen das gleiche. Zu einem Gespräch kommt es aber nicht, weil Daniel vor Ende des Films das Kino verlässt.

Daniel und die anderen Jugendlichen machen sich auf Fahrrädern auf den Weg in ein nahegelegenes Dorf zu einem Tanzabend. Mit einem Freund löst sich Daniel von der Gruppe und sie treffen zwei Schwestern, die auch abends zu dem Tanz gehen wollen. Die ältere Schwester und Daniels Begleiter kommen sich schnell näher und fangen an sich zu küssen. Daniel versucht etwas unbeholfen, mit Francoise, der jüngeren Schwester, zu flirten. Sie gehen außerhalb des Dorfes spazieren, legen sich ins Gras und küssen sich, weitere körperliche Annäherungen lehnt sie jedoch ab. Sie möchte gern, dass er in der nächsten Woche wiederkommt. Daniel sagt zu, obwohl er weiß, dass er da schon im Urlaub auf dem Land bei seiner Großmutter sein wird.

Dort trifft er seine alten Freunde aus dem vorigen Jahr wieder. Sie scheinen sich kaum verändert zu haben, während Daniel nicht mehr der Gleiche ist. Dem Mädchen, mit dem er im Jahr zuvor spielerisch gekämpft hat, versucht er sich nun zu nähern, doch als er ihr von hinten an die Brust greift, entwindet sie sich ihm.

Produktion

Der Film kam am 18. Dezember 1974 in die französischen Kinos, in der Bundesrepublik erschien er am 26. März 1976. Für den 15-jährigen Hauptdarsteller Martin Loeb war es die erste Filmrolle.

Rezeption

„Ein atmosphärisch dichter Film auf hohem gestalterischem Niveau, der in kühl distanzierten Bildern und ohne nostalgische Wehmut die problematische Übergangsphase zwischen Kindheit und Erwachsensein beschreibt.“

„Das Anrührende ist die Verhaltenheit, mit der Eustache die Ausweglosigkeit dieses Lebenswegs zeigt: statt harter Anklagen nur Beiläufigkeit, Lethargie, statt Aufbegehren eine Grundstimmung der Erinnerung, leiser Trauer.“

Wolf Donner, zitiert nach jugendfilme.com, abgerufen am 26. November 2020

„Die spröde Heiterkeit und milde Trauer, die der Film ausstrahlt, wirkt nirgends aufdringlich [...]. Eustache nimmt sich sehr viel Zeit für seine Figuren, seine Kamera beobachtet zärtlich und einfühlsam die so scheinbar alltäglichen Verwirrungen der Pubertät. [...] ein Film der Blicke, der unartikulierten und zaghaften Versuche, sich selbst zu finden in den anderen und sich zurechtzufinden in Verhältnissen, deren erdrückenden Einfluß Daniel hilflos verspürt. Das erste Erwachen bringt in sich auch schon erste Abstumpfung. Großwerden bedeutet sich kleinkriegen lassen.

Martin Loeb spielt ihn mit einer ungeheuer scheuen Präsenz und schlaksiger Unbeholfenheit. Seit Truffauts „Sie küßten und sie schlugen ihn“ hat sich kein Film derart empfindsam und verständnisvoll der reizvollen Grausamkeit der pubertären éducation sentimentale gewidmet.“

Wolfgang Limmer: Entlarvtes Leben. In: Der Spiegel 19/1976

Weblinks