Mauerspecht

„Mauerspecht“

Als Mauerspechte wurden im Volksmund Menschen bezeichnet, die nach dem Mauerfall 1989 die Berliner Mauer mit Hämmern bearbeiteten und Stücke herausklopften.

Hintergrund

Die Motivation der Mauerspechte war grundlegend verschieden. Es gab zahlreiche

Regelmäßige Durchsagen der West-Berliner Polizei „Unterlassen Sie sofort das Mauerklopfen…“ zeigten kaum Wirkung. Besonders beliebt bei Souvenirjägern und teuer bei Händlern waren Außenstücke mit Bemalungsresten (vgl. Abb. „Mauergraffiti“). Hierbei wurde aber von namentlich Unbekannten in der Mauerspechte-Spitzenzeit auch nachts an der Mauer oder sogar nachträglich „nachgefärbt“. Der Wert der entsprechenden Mauerteile, die die Farbe auch auf tags zuvor erzeugten Bruchflächen trugen, lag daher hinsichtlich des historischen Wertes bei fast Null. Und – ob gefärbt oder nicht – die Echtheit von als „Mauerstücke“ angebotenen Steinen ist oft zweifelhaft, auch wenn sie angeblich durch „Zertifikate“, die in der Regel von den Händlern selbst angefertigt worden sind, belegt wird.

Zeitweise fand auch ein florierender Verleih von Hämmern und Meißeln statt. John Runnings hatte bereits 1986 die Mauerkrone mit einem Vorschlaghammer bearbeitet und wird neben „Mauerläufer“ auch „Vater der Mauerspechte“ genannt.

Todesfall

Der 14-jährige Schüler Christoph-Manuel Bramböck war am 31. August 1990 gemeinsam mit einem Freund in Berlin-Marienfelde, Höhe Schichauweg, als Mauerspecht unterwegs. Die Mauer bestand in diesem Bereich – anders als im Zentrum Berlins – aus waagerecht übereinander befestigten Betonplatten. Beim Versuch, weiter oben Mauerteile abzuklopfen, löste sich eine der oberen Platten und erschlug den 14-Jährigen. Seit 2009 erinnert eine Gedenkstele, die von der Stiftung Berliner Mauer aufgestellt wurde, an Christoph-Manuel Bramböck.[1][2]

Impressionen


Weblinks

Commons: Fall and demolition of the Berlin Wall – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Übergabe der ersten Stelen für die Mauertoten: Die Erinnerung an die Mauertoten wird Teil des Berliner Mauerwegs Pressemitteilung der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde, 7. November 2009.
  2. In der Familie blieb ein Loch. Pressemitteilung des Landkreises Teltow-Fläming, 12. August 2011, abgerufen am 24. Februar 2013

Auf dieser Seite verwendete Medien

Stücke der Berliner Mauer.JPG
(c) Tilman Kluge, CC BY-SA 3.0
Stücke der Berliner Mauer (selbst abgebaut Nov. 1989); silberner und roter Farbrest auf Original Oberfläche links
BerlinMauer1989-2.jpg
Autor/Urheber: Joergsam, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Berlin Mauer 1989
Berliner Mauer Anfang 1990.jpg
Berliner Mauer Anfang 1990
Soon-gone-tear-me-down-4.jpg
Berliner Mauer einige Tage später, Schriftzug: "SOON GONE TEAR ME DOWN"
Soon-gone-tear-me-down-2.jpg
Berliner Mauer, Mauerspecht am Schriftzug: "SOON GONE TEAR ME DOWN"
Bundesarchiv Bild 183-1990-0117-316, Berlin, Grenzsoldat hinter Loch in Mauer.jpg
(c) Bundesarchiv, Bild 183-1990-0117-316 / Hirschberger, Ralph / CC-BY-SA 3.0
Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
ADN-ZB-Hirschberger-17.1.90- Berlin: Bei einem Blick durch die Mauer läßt sich manches entdecken, auch wenn es "nur" ein Grenzsoldat ist."
Soon-gone-tear-me-down-1.jpg
Berliner Mauer zwischen Reichstag und Brandenburger Tor. Schriftzug: "SOON GONE TEAR ME DOWN"
Soon-gone-tear-me-down-3.jpg
Nahaufnahme: Berliner Mauer, Mauerspecht am Schriftzug: "SOON GONE TEAR ME DOWN"
Mauerspechtloch.jpg
Berliner Mauer, Mauerspechtloch mit Blick auf Todesstreifen und Wachturm
BerlinMauer1989-1.jpg
Autor/Urheber: Joergsam, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Berlin Mauer 1989
Mauerspecht.jpg
Autor/Urheber: Havelbaude, Lizenz: CC BY-SA 3.0
User:Havelbaude anno 1989 als Mauerspecht