Megalithanlagen der Kanalinseln

Dolmen du Couperon, Jersey
La Pouquelaye de Faldouet, Jersey

Die Megalithanlagen der Kanalinseln bestehen aus 25 relativ gut erhaltenen von einst mehr als 110 belegbaren Großsteingräbern, hinzu kommen Menhire und Steinkisten. Viele Anlagen wurden Mitte des 19. Jahrhunderts von Frederick Corbin Lukis (1788–1871), einem Amateurarchäologen, ausgegraben bzw. registriert. Einige wurden erst im 20. Jahrhundert unter Dünen entdeckt. Neolithische Monumente sind Ausdruck der Ideologie neolithischer Gesellschaften. Ihre Entstehung und Funktion ist abhängig von der sozialen Entwicklung.[1]

Der zum Britischen Kronbesitz gehörende Archipel wurde durch den nacheiszeitlichen Meeresspiegelanstieg vom französischen Festland getrennt (Jersey etwa um 4000 v. Chr.). Wenig später entstanden die ersten Anlagen.

Dolmen mit Gang

Eine Kategorie der sehr variantenreichen Anlagen auf den Inseln bilden 10 gut erhaltene Dolmen mit Gang auf den beiden großen Kanalinseln. Sieben dieser Dolmen liegen auf Jersey und drei auf Guernsey. Hinzu kommen einige mehr oder minder gestörte (La Pierre de la Fêtelle, La Table des Marthes, Le cinq Pierres, Le Trépied) oder rekonstruierte (Le Couperon) Anlagen. Selbst auf der nur zwei Quadratkilometer großen Insel Herm finden sich – allerdings stark zerstörte – Anlagen (Roberts Cross) und einige Menhire. Soweit nachweisbar, lagen fast alle Megalithanlagen der Kanalinseln in Rundhügeln mit niedrigen, kurzen oder langen Gängen. Einige von ihnen haben Seitenkammern (La Pouquelaye de Faldouet, Le Dehus).

Passage Tombs auf Jersey:

Passage Tombs auf Guernsey:

Le Dehus, mit einem Menhir in der Kammer, und La Hougue Bie sind die bekanntesten Anlagen des Archipels. Sie gehören zu den schönsten prähistorischen Monumenten in Europa. Der La Varde Dolmen auf dem Golfplatz von L'Ancresse ist mit einer Länge von zehn Metern, vier Meter Breite und einer Höhe von über zwei Metern der größte. Die dortigen Funde stammen aus einer 1500 Jahre währenden Nutzungsphase.

Les Fouaillages (auf Guernsey) ist ein Unikat. Der ganglose Dolmen in der dreieckigen Einfassung wurde 1979 unter einer Düne gefunden. Er gilt als die älteste Anlage der Kanalinseln. Die älteren neolithischen Anlagen, deren größte Steine 20 Tonnen wiegen, stammen aus der Zeit um 3.800 v. Chr.

Die kleinen Inseln:

Steinkisten

La Ville ès Nouaux – Steinkiste

Die bedeutendste Steinkiste des Archipels steht in einem kleinen Steinkreis, der wohl die Randsteine seiner einstigen Hügeleinfassung darstellt, in La Ville ès Nouaux auf Jersey. Sie steht neben dem rekonstruierten Dolmen und war ebenfalls von einer Düne bedeckt. In das Hougue Bie Museum versetzt wurde die Steinkiste von Hougue des Platons.

Menhire

Menhir „Longue Pierre“ auf Guernsey

Es existieren mehrere Menhire, die noch am originalen Standort stehen, darunter

und kurze Steinreihen (Les Trois Rocques). Andere Menhire wurden versetzt, einer beispielsweise in die Kirche St. Peter in the Wood.

Statuenmenhire

Statuenmenhir auf Guernsey

Eine Eigentümlichkeit stellen die beiden neben Chapel Down auf der Scilly-Insel St. Martin’s nördlichsten Statuenmenhire Westeuropas auf Guernsey dar, die Gran’ Mère du Chimquière an der Kirche von Saint Martin und der nur 2,5 km entfernt im Hinterland der Inselhauptstadt Saint Peter Port befindliche etwa zwei Meter hohe, im Freien stehende Castel Church Menhir. Er wurde 1878 unter dem Boden des Chores der im 6. Jahrhundert errichteten Kirche gefunden.

Literatur

  • David E. Johnston: The dolmen of Les Pourciaux, South Alderney. The excavations of 1838, 1858 and 1973 In: Report and Transactions Band 19 (3) 1974
  • Seweryn Rzepecki: The roots of megalithism in the TRB culture. Instytut Archeologii Uniwersytetu Łódźkiego, Poznań 2011, ISBN 978-83-933586-1-8 S. 157 ff
  • Mark Patton: Megalithic transport and territorial markers: evidence from the Channel Islands. In: Antiquity 66 (251), 1992.
  • Heather Sebire: The Archaeology and Early History of the Channel Islands. 2005; ISBN 0-7524-3449-7.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. J. Müller In: Varia neolithica VI 2009 S. 15

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Dolmen des Géonnais Jersey.jpg
Dolmen des Géonnais, prehistoric site (partially restored), St Ouen, Jersey
IMG 2450 La Hougue Bie Looking from the back to the Entrance Jersey august 2006.JPG
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Castel statue menhir.jpg
Statue menhir, churchyard of Ste. Marie-du-Castel, Castel, Guernsey
La Hougue Bie entrance and chapel, Jersey.jpg

Restored entrance to Neolithic tomb, mediaeval chapel on mound, La Hougue Bie, Jersey

Photo taken by Man vyi with Canon PowerShot A40 on 15/7/2005
Dolmen des Monts Grantez, Jersey.jpg

Dolmen des Monts Grantez, Jersey

Photo taken by Man vyi with Canon PowerShot A40 on 22/7/2005
Longue Pierre standing stone, Guernsey.jpg
Autor/Urheber: Richard asr, Lizenz: CC BY-SA 3.0
A megalithic standing stone about a mile inland from the coast, overlooking Rocquaine Bay in the south-west of the island.