Medroxyprogesteron

Strukturformel
Struktur von Medroxyprogesteron
Allgemeines
FreinameMedroxyprogesteron
Andere Namen

17α-Hydroxy-6α-methylpregn-4-en-3,20-dion (IUPAC)

SummenformelC22H32O3
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
EG-Nummer208-298-6
ECHA-InfoCard100.007.545
PubChem10631
ChemSpider10185
WikidataQ416667
Arzneistoffangaben
ATC-Code
Wirkstoffklasse

Gestagene

Eigenschaften
Molare Masse344,49 g·mol−1
Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [1]

Achtung

H- und P-SätzeH: 361
P: 281 [1]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Medroxyprogesteron bzw. Medroxyprogesteronacetat[2] (MPA) ist ein synthetisches Gestagen, das als Ovulationshemmer zur Empfängnisverhütung in der Dreimonatsspritze verwendet wird.

Anwendung

  • Ovulationshemmung: (Unterdrückung des normalen LH-Gipfels vor dem Eisprung) als intramuskuläre Injektion (3-Monats-Spritze) mit 150 mg / 2 ml (als Depo-Provera)
  • Störung der Follikel-Reifung
  • Störung der Proliferation von Progesteron-empfindlichen Geweben: Endometrium, Mamma: zur Therapie des Endometriumkarzinoms, Mammakarzinoms mit anfangs 400 mg bis 1000 mg / Woche danach 400 mg/ Monat, und der Endometriose mit 3 × 10 mg / Tag, für 90 Tage, beginnend mit Tag-1 des Zyklus
  • Prostatakarzinom, mit anfangs 500 mg, 2 mal / Woche über 3 Monate
  • Erhöhung der Viskosität des Zervikalschleims (Barriere für Spermien), ebenfalls in UK zugelassen in der Therapie des Nierenzellkarzinoms
  • Hormonersatztherapie zusammen mit Estrogenen (10 mg / Tag in den letzten 14 Tagen des Zyklus)[3]

Sicherheitshinweise

Der No Observed Effect Level (NOEL) von Medroxyprogesteron ist 30 μg/Tag/kg Körpergewicht, der Acceptable Daily Intake (ADI) liegt bei 18 μg/Tag/kg Körpergewicht.

Verwendung bei Tieren

Für die Anwendung bei lebensmittelliefernden Tieren ist es in Deutschland nicht zugelassen. Eine gesundheitliche Bewertung möglicher Rückstände in Lebensmitteln nach zootechnischer Anwendung bei Schafen durch die EU führte zu dem Ergebnis, dass für MPA aufgrund der Unbedenklichkeit keine Höchstmenge festgesetzt werden muss, wenn der Einsatz intravaginal und nur für zootechnische Zwecke erfolgt.[4]

Bei Hunden und Katzen kann der Wirkstoff zum Abbruch der Läufigkeit bzw. Rolligkeit und zur Verhinderung einer Trächtigkeit eingesetzt werden.

Sonstige Informationen

Im Sommer 2002 wurde bekannt, dass ein Pharmaproduzent industrielle Abfälle, die Medroxyprogesteronacetat enthielten, an eine Umwelttechnologiefirma weitergegeben hatte. Ein Zuckerhersteller wiederum hatte über zwei Jahre hinweg dieses Material in Tierfutter eingearbeitet und auch nach Deutschland verkauft. Rückstände von MPA wurden in Glukosesirup der betroffenen Firma und in Schweinefleisch nachgewiesen.[5][6]

Handelsnamen

Monopräparate

Depocon (A), Depo-Clinovir (D), Depo-Provera (CH), Farlutal (A, CH), Prodafem (A, CH), Sayana (A), diverse Generika (D)

Kombinationspräparate

Climopax (D), Indivina (D, CH), Osmil (D), Sisare (D), Triaval (CH)

Tiermedizin

Perlutex, Supprestral, Sedometril

Einzelnachweise

  1. a b Datenblatt Medroxyprogesterone bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 9. April 2011 (PDF).
  2. Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu Medroxyprogesteronacetat: CAS-Nummer: 71-58-9, EG-Nummer: 200-757-9, ECHA-InfoCard: 100.000.689, PubChem: 6279, ChemSpider: 6043, DrugBank: DB00603, Wikidata: Q2823834.
  3. British National Formula, September 2006, Seite 383, 464; bnf.org
  4. @1@2Vorlage:Toter Link/www.ema.europa.eu(Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: Summary Report der EMA) (PDF; 41 kB).
  5. Stellungnahme des BgVV vom 11. Juli 2002 (PDF; 40 kB).
  6. Pressemitteilung des BMVEL (heute BMELV) zu PMA-Rückständen vom 25. Juli 2002 (PDF; 20 kB).

Auf dieser Seite verwendete Medien

GHS-pictogram-silhouete.svg
Globales Harmonisiertes System zur Einstufung und Kennzeichnung von Chemikalien (GHS) Piktogramm für gesundheitsgefährdende Stoffe.