Maybach GO 6

Ein GO 6 in der ausgestellten Antriebseinheit des SVT Kruckenberg

Der GO 6 war ein schnelllaufender Dieselmotor der Maybach-Motorenbau GmbH zum Einbau in dreiteilige Schnelltriebwagen der Deutschen Reichsbahn Gesellschaft und markierte dort den Einstieg in bzw. Umstieg auf dieselhydraulische Antriebe für Triebfahrzeuge.

Aufbau und Bauteile

Der Motor ist eine Weiterentwicklung des GO 5, eine detaillierte Beschreibung des Aufbaus ist dort zu finden. Erkenntnisse und Verbesserungen aus dem Betrieb des GO 5 wurden übernommen, so die verstärkte Kurbelwelle mit sechs Gegengewichten und verstärkte Zylinderlaufbuchsen. Neu war der im Zylinderwinkel angeordnete Abgasturbolader, vergrößerte Kolben (Durchmesser 160 mm statt 150 mm), je Zylinder(kopf) zwei Ein- und zwei Auslassventile (statt zuvor je eins) und zentral darin angeordnete Einspritzdüse. Diese Änderungen ermöglichten eine Leistungssteigerung auf 600 PS bzw. 441 kW bei nur geringfügig höherem Gewicht und nahezu unveränderter Grundfläche des Motors.

Motoren mit elektrischer Kraftübertragung wurden über den als Lichtanlassmaschine nutzbaren Hauptgenerator elektrisch gestartet, Motoren mit hydrodynamischem Getriebe hatten mutmaßlich einen Ritzelanlasser. Wie beim Vorgänger konnte der Motor behelfsmäßig auch mit Druckluft gestartet werden. Ein interessantes Foto des einbaufertigen Motors mit hydraulischer Kraftübertragung befindet sich in der Literatur.[1]

Technische Daten

KenngrößeEinheitWertBemerkung
NennleistungkW441= 600 PS
Drehmoment bei NennleistungNm3.008
Nenndrehzahlmin−11.400
Leerlaufdrehzahlmin−1800
Zylinderanzahl12
Zylinderdurchmessermm160
Kolbenhubmm200
Hubvolumencm³48.255
Verdichtungsverhältnis13,5:1ohne Aufladung
mittlere Kolbengeschwindigkeitm/s9,3
mittlerer Arbeitsdruckbar8,0
Steuerzeit:Einlassventil öffnet°vOT52
Steuerzeit:Einlassventil Schließt°nUT28
Steuerzeit:Auslassventil öffnet°vUT38
Steuerzeit:Auslassventil schließt°nOT52
Kraftstoffverbrauchg/kWh242bei Volllast
Ölvorratl45Minimum 25 l
Kühlwasserinhalt Motorl95
Kühlwasserinhalt Kühlsysteml400
Motormassekg2.400mit Zubehör, ohne Betriebsstoffe
AbgasturboladerBBC-Büchi
Ansaugvolumen Abgasturboladerm3/min55,85bei 20 °C
Ladeüberdruck Abgasturboladerbar0,42
Nenndrehzahl Abgasturboladermin−111.300
zulässige Abgastemperatur°C550

Mit dem Motor zur Auslieferung ausgerüstete Fahrzeuge

Die Schnelltriebwagen der Bauart SVT Leipzig, SVT Köln und SVT Kruckenberg wurden mit dem GO 6 erstausgerüstet. Zwei der SVT Leipzig sowie das Einzelstück SVT Kruckenberg erhielten dabei erstmals hydrodynamische Getriebe.

Betriebserfahrungen

Anfangs erreichten die GO 6 eine ausbaufreie Laufleistung von 46.000 km[2], der etwas geringere Wert gegenüber Saugmotoren mit Kurbelwelle und Gegengewichten wird in der Literatur nicht begründet, dürfte aber mutmaßlich auf die höhere Leistung des Motors zurückzuführen sein. Durch Maßnahmen in der Instandhaltung und Konstruktionsänderungen konnten die Motoren der Baureihe GO auf eine störungsfreie Laufleistung von 150.000 Kilometern gebracht werden.[3] Für die neu eingeführten Strömungsgetriebe wird im SVT Leipzig anfangs eine ausbaufreie Laufleistung von 50.000 km genannt.[4]

Weiterentwicklung

1938 wurde mit der Motortype G 6 versuchsweise eine Version mit Vorkammereinspritzung entwickelt. An der Position der Einspritzdüse war die Vorkammer zentral im Zylinderkopf angeordnet. Wie bei den Verbesserungen zuvor wurden auch diese weitergegeben an die Saug- und Reihenmotoren als G 56 von 1938 und G56h von 1939. Ob und in welcher Zahl diese drei Varianten noch vor der kriegsbedingten Stilllegung der Verbrennungstriebwagen eingesetzt wurden, ist unbekannt, jedenfalls hatten die nach Kriegsende entwickelten GTO-Motoren durchgängig Wirbelkammereinspritzung.

Die Maybach-Motorenbau GmbH brachte 1951 mit dem GTO 6 eine grundlegend überarbeitete Weiterentwicklung des GO 6, faktisch eine Neuentwicklung, heraus, mit der die Probleme im Bereich des Kurbeltriebs behoben wurden. Auch diese Änderungen wurde weitergegeben an die Saugmotoren als GTO 56, über den Fortgang bei den Reihenmotoren ist nichts bekannt.

Literatur

  • Heinz R. Kurz "Fliegende Züge", 1994, EK-Verlag Freiburg, ISBN 3-88255-237-9

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Heinz R. Kurz "Fliegende Züge", EK-Verlag Freiburg, 1994, ISBN 3-88255-237-9, Seite 37
  2. Heinz R. Kurz "Fliegende Züge", EK-Verlag Freiburg, 1994, ISBN 3-88255-237-9, Seite 92
  3. MTU Firmenchronik "Vom Zeppelin zum Fliegenden Hamburger", VHC-Video zum 50-jährigen Bestehen des Maybach-Motorenbau, EK-Verlag Freiburg 1988
  4. Heinz R. Kurz Fliegende Züge, EK-Verlag Freiburg, 1994, ISBN 3-88255-237-9, Seite 82

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SVT 137 234 im Ausbesserungswerk in Delitzsch
Svt 137 155.jpg
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Torso des SVT 137 155 von Franz Kruckenberg im Verkehrsmuseum Dresden