Mauer der Generalpächter

J. Palaiseau: La Barrière Blanche, 1819. Mauer der Generalpächter und Akzise- oder Zollhaus an der heutigen Place Blanche in Paris.

Die Mauer der Generalpächter (französisch Mur des Fermiers généraux) in Paris wurde zwischen 1785 und 1788 errichtet. Anders als die früheren Stadtmauern diente sie nicht zur Verteidigung, sondern zur Sicherung der Zolleinnahmen für die Gesellschaft der Generalpächter, der Ferme générale. Die Mauer der Generalpächter hatte eine Länge von 25 km und insgesamt sechzig Tore. Der Architekt Claude-Nicolas Ledoux war verantwortlich für die Planung und den Bau der Zollhäuser, er versuchte mit seinen Ideen eine Verbindungen zwischen Form und Funktion herzustellen.

Geschichte

Über einen Platz mit Springbrunnen hinweg ist die Rotunde im Bildmittelgrund zu sehen. Das Gebäude besteht aus einem von einem Säulengang mit Doppelsäulen umfangenen Rundbau, deren Eingang ein klassischer Portikus mit acht Säulen und einem leeren Tympanon bildet. Links und rechts gehen ebenfalls solche Portiken von der Rotunde ab.
Die Rotonde de la Villette, erbaut 1788 nach einem Entwurf von Claude-Nicolas Ledoux

In Paris hatten die Generalpächter vom König das Recht erlangt, Zölle auf alle eingeführten Waren zu erheben, während Güter auf dem Land weiterhin der Taille unterworfen waren. Da Paris vor 1784 jedoch nur wenig begrenzt war, häufig nur durch niedrige Mauern und Holzzäune, entgingen den Generalpächtern und damit der königlichen Schatzkammer erhebliche Zolleinkünfte. Um die ständig wachsende Zahl von Schmugglern zu stoppen, wurde im Jahre 1784 – basierend auf einer Idee des Chemikers, Juristen und Steuerpächters (fermier général) Antoine Laurent de LavoisierCharles Alexandre de Calonne mit der Planung einer Mauer rund um Paris, der Mur des Fermiers généraux, beauftragt. Im Mai begann die Arbeit von Seiten der Hôpital de la Salpêtrière und setzte sich zügig fort. Im Jahre 1786 war die südliche Hälfte vollendet. Am 19. Juni 1790 wurde die Stadtmauer eingeweiht, doch nach Protesten der Pariser Bevölkerung stimmten die Abgeordneten der revolutionären Konstituante bereits im März 1791 für eine Aufhebung der Grenzfunktion. 1798 führte das Direktorium sie jedoch als „octroi municipal de bienfaisance“ (etwa: städtische Wohlfahrtssteuer) wieder ein. 1860 wurden die Mauern geschleift und die dahinter liegenden Gebiete, die petite banlieue, eingemeindet.[1] Nur wenige Gebäude erinnern heute an die Mauer der Generalpächter, so etwa das erhalten gebliebene Zollhaus Rotonde de la Villette.

Der Verlauf der Mauer entspricht ungefähr der Führung der heutigen Metrolinien 2 und 6 zwischen der Place Charles de Gaulle und Place de la Nation.

Literatur

  • Renaud Gagneux, Denis Prouvost: Sur les traces des enceintes de Paris. Parigramme, 2004.
  • Louis-Sebastien Mercier: Le tableau de Paris. [1781/88]. Édition établie sous la direction de Jean-Claude Bonnet, 2 Bde., Paris 1994.
    • Dt. Übersetzung: Louis-Sebastien Mercier: Tableau de Paris. Bilder aus dem vorrevolutionären Paris. Herausgegeben von W. Tschöke, Manesse Verlag, 1996, ISBN 3-7175-1776-7.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Mauer der Generalpächter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Michel Huard: Les enceintes après 1790. In: paris-atlas-historique.fr. Abgerufen am 1. März 2016.

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Rotonde de la Villette, Paris September 2011.jpg
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Rotonde de la Villette, Paris.